Richtig entschuldigen: 9 Tipps für eine ehrliche Entschuldigung

von | Stand: 2. Jan 2023

Sich richtig zu entschuldigen, kann eine echte Herausforderung sein. Entdecke jetzt 9 Tipps für die optimale Entschuldigung.

30-Sekunden Zusammenfassung

  • Sich richtig zu entschuldigen, hilft dabei, erschüttertes Vertrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen wiederherzustellen.  
  • Eine authentische Entschuldigung erfordert Mut zur Verletzlichkeit.
  • Angst vor Zurückweisung, fehlende Einsicht und ein angekratztes Ego machen eine ernst gemeinte Entschuldigung zu einer herausfordernden Angelegenheit.
  • Für eine aufrichtige Entschuldigung dürfen Reue, das Eingeständnis von Fehlern und eine achtsame Kommunikation nicht fehlen.
  • Richtig entschuldigen geht so: 1. Übernimm Verantwortung für dein Fehlverhalten, 2. Warte nicht zu lange mit der Entschuldigung, 3. Wähle die passende Form (schriftlich, telefonisch, persönlich) und 4. Wiederhole nicht den Fehler, für den du dich entschuldigt hast.
  • Mit ausreichend Empathie und aufrichtigem Interesse an der Beziehung zu deinem Gegenüber wird dir die Entschuldigung leichter fallen.

Warum sind Entschuldigungen schwer?

Fehler sind menschlich. Sich diese einzugestehen und Verantwortung für das Fehlverhalten zu übernehmen, kann mitunter unangenehm sein.

Kurzum: Sich richtig zu entschuldigen, erfordert Mut zur Verletzlichkeit – und oftmals auch die Fähigkeit, über den eigenen Schatten springen zu können.

Entdecke die wichtigsten Gründe, warum aufrichtige Entschuldigungen schwer fallen:

Aufrechterhaltung des positiven Selbstbildes

Der Mensch strebt laut sozialpsychologischer Forschung danach, ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten. Einfach gesagt: Wir möchten uns selbst als grundsätzlich “gute” Menschen sehen.

Wenn du dir einen Fehler eingestehen musst und dich infolgedessen entschuldigst, kann dies dein Selbstbild negativ beeinflussen – und sich auf dein Selbstbewusstsein auswirken.

In anderen Worten: Dein Ego ist angekratzt. 

“Die anderen sind Schuld!”

Wenn du nicht einsiehst, wofür du dich entschuldigen “sollst”, wird es dir besonders schwer fallen, eine Entschuldigung zu formulieren.

Um die Wogen zu glätten und mehr Empathie für deinen Konfliktpartner zu entwickeln, suche zunächst das Gespräch mit deinem Gegenüber. In diesem Gespräch ist wichtig: Höre erst einmal zu! Widerstehe dem Drang, dich zu rechtfertigen. Verstehe, ob und welches Fehlverhalten deinerseits aus der Sicht deines Gegenübers vorliegt.

Frage ihn oder sie Verständnisfragen wie zum Beispiel: 

  • “Was genau brauchst du in Zukunft von mir?” 
  • “Was kann ich anders machen?”
  • “Wie fühlst du dich?”

In einem konstruktiven Streit wirst du so über kurz oder lang erkennen, für welche deiner Handlungen aus der Vergangenheit du Verantwortung übernehmen willst.

Wenn du beispielsweise nachvollziehen kannst, welche Verletzung dein Verhalten verursacht hat, wird es dir leichter möglich sein, dich aufrichtig zu entschuldigen.

Kurzum: Du zeigst mit den Fingern nicht mehr nur auf andere, sondern reflektierst zunächst dein eigenes Verhalten.

Angst vor Zurückweisung

Wenn die Fronten in einem Konflikt verhärtet sind, wirkt eine Entschuldigung oftmals entwaffnend beziehungsweise versöhnend und trägt zur Lösung des Konflikts bei.

Der Weg bis zur Entschuldigung kann sich jedoch durchaus schwierig gestalten: Wenn du dich richtig entschuldigst, machst du dich damit auch verletzlich.

Viele Menschen haben die Perspektive: Eine aufrichtige Entschuldigung kommt dem Eingeständnis einer charakterlichen Schwäche gleich. Da jedoch jeder Mensch Fehler macht, ist es genau andersherum: Fehler zu reflektieren, einzugestehen und sich infolgedessen authentisch zu entschuldigen, ist eine Stärke.

