Dysfunktionale Beziehungen sind geprägt durch festgefahrene Kommunikation, wiederkehrenden Streits sowie verschwimmende Grenzen.
30-Sekunden Zusammenfassung
- Eine dysfunktionale Beziehung raubt dir Energie und gibt dir nicht das, was du eigentlich von einer Liebesbeziehung suchst – Vertrauen, Geborgenheit oder emotionale Nähe.
- Du erkennst eine dysfunktionale Beziehung an festgefahrener Kommunikation, wiederkehrenden Streits und verschwimmenden persönlichen Grenzen (oder Isolation).
- Manche Muster sind früh gelernt, andere entstehen, weil sie kurzfristig eine Funktion in der Beziehung erfüllen.
- Die Muster zu erkennen, ist der erste Schritt zur Veränderung.
- Es warten 13 wertvolle Tipps auf dich, um ungesunde Beziehungsmuster zu durchbrechen.
- Du hast die Wahl: Die Beziehung aktiv mitgestalten oder neue Wege für dich alleine gehen.
Was ist eine dysfunktionale Beziehung?
Stell dir einmal eine Teekanne vor, die von außen wunderschön aussieht – vielleicht sogar ein Erbstück mit Geschichte. Doch: Jedes Mal, wenn du versuchst, heißen Tee einzufüllen, tropft es an allen Seiten heraus, sodass nichts eingeschenkt werden kann.
Die Kanne ist zwar eine Teekanne – sie wirkt auf den ersten Blick funktional – aber sie erfüllt ihren Zweck nicht: Wärmenden, wohltuenden Tee zu spenden. Stattdessen bleibt deine Tasse leer.
So ähnlich kann sich auch eine dysfunktionale Liebesbeziehung anfühlen. Von außen sieht die Partnerschaft ganz „normal“ aus, manchmal sogar liebevoll – doch tief im Inneren fühlst du dich innerlich leer und emotional nicht genährt. Sie gibt dir nicht das, was man in einer Liebesbeziehung eigentlich sucht:
- Vertrauen,
- Geborgenheit,
- Intimität,
- emotionale Bindung und Nähe.
Der Begriff „dysfunktional“ bedeutet dabei nicht einfach nur, dass es Schwierigkeiten gibt (die gibt es in jeder Beziehung). Auch nicht, dass die Beziehung toxisch ist. Es geht vielmehr um wiederkehrende, belastende Muster, in denen ihr euch als Paar verfahren habt.
Das Resultat: Die emotionalen Bedürfnisse beider Partner:innen bleiben langfristig auf der Strecke.
Anzeichen für eine dysfunktionale Beziehung
„Ist meine Beziehung (noch) gesund?“ – Wenn dieser Gedanke in deinem Kopf kreist, bist du nicht allein.
Dieser Gedanke kommt auf, wenn sich deine Partnerschaft eher wie eine Last anfühlt.
Jede Beziehung hat ihre Herausforderungen. Doch vielleicht fühlst du dich in deiner Beziehung manchmal, als wärst du in einer verfahrenen Situation gefangen, aus der du keinen Ausweg siehst.
Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Erkenne und verstehe die dysfunktionale Beziehungsdynamik. Nicht um eine:n Schuldige:n zu finden, sondern um Ansatzpunkte für Veränderung zu finden.
Die folgenden Anzeichen dysfunktionaler Beziehungen können dir als Kompass dienen. Sie helfen dir, deine eigenen Erfahrungen zu reflektieren und vertiefen dadurch dein Verständnis für das, was zwischen euch passiert.
Die Kommunikation scheitert
Wie wir miteinander kommunizieren, haben wir meist von unserem Elternhaus – ohne es zu hinterfragen – übernommen. Ob das gewaltfrei und lösungsorientiert ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Es kann sein, dass es in eurer Kommunikation immer an der gleichen Stelle hakt.
Typische 5 Beispiele für wiederkehrende, dysfunktionale Kommunikationsdynamiken sind folgende:
1. Schweigen: Es gibt Themen, über die dein:e Partner:in und du nicht reden können – weil es sonst eskaliert. Du fühlst dich einsam und unverstanden.
2. Mangel an Metakommunikation: Als Paar sprecht ihr überhaupt nicht darüber, wie ihr eigentlich miteinander kommuniziert und ob das für eure Beziehung zuträglich ist oder nicht.
