Bindungsangst unter der Lupe: Interview mit Stefanie Stahl (mit Audio-Version)

von | Stand: 8. Mrz 2024

Bindungsangst erklärt: Im Interview mit der Psychologin Stefanie Stahl gehen wir einer weit verbreiteten Angst auf den Grund. Erfahre jetzt, was Bindungsangst ist, wie sie sich in Beziehungen zeigt – und wie du sie bekämpfen kannst.

Auf einen Blick

  • Bindungsangst beschreibt die menschliche Angst sich auf eine tiefe und exklusive Liebesbeziehung einzulassen.
  • Bindungsangst hat ihren Ursprung in vielen Fällen in der Kindheit. Bindungsängstliche haben dann als Kinder folgenschwere Erfahrungen mit unzuverlässigen und wenig stabilen Eltern gemacht.
  • Typisches Verhalten von Bindungsängstlichen: Das Suchen nach Fehlern beim Partner, emotionaler Rückzug, räumliche Distanz, flüchtet sich in die Arbeit oder Hobbies.
  • Die gute Nachricht: Auch Bindungsängstliche können glückliche Beziehungen führen. Indem sie sich erstens ihre Bindungsangst eingestehen und zweitens daran arbeiten, diese Bindungsangst zu überwinden (wenn nötig mit Hilfe eines Coaches beziehungsweise eines Therapeuten oder einer Therapeutin).
  • Du findest das gesamte Gespräch unten auch als Audio-Version (Podcast).

Du kannst das gesamte Gespräch hier als Podcast-Folge anhören:

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Über Stefanie Stahl

Stefanie Stahl ist Psychotherapeutin, Bestseller-Autorin – und hält Seminare zu den Themen Selbstwert, Bindungsangst und Beziehungen. In ihren Büchern erläutert sie unter anderem, wie unsere Kindheit heutige Beziehungen prägt. Sie beantwortet darüber hinaus die Frage, warum jeder Mensch beziehungsfähig sein kann.

Mehr Infos: stefaniestahl.de


Welche Rolle spielt die Kindheit für den späteren Bindungstyp?

Chris: Was muss man über den Ursprung von Bindungsangst wissen? Welche Rolle spielt unsere Kindheit für unseren späteren Bindungstypen – also die Frage, wie sicher oder unsicher wir uns in Beziehungen fühlen?

Stefanie Stahl: Es ist alles auf unsere Kindheit zurückzuführen und hat viel damit zu tun, wie unsere Eltern mit uns umgegangen sind. Im Idealfall gelingt es den Eltern gut, die Bindungswünsche des Kindes zu erfüllen. Wenn der Wunsch nach Liebe, Zuwendung und Geborgenheit erfüllt wird, entwickelt sich im Gehirn des Kindes Urvertrauen.

Wenn das Kind in den ersten zwei Lebensjahren die Erfahrung macht, dass es gut versorgt wird, sich willkommen und geliebt fühlt und dass auf die Bedürfnisse geachtet wird, entsteht dieses tiefe Urvertrauen und damit auch ein Vertrauen in sich selbst.

Auf diese Weise entwickelt das Kind das Vertrauen und die Grundeinstellung: “Ich bin es wert, geliebt zu werden und ich kann anderen Menschen vertrauen. Ich bin okay und andere Menschen sind auch okay”.

Wenn es Eltern nicht so gut gelingt, weil sie zum Beispiel gestresst oder überfordert sind, dann übernimmt das Kind die Verantwortung dafür, dass seine Beziehung zu seinen Eltern gelingt. Das heißt, das Kind wird sich auf irgendeine Art und Weise so an die Eltern anpassen, dass es mit ihnen zurechtkommt.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Welcher Beziehungstyp bin ich? (mit Test)

Zum Beispiel passt es sich an, indem es sehr pflegeleicht ist, da es auf einer tiefen, intuitiven Ebene spürt, dass sein Leben von den Eltern abhängt. Kinder lieben ihre Eltern und tun sehr viel, um ihnen zu gefallen.

Da unser Gehirn bei unserer Geburt noch nicht vollends entwickelt, also nur 25% ausgebildet ist, verschalten sich Strukturen im Gehirn mit den ersten Lebenserfahrungen im Kleinkindalter. Das heißt, wir erwerben ein tiefes inneres Programm, welches dann zur Architektur des Gehirns wird.