Trotzdem liegt ein wichtiger Grund, warum Entschuldigungen mitunter so schwer fallen, in der Angst vor Zurückweisung. Denn das Eingeständnis eines Fehlers öffnet nicht nur den Raum für die Versöhnung, sondern auch für die mögliche Verurteilung für dein Fehlverhalten. Sich richtig zu entschuldigen, ist deshalb mutig.

Richtig entschuldigen: 9 Tipps

Entschuldigen dienen dazu, erschüttertes Vertrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen zu reparieren. Oftmals ist eine genuine Entschuldigung der Startpunkt für den “Heilungsprozess” einer Beziehung.

Richtig entschuldigen_Tipps

Wenn du dich richtig entschuldigst, übernimmst du Verantwortung für deine Worte und Handlungen.

Nicht in allen Fällen reicht dabei eine verbale Entschuldigung aus, sondern die Konfliktsituation erfordert eine Art von Wiedergutmachung als ernste Entschuldigung.

Je mehr Komponenten du für deine Entschuldigung berücksichtigst, desto effektiver wird sie laut Wissenschaft sein.

Es warten wertvolle Tipps für dich, die dir zeigen, worauf du bei einer richtigen Entschuldigung achten kannst.

Beziehung statt Ego

Richte die Aufmerksamkeit weg von deinem Ego und hin zu der Beziehung, die du mit einer aufrichtigen Entschuldigung stärkst. So fällt eine richtige Entschuldigung wesentlich leichter.

Rufe dir die Bedeutung der Beziehung, die du zu der Person hast, ins Gedächtnis. Stelle dir die Fragen:

  • Welchen Effekt hätte eine aufrichtige Entschuldigung auf die Beziehung zu der Person, die womöglich eine Entschuldigung von mir erwartet?
  • Finde ich die Kraft, mich aufrichtig zu entschuldigen, weil ich mein Fehlverhalten erkenne, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin?

Eine Entschuldigung ergibt natürlich nur dann Sinn, wenn du nach ausreichend Reflexion auch wirklich zu dem Schluss kommst, dass du einen Fehler begangen hast.

Richtigen Zeitpunkt nicht verpassen

Wann entschuldigt man sich am besten? Wichtig ist: Du solltest mit deiner Entschuldigung nicht zu lange warten. Entschuldigungen sind laut Studien wirkungsvoller, wenn sie in zeitlicher Nähe zur Konfliktsituation folgen.

Mit anderen Worten: Kläre ein Missverständnis so schnell wie möglich auf, um dich richtig zu entschuldigen. Übernimm Verantwortung für dein Fehlverhalten und suche so bald wie möglich das Gespräch mit deinem Gegenüber, anstatt ihm oder ihr aus dem Weg zu gehen.

Verantwortung übernehmen

Verantwortung zu übernehmen bedeutet: Reflektiere dein Verhalten, höre deinem Gegenüber zu, sieh Fehlverhalten gegebenenfalls ein und entschuldige dich bei deinem Gegenüber.

Meist geht einer Entschuldigung ein Vorwurf oder eine empörte Frage aufgrund eines Missverständnisses voraus. Es geht darum, darauf angemessen zu antworten und dich der Situation nicht aus Bequemlichkeit zu entziehen.

Zur Verantwortung gehört auch die Einsicht deines Fehlers: Benenne dein Fehlverhalten explizit in deiner Entschuldigung, um deinem Gegenüber zu zeigen, dass du dir deines Fehlers bewusst bist.

Wenn du deiner Partnerin oder deinem Partner beispielsweise ein Schimpfwort in einem Streit an den Kopf geworfen hast, zieht er oder sie sich womöglich zurück oder wird wütend.

Vielleicht hilft dir folgende Beispielformulierung. Du kannst diese Formulierung ganz einfach an deine Situation anpassen:

„Als ich [das Verletzende] gesagt habe, habe ich nicht nachgedacht und die Kontrolle über meine Emotionen verloren. Ich verstehe, dass ich deine Gefühle verletzt habe. Das tut mir Leid.“

Wichtig: Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht, alle Schuld auf dich zu nehmen. Du musst dich nicht zum Sündenbock für alles machen. Deshalb ist es so wichtig, dass du zunächst reflektierst und zuhörst, bevor du dich richtig entschuldigen kannst.

Reue zeigen

Als wichtige Komponenten einer richtigen Entschuldigung gelten in der Psychologie: Aufrichtige Reue und Bedauern. 

Zeige deinem Gegenüber, dass du betroffen bist und es dir am Herzen liegt, die Situation zu klären.