3. Widersprüchliche Botschaften: Manchmal sagt dein:e Partner:in das eine, aber seine Körpersprache oder Handlungen erzählen eine ganz andere Geschichte. Das kann dich total verwirren und verunsichern.
4. Rückzug: Einer der Partner:innen gibt immer nach und zieht sich aus dem Kontakt zurück, der andere dominiert.
5. Vorwürfe statt Ich-Botschaften: Unterstellst du deinem Gegenüber eine böse Intention, wird daraus schnell ein persönlicher Angriff, vor dem es sich zu schützen gilt. Anstatt über das eigentliche Problem mit einer Ich-Botschaft zu sprechen oder durch gegenseitiges Nachfragen für Verständnis zu sorgen, schmeißt ihr euch immer die gleichen Vorwürfe an den Kopf.
Endlosschleife alter Muster
Fühlst du dich manchmal, als würdest du immer wieder in dasselbe alte Muster verfallen? Immer wieder dieselbe Situation, obwohl du dir so sehr Veränderung wünschst. Das kann sich sehr verzweifelt anfühlen – als hättest du keine Kontrolle mehr über euer Miteinander.
Egal wie viel Mühe dein:e Partner:in und du euch gebt, in Stressmomenten fallt ihr in die gleichen Dynamiken zurück.
Der erste Schritt, um aus dieser Endlosschleife auszubrechen, ist die Bewusstwerdung. Möglicherweise erkennst du dein Verhalten (oder das deines Gegenübers) in einer der folgenden, festgefahrenen Beziehungsdynamiken wieder:
- Feste Rollenverteilung: In einer dysfunktionalen Beziehung sind beispielsweise die Rollen für Geben (sich kümmern) und Nehmen (bedürfen) häufig fest vergeben. Diese Rollen sind unflexibel und erlauben es dir kaum, aus ihnen herauszuwachsen oder neue Seiten an dir oder deinem Gegenüber zu entdecken.
- Fehlende Wertschätzung: Ein festgefahrenes Verhaltensmuster kann auch sein, sich wiederholt nicht zu wertschätzen. Bemühungen werden nicht gesehen, und Lob oder Zuneigung werden selten oder gar nicht ausgedrückt.
- Ständiger Wettstreit: Statt einer Zusammenarbeit fühlt sich eure Interaktion oft wie ein Kampf um das letzte Wort an. Jeder versucht, Recht zu behalten oder die Kontrolle zu gewinnen.
Verschwimmende Grenzen
Unabhängig vom Beziehungstyp braucht jeder Mensch seinen eigenen Raum – auch und gerade in einer Partnerschaft.
Dieser Raum ist die Voraussetzung für eine gesunde Beziehung.
Du kannst dir die Grenzen des eigenen Raums wie unsichtbare Linien vorstellen: Sie schützen
- deine persönliche Autonomie,
- deine Gefühle
- und deine Bedürfnisse.
Wenn diese Grenzen jedoch verschwimmen, zu starr oder durchlässig werden, kann sich das in der Beziehung dysfunktional und unangenehm anfühlen.
Vielleicht entdeckst du in den folgenden Beispielen, wie sich solche Herausforderungen in deiner eigenen Partnerschaft äußern:
- Kein Raum für dich selbst: Du fühlst dich sehr stark verbunden mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Eure Leben sind sogar so verstrickt, dass es schwerfällt, „Ich“ und „Wir“ zu unterscheiden, und du fühlst dich ohne den anderen unvollständig oder orientierungslos. Manchmal fühlst du dich in der Beziehung deswegen eingeengt oder hast Angst, dich selbst zu verlieren.
- Emotionale Unverfügbarkeit und Distanz: Auf der anderen Seite tauschst du dich möglicherweise kaum über tiefere Themen mit deinem Partner oder deiner Partnerin aus – jeder lebt sein eigenes Leben. Es gibt wenig Nähe und Intimität, sodass du dich alleine trotz Beziehung fühlst.
- Einmischung von außen (Beispiel „Eltern“): Wenn die Grenzen zu den eigenen Eltern oder den Schwiegereltern unklar sind, bekommt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit ungebetene Beziehungs- oder Erziehungstipps. Oder du stehst vor einem Loyalitätskonflikt zwischen Beziehungspartner:in und eigenen Eltern. In diesem Fall geht es nicht um deinen individuellen Raum, sondern um euren gemeinsamen Raum als Paar, dessen Grenzen verschwimmen.