Wenn diese bedingungslose Liebe am Anfang nicht gegeben oder spürbar war, weil die Eltern vielleicht zu gestresst waren, entsteht kein Urvertrauen und kein stabiler Selbstwert, sondern dieses stetige Gefühl: “Ich muss etwas tun, damit ich geliebt werde. Ich muss mich anpassen. Liebe ist kein Geschenk, sondern etwas, das ich mir verdienen muss!”.

Auf diese Weise etabliert sich dann eine tiefere Verlustangst. Wenn ich so, wie ich wirklich bin, nicht liebenswert bin, dann rechne ich damit, dass andere Menschen mich verlassen. 

Viele bindungsängstliche Menschen spüren nicht zwingend die Verlustangst, sondern sie verspüren einen hohen Anpassungsdruck. Dieser entsteht in der Kindheit, weil sie zu früh die Verantwortung übernommen haben, dass sie mit ihren Eltern klarkommen müssen.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Verlustangst (Anzeichen und Tipps)

Sie sind dann im Grunde ihres Herzens überangepasst und wachsen mit dieser Überangepasstheit auf und haben immer das Gefühl, mit anderen Menschen klarkommen zu müssen. Um nicht auf Ablehnung zu stoßen, müssen sie Erwartungen erfüllen und es den anderen Recht machen. Das haben sie so in der Kindheit gelernt.

Sie lernen, dass sie nicht einfach so sein können, wie sie sind, sondern sich mit ihrem Verhalten anpassen müssen, um mit ihrem Gegenüber klarzukommen. Indem sie Erwartungen erfüllen, nehmen sie sich selbst ein Stück Freiheit, weil sie Ihre eigenen Bedürfnisse immer zu kurz kommen lassen. Daher kommt bei vielen Bindungsängstlichen dieses tiefe Gefühl, dass Beziehungen einengend sind –– weil sie sich eigentlich selbst einengen.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Selbstsabotage

Chris: In welchem Alter bildet sich dieses Verhalten aus? 

Stefanie Stahl: Die ersten zwei Lebensjahre sind entscheidend, da in dieser Zeit die meisten Prägungen entstehen. Das ganze emotionale System und die höheren kognitiven Funktionen bilden sich aus. Aber natürlich sind auch spätere Lebensjahre wichtig und haben Einfluss auf uns. 

Im Großen und Ganzen geht es immer darum, herauszufinden, was mein grundsätzliches Verhaltensschema ist, um Probleme lösen zu können. Wir können auch von Mustern sprechen. Ich nenne es gerne den roten Faden. Wir müssen nur den roten Faden finden, also unsere Grundprägung. Es geht eigentlich immer nur um diese grundsätzlichen Themen. 

Es geht um nichts Kompliziertes. Es geht um ein essentielles, typisches Schema, im Sinne einer tiefen Prägung. Prägungen sind die Brille, durch die wir die Welt wahrnehmen.

Wenn ich als Kind eine sichere Bindung erfahren habe und somit Urvertrauen gewonnen habe, ist mein tiefstes inneres Schema:  “Ich bin okay und ich bin liebenswert, so wie ich bin. Andere Menschen sind grundsätzlich auch okay und ich kann ihnen vertrauen. Ich darf auch so sein, wie ich bin. Und wenn ich Hilfe brauche, darf ich nach Hilfe fragen. Höchstwahrscheinlich wird mir jemand helfen.” Das ist eine feste, innere Überzeugung, die wir mit ins Erwachsenenleben nehmen.

Wenn meine Eltern hingegen gestresst waren, dann könnte ich zum Beispiel ein Schema entwickelt haben, dass ich nicht okay bin und dass ich mich stark anpassen muss, um mit meinen Eltern klarzukommen. Ich muss Erwartungen erfüllen.

Wenn ich meine Bedürfnisse einfordere, rechne ich damit, dass ich verletzt werde und auf auf Zurückweisung stoße. Mit diesen tiefen Mustern gehen wir später in eine Beziehung.

Woran erkennt man Verlust- und Bindungsangst?

Chris: In Beziehungen gibt es besonders viele Trigger. Meiner Erfahrung nach verhalten sich viele Menschen im Arbeitsumfeld anders als Zuhause. Während sie am Arbeitsplatz gut “funktionieren”, fallen sie im Privaten dann in Muster und Schemata – es “kracht” in der Beziehung. Wie kann ich erkennen, ob ich dem unsicheren bzw. vermeidenden Bindungstyp entspreche? Wie finde ich heraus, ob ich verlust- oder bindungsängstlich bin? 