Mit folgenden Beispielformulierungen kannst du deine Reue ausdrücken, um dich richtig zu entschuldigen:

  • „Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich anders handeln.“
  • „Ich bedaure den Fehler aufrichtig, bitte gib mir die Gelegenheit, ihn wieder gutzumachen.“
  • „Diesen Vorfall bereue ich zutiefst.“
  • „Ich wünschte, dass ich diesen Fehlgriff nicht begangen hätte.“

Zusätzlich kannst du glaubhaft zum Ausdruck bringen, dass du den Fehler in der Zukunft nicht noch einmal begehen wirst.

Ich-Botschaften

In einer richtigen Entschuldigung redest du dich nicht um Kopf und Kragen. Du erklärst oder rechtfertigst dich nicht, sondern bist achtsam in deiner Kommunikation.

Damit du dich nicht in Rechtfertigungen verlierst, achte bei der Kommunikation deiner Entschuldigung vor allem auf folgende zwei Punkte:

  • Ich-Form: Sprich in Ich-Botschaften. Das verhindert Missverständnisse durch mögliche Fehlinterpretationen deines Gegenübers. Beispiel: “Ich wünsche mir, dass wir wieder zueinander finden”.
  • Gefühle zeigen: Wenn du dich doch erklären möchtest, dann rechtfertige dich nicht, sondern sprich von deinen Gefühlen. Wie ging es dir in der Situation? Welches Bedürfnis steckte hinter deinem Handeln? Beispiel: “Ich war enttäuscht, weil ich mir gewünscht hätte, dass du für mich da gewesen wärst”.

Ändere etwas

Nach Psychologe Benoit braucht eine richtige Entschuldigung eine Änderungsabsicht. Frage dich also zunächst: Was kannst du in Zukunft konkret anders machen und wie verhinderst du, dass dir der gleiche Fehler noch einmal unterläuft?

Schlage deinem Gegenüber deine konkreten Pläne im Rahmen deiner Entschuldigung vor:

  • Wenn etwas kaputt gegangen ist: „Wie kann ich es ersetzen?“
  • Wenn du etwas Verletzendes gesagt hast: „Ich weiß, dass meine Worte dich verletzt haben. Ich hätte niemals so mit jemandem sprechen sollen, den ich liebe und respektiere. Ich werde mein Bestes tun und beim nächsten Mal erst denken, bevor ich spreche.“
  • Wenn du das Vertrauen gebrochen hast: „Kann ich jetzt irgendetwas tun, um dein Vertrauen zu mir wieder zu stärken?“

Grenzen anerkennen

Wenn man mit jemandem in Konflikt gerät, wird oft eine Grenze überschritten: Das kann beispielsweise ein Vertrauensbruch, das Verletzen von sozialen “Regeln”, Werten oder anderen Vereinbarungen sein.

Einer der wichtigsten Teile einer richtigen Entschuldigung ist es, Grenzen wieder anzuerkennen.

Gesunde Grenzen sind in jeder Beziehung wichtig – übrigens nicht nur im partnerschaftlichen, sondern auch im freundschaftlichen oder familiären Kontext. Von Zeit zu Zeit muss man diese Grenzen neu aushandeln: Eine richtige Entschuldigung ist eine gute Gelegenheit hierfür.

Wenn ihr besprecht, welche Art von Grenzen ihr in Zukunft respektieren wollt, werden Vertrauen, Wertschätzung und andere positive Gefühle wiederhergestellt. 

Die Entschuldigung bietet einen natürlichen Übergang vom Konflikt in eine glücklichere Zukunft in der Beziehung.

Beispielsweise können du und dein:e Partner:in, Freund:in oder dein Familienmitglied die Dinge besprechen, die ihr nicht toleriert.

Dazu können gehören:

Höre dir jetzt die Podcastfolge über gesunde Grenzen in Beziehungen an, wenn du dich näher mit dem Thema auseinandersetzen willst.

Passende Form der Entschuldigung wählen

Je nach Kontext kannst du die Form deiner Entschuldigung anpassen.

Du entschuldigst dich im beruflichen Kontext? Abhängig von der Bedeutsamkeit deines Fehlverhaltens ist hier eine kurze Entschuldigung per E-Mail in vielen Fällen völlig ausreichend.

Handelt es sich allerdings um eine Entschuldigung im Familien-Kontext, ist der Griff zum Telefonhörer oder ein Vier-Augen-Gespräch angemessen: Suche das persönliche Gespräch und verhindere so weitere Missverständnisse.

Möchtest du dich bei deinem Partner oder deiner Partnerin entschuldigen, ist in den meisten Fällen eine Entschuldigung in Persona angebracht. So kannst du durch Gesten und Körpersprache, wie beispielsweise eine liebevolle Umarmung, deine Aufrichtigkeit unterstreichen – und beschleunigst den Prozess der Vergebung.

