Streiten in der Beziehung: Wie viel ist “normal” und wie geht es richtig?

von | Stand: 23. Mrz 2024

Du streitest dich ständig mit deinem Partner oder deiner Partnerin und fragst dich jetzt, ob das normal ist? Erfahre hier, warum Streit in der Beziehung nicht ungewöhnlich ist und wie du richtig streitest.

30-Sekunden-Zusammenfassung:

  • Streit in der Beziehung ist normal und kann für eine Partnerschaft sogar gesund sein.
  • Besonders in der Kennenlernphase sind Streits nicht ungewöhnlich, da jeder Partner seine eigenen Werte, Meinungen und Gewohnheiten in die Beziehung miteinbringt.
  • Dabei wird häufig über Themen wie Geld, Haushalt und Intimität gestritten.
  • Wenn du dich mit deinem Partner oder deiner Partnerin streitest, ist aber nicht entscheidend, worüber ihr euch streitet, sondern wie ihr das macht. Es geht darum, sich richtig zu streiten. 
  • Besonders wichtig ist es, lösungsorientiert vorzugehen. Vorwürfe bringen euch dagegen nicht weiter, und Beschimpfungen verletzen lediglich die Gefühle des anderen. Respektiert stattdessen die Grenzen des anderen und geht auf ihn ein.
  • Wie man richtig streitet, kannst du lernen. Dafür eignet sich am besten ein Coaching.

Streit besser vermeiden, oder nicht?

In einer gesunden Beziehung ist es normal, sich zu streiten. Wissenschaftler:innen sind sich dabei einig, dass Paare, die offen miteinander sind und den Streit in ihrer Partnerschaft nicht vermeiden, sondern ihre Konflikte lösen, glücklicher miteinander sind.

Der Trick: Glückliche Paare streiten lösungsorientiert. Sie verstehen sich auch im Streit als “Team” und versuchen, den Konflikt inhaltlich zu lösen – und sich nicht auf persönlicher Ebene anzugreifen.

Streit in der Beziehung ist also nicht per se schlecht. Es geht vielmehr darum, wie Paare in einer Beziehung streiten.

Streiten in der Kennenlernphase

Ihr kennt euch noch gar nicht so lange? Auch ein Streit in der Kennenlernphase ist nicht unüblich, da ihr erst einmal verstehen müsst, wie der andere tickt. 

Schließlich bringt jeder von euch andere Gewohnheiten, Werte, Meinungen und Glaubenssätze mit in die frische Beziehung.

Später, in einer festen Beziehung, wiederholen sich Streitereien und ähneln einem festen Verhaltensmuster – einem Skript.

Deswegen ist es besonders wichtig, schon in der Kennenlernphase zu wissen, wie man richtig streitet, um die Sackgasse zu vermeiden.

Typische Streitgründe in Beziehungen

Viele Paare streiten sich im Alltag meist über Themen wie diese hier:

  • Intimität
  • Haushalt
  • Kommunikation
  • Freizeit
  • Geld

Ein Beispiel: Dein:e Partner:in sieht es vielleicht mit dem Haushalt nicht ganz so eng. So kommt es häufig vor, dass du von dreckigem Geschirr begrüßt wirst, wenn du nach Hause kommst. Das treibt dich zur Weißglut. Die Folge: Ihr streitet euch.

Dabei ist das Thema gar nicht entscheidend dafür, ob euer Streit destruktiv oder konstruktiv verläuft. Wichtig ist, wie ihr miteinander streitet.

Richtig streiten in der Beziehung: 3 Tipps

Dafür sind hier drei hilfreiche Tipps für dich, mit denen ihr in eurer Beziehung positiv und wohlwollend miteinander streitet. Wenn es in eurer Beziehung wegen der vielen Streitereien kriselt, kann richtiges Streiten sogar die Beziehung retten.

Streiten in der Beziehung_Tipps

Tipp 1: Lösungsorientiert streiten

Stell dir die folgende Situation vor: Du streitest mit deinem Partner oder deiner Partnerin darüber, dass er oder sie nicht den Müll rausbringt. Dann ist das das eigentliche Problem, was ihr lösen wollt.

Allerdings kommt es oft vor, dass sich ein Streit über ein eigentlich kleines, vermeintlich unbedeutendes Thema hochschaukelt. Dann geht es möglicherweise irgendwann nicht mehr um den ursprünglichen Streitgrund (Müll raus bringen).

Wenn sich Streits in dieser Form verselbstständigen, können sie eine Menge destruktiver Energie entfalten. Manche Partner:innen beginnen dann, das Gegenüber persönlich anzugreifen. Die Beziehung wird zum Energieräuber.

Studien zeigen: Glückliche Paare streiten lösungsorientiert und vermeiden persönliche Abwertungen oder Beleidigungen.

Folgende Sätze sagen glückliche Paare während eines Streits also eher nicht:

  • “Warum bist du immer so?”
  • “Du bist zu emotional”
  • “Du übertreibst mal wieder.“
  • “Wärst du nicht so kompliziert/dumm/anstrengend, hätten wir gar kein Problem.“
  • “Das bildest du dir bloß ein.“

Destruktive Streits sind auf Dauer nicht gut für eine Beziehung, und können sogar eine Trennung nach sich ziehen.