Stefanie Stahl: Indem ich in mich hineinfühle und mir die Frage stelle: “Was halte ich im tiefsten Inneren von mir und welchen Wert schreibe ich mir zu?”. In der Psychologie reden wir von Glaubenssätzen, die einfach Programme sind, die sich in kurzen Sätzen ausdrücken lassen. 

Bei sehr vielen Menschen sind zwei Glaubenssätze verankert: “Ich bin nicht wichtig” und “Ich genüge nicht”. Diese Glaubenssätze sind sehr weit verbreitet.

Wenn wir in uns hineinspüren, können wir uns die Frage stellen, welches tiefliegende Programm wir in uns erkennen. Oft verbergen sich dahinter beispielsweise folgende Glaubenssätze: “Was muss ich tun, um geliebt zu werden?”. “Wie muss ich sein? Bin ich überhaupt liebenswert?”.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Glaubenssätze auflösen

Sehr viele Menschen haben ein Grundgefühl, dass sie sowieso nicht liebenswürdig sind oder nur unter der Bedingung, dass sie sich viel Mühe geben, sich anpassen und alle Erwartungen erfüllen. Menschen mit Bindungsangst haben ein solch tiefes inneres Schema. Dadurch empfinden sie einengende Gefühle.

Sie glauben, dass sie ihre Freiheit aufgeben, wenn sie eine Beziehung eingehen. Beziehung und Freiheit passen in ihrem Fühlen und Denken nicht zusammen. Deswegen kommen diese Nähe- und Distanzbewegungen zustande in einer bindungsängstlichen Beziehung. Nach Momenten großer Nähe erfolgt meist wieder eine starke Distanzierung. 

So vergewissert sich die bindungsängstliche Person, dass sie wieder zu sich kommen und sich wieder frei fühlen kann. Wenn sie allein ist, hat sie das Gefühl, all das tun zu können, worauf sie Lust hat. Diese Erlaubnis gibt sich ein bindungsängstlicher Mensch in der Regel nicht, wenn der Partner oder die Partnerin in der Nähe ist. Wenn er wieder genügend Freiheit für sich hatte, dann kann er sich auch wieder annähern.

Chris: Es ist ein Spiel zwischen Freiheit und Distanz. Wenn es zu nah wird, ziehen sich bindungsängstliche Menschen wieder zurück. 

Stefanie Stahl: Genau, da sie immer das Gefühl haben, sich in der Nähe verbiegen zu müssen oder weil die Verlustangst zum Tragen kommt. Verlustangst und Bindungsangst hängen eng zusammen.

Chris: Welche Erfahrungen machst du in deiner Berufspraxis? Haben viele Menschen beide Anteile – also verlustängstliche und bindungsängstliche Anteile?

Stefanie Stahl: Sie gehören zusammen. Wenn ich überzeugt bin, dass ich nicht genüge, dann ist die Verlustangst automatisch Teil davon. Wenn ich grundsätzlich davon überzeugt bin, dass ich nicht genüge, dann fällt es mir auch schwer, zu glauben, dass ein anderer Mensch zu einer anderen Beurteilung kommt. Also ist die Verlustangst quasi mit eingepreist, sie ist automatisch mit im Gepäck. 

Um zu vermeiden, dass ich verlassen werde, habe ich schon als Kind die Strategie erlernt, mich nach den Bedürfnissen meiner Eltern zu orientieren. Als Kind fragen wir uns, wie wir sein müssen, damit wir mit unseren Eltern zurecht kommen. Das heißt, ich bin als Kind schon zu angepasst gewesen und mit diesem Muster groß geworden, dass ich Verlustangst nur mit Überanpassung kompensieren kann.

Chris: Das heißt, Verlust-oder Bindungsängstliche waren meistens sehr angepasste Kinder, die immer zu allem Ja gesagt haben und dadurch vielleicht nicht wissen, wer sie wirklich sind?

Stefanie Stahl: Bei manchen Menschen bleibt die Verlustangst stark ausgeprägt. Andere wiederum spüren überhaupt keine Verlustangst und fühlen nur diese einengenden Gefühle. Das sind diejenigen, die sich in der Kindheit zwar geliebt gefühlt haben, als Kinder allerdings in ihrer Freiheit und in ihrer Autonomie zu stark begrenzt wurden.

Sie wurden erdrückt und erstickt in Liebe von ihren Eltern – in einer Pseudoliebe. Es ist keine wahre Liebe, wenn man das Kind mit seiner eigenen Bedürftigkeit erstickt, sodass sich die Kinder eingeklemmt fühlen.