Um Vergebung bitten

Die Bitte um Vergebung kann deine Entschuldigung von einer einseitigen Konfliktlösungsstrategie in ein konstruktives Gespräch verwandeln.

In anderen Worten: Indem du um Vergebung bittest, beteiligst du dein Gegenüber am Wiederherstellungsprozess des Vertrauens – häufig der Zweck einer richtigen Entschuldigung.

Vorsicht: Nur weil jemand deine Entschuldigung annimmt, heißt das noch nicht, dass er oder sie dir vergibt. Vergeben und Verzeihen ist oft ein längerer Prozess, der durch eine Entschuldigung eingeleitet werden kann.

Positive Effekte einer Entschuldigung

Meistens bringt eine Entschuldigung dein Gegenüber und dich wieder näher zusammen: Wenn du dich richtig entschuldigst, kann er oder sie wieder Vertrauen in dich aufbauen. 

Somit dient eine Entschuldigung als Einladung zu einem gemeinsamen Neubeginn: Du lernst aus deinen Fehlern und ihr findet gemeinsam neue Wege, mit schwierigen Situationen umzugehen.

Indem du dich aufrichtig entschuldigst, erkennst du außerdem an, dass du eine Grenze überschritten hast: Ein Vertrauensbruch, das Verletzen gemeinsamer sozialer Regeln oder anderer Vereinbarungen.

Im Gegensatz zu einer toxischen Beziehungsdynamik definierst du durch eine aufrichtige Entschuldigung wichtige Grenzen neu. Kurzum: Aufrichtige Entschuldigungen sind ein wichtiges Anzeichen gesunder Beziehungen.

Fazit

Eine Entschuldigung dient der Wiederherstellung des Vertrauens in Beziehungen. Wenn du dich richtig entschuldigst, machst du eine Versöhnung nach einem Konflikt möglich.

Folgende Punkte sind besonders zielführend bei einer Entschuldigung:

  • Richtigen Zeitpunkt nicht verpassen: Entschuldige dich so bald wie möglich.
  • Verantwortung übernehmen: Gesteh dir deine Fehler ein.
  • Reue zeigen: Drücke dein Bedauern in der Gegenwart deines “Konfliktpartners” aus.
  • Ich-Botschaften: Kommuniziere achtsam und sprich von deinen Gefühlen.
  • Ändere etwas: Schlage eine alternative Verhaltensweise für die Zukunft vor.
  • Grenzen anerkennen: Welche Grenze hast du in deiner Beziehung überschritten? Steckt die Grenzen erneut gemeinsam ab.
  • Passende Form der Entschuldigung wählen: Wähle je nach Kontext entweder die schriftliche, telefonische oder persönliche Entschuldigung.
  • Um Vergebung bitten: Bitte dein Gegenüber, dir zu vergeben.

Hörst du auf deine Entschuldigung die Worte „Ist schon in Ordnung“ oder „Bitte tu das nicht noch einmal“ oder sogar „Danke, ich hab dich gehört, ich brauche noch etwas Zeit“, ist das ein Zeichen für die Anerkennung und Akzeptanz deiner Entschuldigung.

Eine Versöhnung ist sehr wahrscheinlich, wenn du sogar Wertschätzung für deine Entschuldigung erhältst. Mit genügend Empathie, einem offenen Herzen und aufrichtigem Interesse an der Beziehung zu deinem Gegenüber wird dir die Entschuldigung leichter fallen.

Über den Autor

Über den Autor

Chris Bloom ist Systemischer Therapeut, Autor, Podcaster und Speaker. Nach einem Studium der Gesundheits­ökonomie (M.Sc.) arbeitete Chris im Gesundheits­bereich. Seit 2017 ist Chris als Coach tätig und hat sich auf die Themen Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis spezialisiert.

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Chris Bloom

Ich bin Chris Bloom – Systemischer Therapeut, Gesundheitsökonom (M. Sc.), Autor, Podcaster, Speaker und Coach. Unsere Gedanken und die richtige innere Haltung empowern uns, unser Leben nach unseren Wünschen zu kreieren. Das Fundament hierfür bilden die drei Säulen: Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis. Diese sind für uns individuell erlernbar – wie das Einmaleins in der Schule. Ich helfe dir dabei, dieses Fundament zu schaffen – damit du das Leben leben kannst, das du dir wünscht. Infos zu meiner Vita und Vision: Wer ist Chris Bloom?

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