Dein verlorenes „Ich“: Die Beziehung frisst dich auf
Manchmal ist es, als würdest du in der Beziehung immer kleiner werden, bis du dich kaum noch wiedererkennst. Diese Dynamik einer dysfunktionalen Partnerschaft kann dazu führen, dass du einen hohen Preis für scheinbaren Frieden zahlst – und dich dabei selbst verlierst.
- Du bist nicht mehr du selbst: Du merkst, dass du dich anpasst und verbiegst, um Konflikte zu vermeiden oder deinem Partner oder deiner Partnerin zu gefallen. Zum Beispiel verleugnest du deine Hobbies und passt dich deine Freizeitgestaltung an die Vorlieben deines Gegenübers an. Dein authentisches Ich verschwindet hinter einer Fassade, die du für das scheinbare „Funktionieren“ der Beziehung aufrechterhalten willst.
- Du äußerst deine Bedürfnisse nicht: Es fällt dir schwer, deine Wünsche oder Grenzen klar auszudrücken. Entweder, weil du das Gefühl hast, nicht gehört zu werden, oder weil du befürchtest, dass es nur zu Streit führt. Es wird zur Gewohnheit, deine Bedürfnisse zurückzustellen.
Das Gefühl, das eigene „Ich“ aufzugeben, ist übrigens sehr typisch für Beziehungen mit Narzissten.
Ursachen von dysfunktionalen Mustern in Partnerschaften
Dysfunktionale Muster entwickeln sich in Partnerschaften oft über Jahre hinweg.
Einige Verhaltenstendenzen bringst du als Einzelperson mit deinen individuellen Beziehungserfahrungen in die Partnerschaft mit, andere Dynamiken entstehen erst innerhalb der Beziehung und wieder andere sind durch die Gesellschaft geprägt.
Dein inneres Drehbuch: Prägungen und Bindungserfahrungen
Laut Bindungstheorie trägst du ein unbewusstes „Drehbuch“ in dir, das deine Sicht auf dich selbst, die Welt und Beziehungen prägt.
Dieses wird durch frühe Erfahrungen mit den wichtigsten Bezugspersonen geschrieben.
- Gelerntes Verhalten und alte Verletzungen: Du übernimmst Beziehungsverhalten von Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen aus deiner Kindheit. Was du als Kind erlebt hast, prägt dich. Alte Verletzungen aus der Vergangenheit bringst du unbewusst in die heutige Beziehungserfahrung mit: Sie äußern sich beispielsweise in Verlust– oder Bindungsangst.
- Gedanken und Überzeugungen: Du siehst die Welt (und damit auch deine Beziehungen) durch einen Filter aus Glaubenssätzen sowohl positiver als auch negativer Natur. Beispiele für dysfunktionale Glaubenssätze sind: „Ich bin nicht gut genug“ oder „Liebe ist Kampf“. Diese entstehen früh in deinem Leben und steuern deine Erwartungen und dein Verhalten in Beziehungen unbewusst.
Im Miteinander gefangen: Wie sich dysfunktionale Muster festfahren
Eine Beziehung ist wie ein lebendiges System: Manche dysfunktionalen Partnerschaft-Dynamiken entstehen im Zusammenspiel und erhalten sich selbst.
Und ehe du dich versiehst, verstrickst du dich mit deinem Partner oder deiner Partnerin in Dynamiken, die dir eigentlich nicht guttun.
- Kurzfristiger Gewinn, langfristiger Schaden: Wenn etwas – wie zum Beispiel das Vermeiden eines Streits durch Schweigen – kurzfristig funktioniert, wird dieses Muster wiederholt. Langfristig dysfunktionale Verhaltensweisen erhalten unbewusst eine „Belohnung“, die sie aufrechterhält. Sie scheinen also im ersten Moment verlockend: Das macht ungesunde Verhaltensweisen hartnäckig.
- Die trügerische Sicherheit des Vertrauten: Jede Beziehung sucht ein bestimmtes Gleichgewicht, auch wenn es dysfunktional ist. Diese vertraute „Ordnung“ gibt Stabilität, weshalb Paare immer wieder in alte, schmerzhafte Muster zurückfallen.