Geh deshalb auf deine:n Partner:in zu und frag ihn nicht, warum er dieses oder jenes nicht gemacht hat, sondern bitte ihn höflich darum, es jetzt zu tun: Mach also einen konkreten, lösungsorientierten Verhaltensvorschlag.

Dabei kannst du auch auf deine eigenen Gefühle eingehen und deinem Gegenüber sagen, warum dir das so wichtig ist.

Tipp 2: Emotionale Verletzungen vermeiden

Sind beide Partner:innen sehr emotional, kann es passieren, dass der Streit in einer Beziehung überkocht. Sticheleien und böse Bemerkungen sind die Folge. In toxischen Beziehungen kann es sogar zu manipulierendem Verhalten wie Gaslighting kommen.

Derartige Beschimpfungen solltest du bei einem Streit mit deinem Partner oder deiner Partnerin unbedingt vermeiden, denn gerade charakterliche Anschuldigungen wie “Du bist zu faul” oder Ähnliches bringen euch der Problemlösung nicht näher. Es entstehen so nur Zweifel an der Partnerschaft und unnötige emotionale Verletzungen.

Stattdessen ist es wichtig, auf die Gefühle des anderen einzugehen. Dafür musst du den Standpunkt deines Partners oder deiner Partnerin verstehen lernen.

Frag dein Gegenüber, wie dieser sich in dem Moment fühlt. Und hör zu, was die Person zu sagen hat.

Essenziell ist, dass du mit dir selbst im Reinen bist. Deine innere Ruhe hilft dir dabei, bei einem Streit auf die andere Person einfühlsam einzugehen, ohne dich selbst zu verlieren. Der Streit wird dann zur Möglichkeit, aneinander zu wachsen und dich selbst mehr zu finden.

Eskaliert euer Streit dann doch mal, ist es umso wichtiger, sich bei dem Partner oder der Partnerin ehrlich zu entschuldigen oder umgekehrt auch zu verzeihen.

Tipp 3: Grenzen respektieren

Genauso wie man während eines Streits darauf hinarbeiten sollte, den Konflikt zu lösen, sollte man offen dafür sein, sich selbst und seinem Gegenüber eine Pause zu gönnen. Dazu gehört, Grenzen setzen und respektieren zu können.

Denn es kommt häufiger vor, dass eine oder beide Partner:innen während eines Streits in den “Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsmodus” wechseln.

Dabei ist einer von euch in der Beziehung der Stressor. Dieser muss nicht immer derselbe sein, sondern kann auch durchaus wechseln. Der Stressor löst in dem anderen eine Gefahrensituation aus.

Stresshormone führen dann dazu, dass man entweder aus der Situation fliehen will – sich zurückzieht – oder versucht, diese zu bekämpfen (Flight-or-Fight).

Das kann sogar so schlimm werden, dass derjenige in einen “Freeze”-Modus verfällt. Darin reagiert die Person nicht mehr, sondern versucht die Situation zu ignorieren, in der Hoffnung darauf, dass der Stressor das Interesse am Kampf verliert.

Meist ist eine Problemlösung dann nicht mehr möglich. Das führt zu Frustration und kann den Streit sogar eskalieren lassen.

Sieht der Streit in eurer Beziehung dergleichen aus, solltet ihr euch beide eine Auszeit nehmen. Das hilft, damit ihr beide wieder den Kopf frei bekommt und euch auf das eigentliche Problem fokussieren könnt.

Kann man Streiten mit dem Partner lernen?

Die gute Nachricht ist: Du kannst lernen, wie du in einer Beziehung richtig streitest.

Am wichtigsten ist es, dass du zuhörst, was dein Partner oder deine Partnerin zu sagen hat. Ein weiteres Fundament für lösungsorientiertes Streiten ist gegenseitiges Vertrauen.

Arbeite dafür zuallererst an dir selbst. Dafür kannst du etwa am Coaching teilnehmen, in dem du alles lernst, was du für einen positiven Streit in der Partnerschaft wissen musst.

Wie viel Streit ist zu viel?

Streiten in der Beziehung ist sinnvoll, aber wie bekanntlich alles nur in der richtigen Dosis. Denn streitet ihr zu häufig über Probleme, die ihr in dem Moment sowieso nicht lösen könnt, kann es passieren, dass du deinen Partner oder eure Partnerin nur verletzt, anstatt einen Konflikt wirklich zu lösen.

Über den Autor

Über den Autor

Chris Bloom ist Systemischer Therapeut, Autor, Podcaster und Speaker. Nach einem Studium der Gesundheits­ökonomie (M.Sc.) arbeitete Chris im Gesundheits­bereich. Seit 2017 ist Chris als Coach tätig und hat sich auf die Themen Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis spezialisiert.

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Chris Bloom

Ich bin Chris Bloom – Systemischer Therapeut, Gesundheitsökonom (M. Sc.), Autor, Podcaster, Speaker und Coach. Unsere Gedanken und die richtige innere Haltung empowern uns, unser Leben nach unseren Wünschen zu kreieren. Das Fundament hierfür bilden die drei Säulen: Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis. Diese sind für uns individuell erlernbar – wie das Einmaleins in der Schule. Ich helfe dir dabei, dieses Fundament zu schaffen – damit du das Leben leben kannst, das du dir wünscht. Infos zu meiner Vita und Vision: Wer ist Chris Bloom?

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