Es gibt auch Menschen, die sehr traumatische Erfahrungen gemacht haben. Das waren sehr schlimme erste Bindungserfahrungen in der Kindheit voller Angst, Verlassenheit und Verzweiflung.

Bei diesen Menschen, die eher traumatische Erfahrungen erlebt haben, zeigt sich diese alte Depression und die Gefühle von Angst und Panik, sobald sie in eine Beziehung kommen. Ihr Gehirn hat das traumatisierte Schema abgespeichert, sodass Gefühle von Angst und Panik aus der Kindheit wieder ganz nach oben kommen, wenn es um Bindung geht.

Es muss aber nicht immer so dramatisch gewesen sein mit den Eltern. Gehen wir mal von der mittleren Range aus. Es reicht ja, wenn die Eltern einfach nicht so feinfühlig waren. Feinfühligkeit ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Eltern haben müssen, um wahrzunehmen und zu spüren, welche Bedürfnisse das Kind hat.

Durch die Feinfühligkeit spüren wir, was mit unserem Kind los ist und wie es sich fühlt. Feinfühlig können wir allerdings nur sein, wenn wir selbst einen guten Zugang zu unseren Gefühlen haben.

Wenn unsere Eltern mit Wut oder mit anderen Gefühlen nicht zurecht kommen und wir gewisse Emotionen nicht fühlen oder zeigen dürfen, dann lernen wir als Kind, uns für die Eltern zu verbiegen. Dann entsteht das Gefühl, dass ich eigentlich nicht authentisch sein kann oder darf.

Wie verhalten sich Verlust- und Bindungsängstliche in Beziehungen?

Chris: Es ist ein häufiges Phänomen, dass Verlustängstliche und Bindungsängstliche eine Partnerschaft eingehen. Vielleicht spielen hier Social Media oder Online-Dating-Plattformen eine Rolle. Würdest du sagen, dass sich Verlustängstliche und Vermeidende anziehen?

Stefanie Stahl: Ja, diese Dynamiken gibt es. Eine sehr typische Dynamik ist, dass der gleiche Mensch in der einen Beziehung eher der Flüchtende ist und starke Bindungsangst hat. In der anderen Beziehung jedoch wird er auf einmal zum Hinterherlaufenden. Es kann sogar innerhalb einer Beziehung wechseln.

Chris: Wir haben also beide Anteile in uns – Verlustängste und Bindungsängste.

Stefanie Stahl: Was wir alle ins uns haben, ist ein psychologisches Grundbedürfnis. Wir haben nicht viele Grundbedürfnisse, aber zwei existentielle Grundbedürfnisse sind in jedem von uns vorhanden:  Das eine ist das Grundbedürfnis nach Bindung und Zugehörigkeit, da wir ohne Bindung nicht überleben können. Das andere Grundbedürfnis ist die Freiheit im Sinne von Autonomie.

Wenn ich noch nicht in einer festen Beziehung bin und erst einmal nur Interesse an meinem Schwarm habe, ist mein Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie noch nicht eingeengt. Das Gegenüber hat ja in diesem Fall noch keine Erwartungen an mich. Das heißt, solange ich mein Zielobjekt in der Kennenlernphase noch nicht gesichert habe, fühle ich mich in meiner Autonomie noch nicht bedroht.

Wenn ich aber in einer festen Beziehung bin, springt mein inneres Programm an und ich muss Erwartungen erfüllen. In dem Moment, in dem mir der andere Mensch noch nicht sicher ist, kann ich meinen Bindungswunsch, also meinem Wunsch nach Liebe und Verliebtheit Raum geben. Das heißt, ich jage und bin total verliebt. Es gibt ein gewisses Drama am Anfang. Bindungsängstliche Beziehungen fangen oft sehr leidenschaftlich an.

Irgendwann kommt der Moment, in dem wir eine Beziehung eingehen und das Gefühl bekommen, dass uns das Gegenüber “sicher” ist – und uns zu nahe rückt. Viele denken schon in der ersten Nacht, dass diese Bindung viel zu viel ist. Andere spüren diese Angst erst kurz vor der Heirat. Hier kommt es darauf an, wie groß das Ausmaß der Bindungsangst ist.

In jedem Falle bricht die Bindungsangst meistens erst dann aus, wenn die Beziehung ins nächste Stadium der Verbindlichkeit übergeht. Bei sehr vielen Menschen ist das der Fall, wenn wir die Bindung als “feste Beziehung” aussprechen. Dann kommt die Angst und die erste Rückwärtsbewegung.