- Ungeschriebene Gesetze: Es gibt unausgesprochene Regeln darüber, was in der Beziehung erlaubt ist und was nicht. Sie wirken wie ein stilles Drehbuch, das beide kennen, aber nicht laut benennen. Meistens stammen die Regeln aus unseren Herkunftsfamilien. Sie beeinflussen, wie offen wir sprechen, wie wir streiten und ob wir Nähe zulassen. Sätze wie „Über Geld spricht man nicht“ oder „Gefühle zeigt man nicht.“ wirken weiter – und können Nähe verhindern.
Der Druck von Idealbildern
Die Bilder der perfekten Beziehung aus Medien und Werbung schüren unrealistische Erwartungen und können dir das Gefühl geben, dass deine Beziehung oder deine Beziehungsperson nicht „gut genug“ ist, wenn sie nicht diesem Ideal entspricht.
Was tun bei einer dysfunktionalen Beziehung?
Du hast die Anzeichen und die tieferen Ursachen dysfunktionaler Beziehungsmuster kennengelernt.
Jetzt ist es an der Zeit, selbst zu reflektieren. Welche Muster sind in deiner Beziehung dysfunktional?
Das ist der wichtigste erste Schritt: Erkenntnis ist der Beginn jeder Veränderung.
Die gute Nachricht lautet: Auch festgefahrene Muster lassen sich aufbrechen!
Von Altem loszulassen bedeutet auch, Neues zu wagen. Das erfordert Mut. Aber es lohnt sich – für dich und für eine gesündere Partnerschaft.
Wichtig: Es geht nicht darum, den oder die Schuldige(n) zu finden, sondern darum, gemeinsam neue Wege zu entdecken. Denn: Wie es so schön heißt: „Nichts ändert sich, wenn sich nichts ändert.“ Bist du bereit dafür? Dann lies weiter.
Hier sind konkrete, umsetzbare Schritte auf deinem neuen Weg:
Glaubenssätze erkennen
Beginne bei dir selbst. Deine Gedanken und Erfahrungen prägen, wie du deine Beziehung erlebst.
Das bedeutet: Unbewusste Glaubenssätze über Beziehungen steuern dein Verhalten. Dazu gehören auch unsichtbare Regeln, die du für Zugehörigkeit gelernt hast – oft in deiner Herkunftsfamilie oder früheren Beziehungen verankert.
Zum Beispiel: „Ich muss stark sein, um geliebt zu werden”. Diese Glaubenssätze haben nicht selten einen bedeutenden Anteil an der Dysfunktionalität in Beziehungen.
Werde dir deiner Muster bewusst: Beobachte, wie du in Konflikten reagierst. Welche Ängste – vielleicht Verlust- oder Bindungsangst – steuern dich?
Als ersten Schritt empfehle ich dir, den Test im Beitrag Beziehungstypen zu absolvieren.
Sobald du dein „inneres Drehbuch“ kennst, kannst du beginnen, die Geschichte umzuschreiben.
Glaubenssätze auflösen
Nachdem du erkannt hast, dass dein inneres Skript (Glaubenssätze) deine Realität prägt, ist es an der Zeit, dieses umzuschreiben.
Schreibe deine Gedanken und Gefühle auf:
- Was denkst du immer wieder über dich, deinen Partner oder eine Partnerin oder Beziehungen?
- Welche Gedanken sind hilfreich?
- Welche nicht? Woran merkst du das?
Überlege bewusst, welche alternativen Gedanken dir mehr Kraft geben könnten. Allein das Aufschreiben kann dir helfen, erste Zeilen deines inneren Drehbuchs neu zu formulieren. Überlege einmal: Welche alternativen Gedanken wären hilfreicher? Wie willst du dich fühlen?
Klartext sprechen: Nutze „Ich-Botschaften“
Viele Missverständnisse entstehen, weil du Vorwürfe machst, statt deine Gefühle zu zeigen.
Vorwürfe:
- „Du machst immer…“
- oder „Sei doch nicht so …“
Ich-Botschaften:
- „Ich fühle mich… wenn…“
- oder „Ich brauche…“.
So drückst du deine Bedürfnisse ehrlich aus, ohne dein Gegenüber anzugreifen, und öffnest die Tür für echtes Verständnis.
Mehr hierzu erfährst du im Beitrag Gewaltfreie Kommunikation.
Aktives Zuhören
Stärke deine Beziehung, indem du deinem Gegenüber deine volle Aufmerksamkeit schenkst, wenn er oder sie spricht. Psycholog:innen sprechen von „Aktivem Zuhören“.
