Was sind Glaubenssätze und welche Auswirkung haben sie auf unser Leben? Erfahre jetzt, warum bereits das Wissen über Glaubenssätze dein Leben verbessern kann.
30-Sekunden-Zusammenfassung
- Glaubenssätze sind tief in uns verankerte Annahmen über uns selbst, andere Menschen oder die Welt im allgemeinen – sie können sowohl negativ als auch positiv sein.
- Viele Glaubenssätze haben ihren Ursprung in unserer Kindheit. Unsere Eltern und enge Bezugspersonen prägen in frühen Jahren unser Selbstbild und unsere Sicht auf das Leben.
- Die gedanklichen Glaubenssätze spiegeln sich in praktischen Verhaltensmustern wider. Diese können uns entweder helfen oder schaden.
- Wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass Menschen vor allem Glaubenssätze in den Bereichen Selbstwert, Beziehungen und Kompetenz in sich tragen.
- Es kann eine Herausforderung sein, Glaubenssätze im ersten Schritt zu erkennen und im zweiten Schritt aufzulösen. Nicht selten bedarf es hierfür die Sicht und Hilfe von außen – zum Beispiel von einem oder einer Therapeut:in oder einem Coach.
Definition von Glaubenssatz
“Ich bin nicht gut genug”. Dieser kurze Satz repräsentiert einen der häufigsten Glaubenssätze überhaupt. Aber was sind Glaubenssätze eigentlich? Glaubenssätze sind tief in uns verankerte Annahmen über die Welt – über uns selbst, andere Menschen oder das Leben allgemein. Diese können sowohl negativ als auch positiv sein. Deshalb spricht man auch von negativen beziehungsweise positiven Glaubenssätzen.
Beispiele für einen Glaubenssatz über uns selbst:
- Negativ: “Ich bin einfach nicht für eine glückliche Beziehung gemacht”
- Positiv: “Ich bin mir sicher, dass ich den richtigen Partner finden werde”
Beispiele für einen Glaubenssatz über andere Menschen:
- Negativ: “Wenn ich jemandem vertraue, werde ich verletzt”
- Positiv: “Die meisten Menschen sind vertrauenswürdig”
Beispiele für einen Glaubenssatz über die Welt:
- Negativ: “Die Welt ist ein gefährlicher Ort”
- Positiv: “Die Welt bietet mir unfassbar viele Möglichkeiten, um mich zu verwirklichen”
Das Besondere an Glaubenssätzen: Wir tragen sie wie eine Art Computer-Programm in uns. Unser Gehirn spult diese Annahmen in vielen Fällen wie automatisch ab. Aus den Glaubenssätzen ergeben sich Verhaltensmuster, die wir in unterschiedlichen Lebensphasen und -bereichen wiederholen. Manchmal stehen wir uns selbst im Weg, weil diese Verhaltensmuster uns eher hindern als befähigen.
Wer beispielsweise den Glaubenssatz “Ich kann Menschen nicht vertrauen” in sich trägt, verhält sich in Beziehungen womöglich bindungsängstlich oder kontrollierend – Vertrauen aufzubauen, wird zur Herausforderung. Negative Glaubenssätze führen deshalb unter Umständen zu Selbstsabotage – wir stehen unserem Glück selbst im Weg, weil die „alten Programme der Kindheit“ (Glaubenssätze) noch aktiv sind.
Typischerweise lassen sich viele der Glaubenssätze nämlich auf Erfahrungen in der Kindheit zurückführen. Wenn deine Eltern dir beispielsweise als Kind das Gefühl gegeben haben, dass du mit Fleiß und Arbeit alles erreichen kannst, was du möchtest (man spricht dabei von Selbstwirksamkeit), ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du diese Annahme auch als Erwachsene:r in dir hast.
Die meisten Glaubenssätze haben uns in der Kindheit “gedient”. Sie waren eine rationale Reaktion auf die eigene Umwelt. Beispiel: Ein Kind bekommt von seinen Eltern oft gesagt, dass es nicht so viele Fragen stellen solle – es bekommt den Glaubenssatz eingepflanzt: “Ich frage zu viel und bin zu neugierig”.