Chris: Dann wollen sie doch kein Commitment eingehen.

Stefanie Stahl: Ja, sobald es verbindlich wird. Dann entsteht in uns ein beklemmendes Gefühl:  “Jetzt stecke ich in der Klemme und fliege auf und der Andere merkt vielleicht irgendwann, wie ich wirklich bin. Jetzt muss ich mich noch mehr anstrengen. Ich muss alle Erwartungen erfüllen. Jetzt verliere ich meine Freiheit. Jetzt muss ich zu viele Kompromisse eingehen”.

Solange es noch nicht verbindlich ist, haben bindungsängstliche Menschen das Gefühl, noch frei und noch nicht bedroht zu sein. Deswegen kommt es oft in bindungsängstlichen Beziehungen darauf an, wer sich zuerst einlässt. Wer sich zuerst einlässt, hat sozusagen verloren.

Chris: Ist das ein Glaubenssatz?

Stefanie Stahl: Nein, das ist eine Beschreibung der Dynamik. Beispiel: Ein bindungsängstlicher Mensch ist sehr verliebt, fühlt sich aber noch nicht fest in einer Beziehung. Wenn der Andere jetzt plötzlich sagt: “So was ist jetzt mit uns? Ist das jetzt eine feste Beziehung?” – dann rudert der Bindungsängstliche zurück, weil das Gegenüber nach Bindung und einer festen Beziehung verlangt.

Vielleicht lässt er sich auf eine feste Beziehung ein und vielleicht ziehen sie auch irgendwann zusammen, aber trotzdem kommen irgendwann die Bindungsängste hervor. In Form von Unzuverlässigkeit und von mangelnder Präsenz. Dann flüchtet er oder sie sich in Arbeit oder Hobbys. Es kann sich auch in Form von sexueller Lustlosigkeit zeigen. Ein typisches Anzeichen für Bindungsangst ist auch die Suche nach den Schwächen bei dem Anderen.

Vorher war es noch die Märchenprinzessin oder der Märchenprinz. Nun ist es ein Mangelexemplar – man nimmt nur noch die Schwächen wahr, die Gefühle verschwinden plötzlich. Man zweifelt, ob es überhaupt der oder die Richtige ist.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Den richtigen Partner finden

An dieser Stelle kommen die ganzen tiefen programmierten Ängste an die Oberfläche, also die Anpassungsmuster und die tief darunter liegende Verlustangst. Die werden auf einmal sehr stark in der Beziehung getriggert und zwar in dem Moment, in dem es für den Bindungsängstlichen “ernst” wird.

Dies kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten geschehen. Zum Beispiel schon nach den ersten Dates, beim Zusammenziehen oder auch erst bei der der Heirat – sobald dieses Gefühl entsteht, dass der Andere Erwartungen hat und sich auf mich einlässt. Dann springt das Programm an, dass ich funktionieren muss. Und damit ist die eigene Autonomie und Freiheit für den Bindungs- oder Verlustängstlichen bedroht.

Wenn das Gegenüber sich nie einlässt, kann der Bindungsängstliche sehr lang Verliebtheitsgefühle verspüren. Deswegen haben so viele Menschen mit Bindungsangst immer das Gefühl, dass sie überhaupt keine Bindungsangst haben, weil sie ja schon verliebt waren und eine Sehnsucht nach Liebe und Beziehung haben.

Sie verlieben sich dann vermeintlich oft in die Falschen, weil sie sich diejenigen Aussuchen, die nicht erreichbar sind oder mit denen die Beziehung sowieso ein einziges Drama und eine Achterbahnfahrt ist. Für diese Menschen haben sie starke Gefühle.

Mit den Menschen jedoch, mit denen es tatsächlich gut funktionieren könnte in einer Beziehung, da haben sie kein Interesse und das Gefühl, dass es langweilig ist. Sie rechtfertigen sich dann, dass der Mensch sie nicht interessiert, langweilig oder nicht ihr Typ ist.

Ghosting und Bindungsangst

Chris: Ich erhalte aus meiner Community viele Fragen zum Thema Ghosting, in einer Instagram-Umfrage sagten 91 % meiner Follower, dass sie schon einmal geghosted wurden. Das heißt: Von heute auf morgen geschieht ein radikaler Kontaktabbruch. Plötzlich bricht er oder sie den Kontakt ab – und mehrere Wochen später erfährt man, dass er oder sie in einer festen Beziehung mit anderen Person ist. Verbirgt sich hinter diesem Verhalten auch eine Form von Bindungsangst?