Dazu gehört auch: Fasse zusammen, was du von deinem Gesprächspartner bisher verstanden hast. So beugst du Missverständnissen vor und gibst deinem Gegenüber wirklich das Gefühl, gesehen und gehört zu werden.
Wichtig: Zuhören fördert das gegenseitige Verständnis und baut Vertrauen in deiner Beziehung auf. Während in dysfunktionalen Partnerschaften häufig eine wertende und auf Vorwürfen basierende Kommunikation dominiert, pflegen Menschen in gesunden Verbindungen eine Kommunikation, die auf “Ich-Botschaften” setzt.
Beispiele für aktives Zuhören:
- „Erzähl mir mehr darüber, was du damit meinst.“
- „Ich verstehe, dass du dich gerade ärgerst. Kannst du mir erklären, was genau passiert ist?“
- „Wenn ich das richtig verstehe, sagst du also…? Stimmt das?“
Gesunde Streitkultur
Es ist ein Trugschluss zu glauben, Streit in Beziehungen sei immer schlecht. Studien zeigen: Wer Meinungsverschiedenheiten meidet, ist in Beziehungen tendenziell unglücklicher.
Konflikte sind normal und bieten eine Chance für gemeinsame persönliche Weiterentwicklung.
Wichtig: Der Mut, Probleme anzusprechen, statt sie zu vermeiden, ist entscheidend, um alte Muster zu durchbrechen – und gemeinsam zu wachsen.
Gespräche mit fester Struktur
Wenn sich Gespräche in deiner dysfunktionalen Partnerschaft wie ein Minenfeld aus alten Mustern anfühlen, dann initiiere bewusst eines mit klaren Regeln.
So gelingt’s dir:
- Mach einen Termin: Legt fest, wann und wie lange du sprechen möchtest. Das zeigt dir und deinem Gegenüber, dass es wichtig ist.
- Feste Redezeit: Gib dir und deinem Gegenüber eine festgelegte Redezeit. Währenddessen hört der oder die andere aktiv zu, ohne zu unterbrechen.
- Fass zusammen: Nimm dir danach Zeit, zusammenzufassen, was du vom Gegenüber verstanden hast. Das stellt sicher, dass du dich oder der andere sich wirklich verstanden fühlt.
- Rede über das Reden: Sprich auch kurz darüber, wie das Gespräch selbst lief: Was war gut? Was war schwierig? So kannst du die Struktur für die Zukunft verbessern.
Extra-Tipp: Plan direkt im Anschluss an euer Gespräch eine gemeinsame schöne Aktivität ein. Das hilft, eure Verbindung zu stärken und das Positive zu verankern.
Setze ein „Time-Out“, wenn ein Streit eskaliert
Manchmal ist es gut, die Notbremse in Streits zu ziehen – vor allem, wenn du oder dein:e Partner:in in alte Muster fallt. Du weißt: Auf diese Art würdest du einer Lösung nicht näherkommen.
Vereinbare vorher ein klares Signal (zum Beispiel die Aufforderung „Lass uns eine Pause machen“ oder eine Handgeste).
Jede:r nimmt sich für 20 Minuten Zeit, um Emotionen abzukühlen. Danach kehren beide in Ruhe zum Gespräch zurück.
So unterbrichst du festgefahrene Muster und findest im Idealfall gemeinsam mit deinem Gegenüber einen konstruktiveren Weg. Für manche Paare funktionieren diese Art von Streitpausen sehr gut, um nicht in destruktive Auseinandersetzungen abzugleiten.
Automatismus durchbrechen: Reagiere bewusst anders
Oft steckst du in alten Reaktionsmustern fest, ohne es zu merken. Anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen, setze mit einer kleinen Veränderung bei dir selbst an:
- Wähle ein kleines wiederkehrendes Verhalten, das dich bei dir selbst stört (zum Beispiel, dass du dich zurückziehst oder eine bestimmte Kritik, die du immer äußerst).
- Versuche dann ganz bewusst einmal anders zu reagieren: Wenn du normalerweise schweigst, äußere einen Satz. Wenn du zum Angriff übergehst, mache eine kurze Pause.
Selbst minimale Abweichungen können die alte Gewohnheit durchbrechen und den Weg für etwas Neues ebnen.