Infolgedessen wird das Kind weniger Fragen stellen – die Eltern “belohnen” es, indem sie das Kind seltener mit dem Satz abstrafen: “Frag nicht so viel!”. Irgendwann ist das Kind ein erwachsener Mensch und trägt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit immer noch den alten Glaubenssatz in sich. Der Mensch traut sich nicht, Fragen zu stellen – denn der alte Glaubenssatz ist noch aktiv.
Dieses Beispiel zeigt, wie Glaubenssätze aus der Kindheit bis ins Erwachsenenalter nachwirken.
Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann bringt das Phänomen Glaubenssätze so auf den Punkt:
„Für einige unserer wichtigsten Überzeugungen haben wir überhaupt keine Beweise, außer dass Menschen, die wir lieben und denen wir vertrauen, diese Überzeugungen vertreten. Wenn man bedenkt, wie wenig wir wissen, ist das Vertrauen, das wir in unsere Überzeugungen haben, absurd.“
Eigene Übersetzung, Thinking, Fast and Slow, New York: Farrar, Straus and Giroux, 2011, Seite 209
Die häufigsten Glaubenssätze (Liste)
Im Folgenden findest du besonders verbreitete negative wie positive Glaubenssätze. Schreibe dir einmal die Glaubenssätze in dein Journal, mit denen du am meisten in Resonanz trittst.
Negative Glaubenssätze
- “Keiner mag mich.”
- “Das Leben ist anstrengend.”
- “Ich bin nicht gut genug.”
- “Er will sowieso keine Beziehung.”
- “Ich kann niemandem trauen.”
- “Ich darf nicht wütend/traurig/ärgerlich sein.”
- “Ich darf keine Fehler machen.”
- “Nur, wenn ich etwas leiste, werde ich geliebt.”
- “Ich muss alles alleine schaffen.”
- “Ich bin unsportlich/ungeschickt/unmusikalisch.”
- “Ich darf anderen nicht zur Last fallen.”
- “Wenn ich um Hilfe bitte, ist das ein Zeichen von Schwäche.”
- “Ich muss immer perfekt/vernünftig/stark/mutig sein.”
- “Ein Indianer kennt keinen Schmerz.”
- “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.”
- “Ich bin nicht gut genug.”
- “Das schaffe ich sowieso nicht.”
- “Das Leben ist gefährlich.”
- “Ich werde es nie schaffen.”
- “Alle lachen über mich.”
- “Keiner nimmt mich einst.”
- “Ich werde nie glücklich werden.”
- “Warum passiert mir sowas ständig?”
- “Kann ich nicht auch einmal Glück haben?”
- “Was habe ich falsch gemacht, dass mir so etwas passiert?”
- “Wofür das Ganze eigentlich?”
- “Das lohnt sich eh nicht.”
- “Ich brauche es gar nicht erst zu versuchen.”
- “Womit habe ich das verdient?”
- “Ich bin ein wahrer Pechvogel.”
- “Ich bin ein Freak.”
Positive Glaubenssätze
- “Ich bin gut so, wie ich bin.”
- “Ich bin liebenswert.”
- “Ich schaffe es, negative Glaubenssätze aufzulösen.”
- “Ich kann Vertrauen aufbauen.”
- “Mit Ablehnung umzugehen, gehört zum Leben dazu.”
- “Ich habe das Beste verdient.”
- “Ich bin auch ohne Partner:in etwas wert.”
- “Ich weiß, dass ich meinen Soulmate finden werde.”
- “Ich kann alles schaffen, was ich mir vornehme.”
- “Ich werde meinen Liebeskummer meistern.”
- “Ich habe mein Schicksal selbst in der Hand.”
- “Ich habe die Kraft, um Dinge zu verändern.”
- “Es ist ok, nein zu sagen.”
- “Wenn ich Grenzen setze, ist das in Ordnung.”
- “Ich schaffe es, Trennungen zu verarbeiten.”
Was sagt die Wissenschaft?