Fokussiere dich auf positive Momente in der Beziehung
In dysfunktionalen Beziehungen verlierst du manchmal den Blick für das Positive, weil du so entmutigt oder kraftlos von wiederkehrenden Konflikten bist.
Brich diesen Kreislauf, indem du beispielsweise wertschätzende Worte an dein Gegenüber richtest: Laut Forschung sind Paare, die sich Komplimente machen, zufriedener in ihrer Beziehung.
Kommuniziere deine Bedürfnisse
Wenn deine Bedürfnisse in der Beziehung immer wieder zu kurz kommen, ist das ein klares Zeichen für ein Ungleichgewicht. Vielleicht hast du Angst, dich in der Beziehung zu verlieren, wenn es so weitergeht.
Da hilft nur eins: Verleugne dich nicht länger selbst. Du bist der Beziehung nicht „ausgeliefert“, sondern gleichberechtigt in der Gestaltung deiner Partnerschaft.
Spüre in dich hinein: Was brauchst du wirklich?
Es ist nicht egoistisch, deine Wünsche klar zu benennen.
Beginne damit, kleine Bedürfnisse auszusprechen und schau, was passiert. Nur wenn du deine Bedürfnisse zeigst, können sie auch erfüllt werden.
Setze Grenzen
Eine gesunde Beziehung braucht Raum für jeden. Wenn du dich überfordert oder eingeengt fühlst, ist es Zeit, klare, aber liebevolle Grenzen zu ziehen.
Sprich an, wo deine persönlichen Grenzen liegen – sei es bei Zeit für dich, bei Themen, die du nicht diskutieren möchtest, oder bei der Einmischung von außen.
Wichtig: “Nein” zu sagen bedeutet oft, „Ja” zu dir selbst zu sagen..
Gesundes Stressmanagement
Dysfunktionale Beziehungen sind wie Energieräuber: Sie zehren an dir, statt dich zu nähren.
Diese konstante Belastung kann zu
- Erschöpfung,
- Angst
- oder Traurigkeit führen.
Dein Umgang damit ist entscheidend.
Psycholog:innen sind sich einig: Wer Probleme aktiv angeht und sich Unterstützung sucht, kann Stress reduzieren. Wer sich hingegen zurückzieht, Probleme leugnet oder zu Suchtmitteln greift, riskiert, dass psychische Belastungen zu psychischen Krankheiten werden.
Hole dir professionelle Unterstützung
Manchmal sind die Muster so tief verwurzelt oder die Situation so verfahren, dass du allein mit deinem Partner oder deiner Partnerin den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst.
Zögert nicht, gemeinsam professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist kein Scheitern, sondern ein Zeichen von Stärke und Einsicht.
Ein:e Paarberater:in oder Therapeut:in kann eure Dynamik als neutrale Person erkennen, euch neue Werkzeuge an die Hand geben und festgefahrene Kommunikation lösen.
So kannst du die gravierenden Folgen solcher dysfunktionalen Beziehungen bewältigen und eine gesündere Zukunft aufbauen.
Fazit
Dysfunktionale Beziehungen sind leider keine Seltenheit – und sie machen unglücklich, weil sie dir das nehmen, was du eigentlich suchst: Vertrauen, Geborgenheit und emotionale Nähe.
Doch die gute Nachricht ist: Du bist dieser Dynamik nicht hilflos ausgeliefert. Du hast die Möglichkeit, deine Beziehung aktiv mitzugestalten.
Veränderung ist möglich.
Der erste Schritt liegt darin, die festgefahrenen Muster zu erkennen und zu verstehen, woher sie kommen – sei es aus deinen Prägungen oder beispielsweise direkt aus festgefahrenen Kommunikationsmustern.
Mit einer klaren Entscheidung, bewussten Schritten und der Bereitschaft, auch mal anders zu reagieren, kannst du viel bewirken. Denn: „Wenn sich nichts ändert, ändert sich nichts.“
Denk daran: Du hast die Wahl.
Manchmal bedeutet der Weg zu einer gesünderen Beziehung,
- gemeinsam mit Unterstützung den „Tanz“ neu zu lernen,
- die Kommunikation zu verbessern
- oder neue, positive Routinen zu etablieren.
Manchmal bedeutet er aber auch, den Mut zu finden, loszulassen und neue, befreiende Wege für dich einzuschlagen.In jedem Fall ist dein Wohlbefinden der Kompass.
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