Studien konnten zeigen, dass Glaubenssätze besonders häufig in den Bereichen Selbstwert, Beziehungen und Kompetenz bestehen. Die Glaubenssätze, “wertlos, ein Fehler oder unbeliebt zu sein”, stehen laut Forscher:innen sogar mit psychischen Problemen im Zusammenhang.
Um genauer zu sein: Die Wissenschaftler:innen konnten zeigen, dass Menschen mit negativen Selbstwert-Glaubenssätzen häufiger mit Depressionen zu kämpfen haben.
Frauen weisen darüber hinaus häufiger negative Beziehungs-Glaubenssätze auf als Männer (beispielsweise “Ich bin nicht liebenswert”). Männer hingegen haben im Schnitt häufiger negative Kompetenz-Glaubenssätze (beispielsweise „Ich bin nicht gut genug”).
Die destruktiven Auswirkungen von negativen Glaubenssätzen gelten demzufolge als gut untersucht. Sich diesen Glaubenssätzen zunächst bewusst zu werden, um sie anschließend aufzulösen, kann die Lebensqualität steigern.
Auswirkung von Glaubenssätzen
Glaubenssätze wirken sich auf das Leben aus – negativ sowie positiv. Manche Menschen sind regelrecht in ihren Annahmen über sich selbst gefangen. Die Geschichte, die wir uns selbst über uns erzählen, prägt unsere Gedankenwelt – und damit unser gesamtes Leben.
Wer negative Glaubenssätze auflöst, kann deshalb mehr Leichtigkeit in das eigene Leben bringen. Psycholog:innen und Therapeut:innen sind sich weitestgehend einig, dass Glaubenssätze sich in unserem Verhalten und wiederkehrenden Mustern wiederfinden lassen.
Besonders leicht zu erkennen sind negative Beziehungs-Glaubensmuster. “Viele Frauen zum Beispiel empfinden sich nicht schön genug, fühlen sich zu dick und erachten sich als nicht liebenswert genug. Das ist ein Glaubenssatz, ein vergifteter Apfel, den sie im Laufe ihres Lebens verinnerlicht haben”, sagt die Psychotherapeutin Dr. Bärbel Wardetzki.
Das Tückische dabei: Geringes Selbstvertrauen macht uns anfälliger für das Urteil anderer Menschen. Wer sich als nicht liebenswert empfindet, läuft eher Gefahr, in eine emotionale Abhängigkeit oder sogar in eine Beziehung mit einem Narzissten hineinzustolpern.
Positive Glaubenssätze hingegen geben uns die Kraft und die Zuversicht, in unsere eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Wir sind so unabhängiger von anderen Menschen, denn wir wissen: Ich bin gut so, wie ich bin und ich bin der Kapitän oder die Kapitänin meines Lebens.
Glaubenssätze auflösen
Es ist nicht immer leicht, tief verwurzelte Glaubenssätze zu erkennen, zu durchbrechen und aufzulösen.
Höre dir gerne meine Podcast-Folge zu diesem Thema an:
Manche Menschen gehen diesen Weg erfolgreich alleine, andere sind auf die Hilfe von außen angewiesen – zum Beispiel auf die Hilfe eines Coaches oder einer Psychotherapie.
Du willst deine negativen Glaubenssätze loswerden und den Kopf frei bekommen? In diesem Beitrag findest du 7 effektive Strategien: Glaubenssätze auflösen.
Fazit
Überzeugungen über die Welt, dich selbst und über andere entstehen häufig in der Kindheit. Sie prägen dein Erleben und Verhalten nachhaltig.
Um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, solltest du alte (negative) Glaubenssätze im Erwachsenenalter überprüfen und gegebenenfalls durch neue ersetzen. Ersetze beispielsweise den negativen Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ durch den Satz „Ich bin genau richtig, wie ich bin“.
Stelle dir dabei immer die Frage, ob ein bestimmter Glaubenssatz dich dem näher bringt, was du im Leben willst. Werde dir bewusst, dass du Schöpfer:in deiner Realität bist.
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