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Ghosting

Stefanie Stahl: In erster Linie ist Ghosting nicht in Ordnung. Man verhält sich so nicht. Das ist absolut konfliktscheues Verhalten. Es ist sehr verletzend, weil man sein Gegenüber damit vor den Kopf stößt.

Tatsächlich versteckt sich in diesem Fall sehr oft die Bindungsangst dahinter. Vor allem, wenn es vorher sehr gut gelaufen ist zwischen den beiden, der andere aber plötzlich kalte Füße bekommt.

Hinzu kommt, dass Bindungsängstliche sehr leicht verstört oder verunsichert werden können. Diese Verunsicherung und Zweifel hängen stark mit der Bindungsangst zusammen. 

Auf einmal zweifelt man und hat beispielsweise den Eindruck, dass die Frau bei einem Date nicht mehr so gut aussieht wie vorher. Dass sie eine komische Bemerkung gemacht hat oder dass ihr Kaugeräusch störend ist. Solche Kleinigkeiten werden auf einmal störend, wenn die Bindungsangst sich zeigt. Natürlich kommt das umgekehrt auch bei Frauen vor.

Chris: Frauen ghosten etwas seltener als Männer.

Stefanie Stahl: Ich habe da keine genauen Zahlen vorliegen, aber Frauen gelten allgemein als sozial kompetenter. Ich vermute, dass Frauen aus diesem Grund weniger ghosten. Ich kenne aber sehr viele bindungsängstliche Frauen.

Viele haben aber schon eine große Distanz zu diesem Thema entwickelt und sich im Singleleben eingerichtet. Obwohl viele Bindungsängstliche durchaus den Wunsch nach Bindung und Beziehung hegen.

Oft beginnen die Beziehungen ja sehr leidenschaftlich, bis der oder die Bindungsängstliche das Gefühl bekommt, dass es zu eng und zu ernst wird – und er oder sie sich anpassen muss. Das sind aber keine bewussten Prozesse.

Was jedoch bewusst passiert, ist, dass der Bindungsängstliche anfängt, Schwächen zu suchen und das Gegenüber anzuzweifeln. Er oder sie nimmt nur noch die Schwächen wahr und glaubt, dass es doch nicht der oder die Richtige ist. Da kommt die Bindungsangst zum Tragen.

Dann beginnt man eine neue Beziehung, weil man wieder die Leidenschaft sucht. Die nächste Beziehung beginnt wieder leidenschaftlich und die Bindungsängstlichen glauben, dass sie endlich den oder die Richtige gefunden haben. Dieses Gefühl hält nur so lange an,  bis das alte innere Programm wieder zum Tragen kommt.

Alle On-Off-Beziehungen sind auf diesem Muster aufgebaut. Nähe und Distanz wechseln sich ab. Man nähert sich in der Beziehung an und alles scheint gut. Dann zeigt sich das Autonomiebedürfnis und die Verlust- und Bindungsangst. Sie hängen miteinander zusammen. Plötzlich wird es den Betroffenen auf einmal zu eng und dann trennen sie sich und fühlen sich zunächst befreit.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Phasen der Trennung

Es gibt in dem Sinne keinen “Feind” oder Bedrohung mehr, da der Partner oder die Partnerin nicht mehr da ist. Man fühlt sich in seiner Autonomie nicht mehr bedroht. Dann beruhigt sich das aktivierte Autonomie-System und die Verlustangst, das ja im Fluchtmodus war. Nun zeigen sich die Bindungsgefühle wieder und der Betroffene merkt: “Was habe ich getan? Was hat mich da eigentlich geritten? Ich vermisse meinen Ex-Partner. Ich möchte ihn zurück!”.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Kommt jemand mit Bindungsangst zurück?

Schließlich nähert man sich wieder an. Doch wenn es dann enger wird, schlägt abermals die Bindungsangst zu. So entsteht ein ständiges Nähe-Distanz-Dilemma. Genau auf diesem Muster bauen On-Off-Beziehungen auf.

Was können bindungsängstliche Menschen konkret tun?

Chris: Das fühlt sich ja für den betroffenen Menschen sehr unruhig und stressvoll an. In deinem Buch “Jeder ist beziehungsfähig” beschreibst du das sehr gut: Die Betroffenen möchten eigentlich eine Beziehung, können es aber nicht wirklich, da sie immer wieder in Panik verfallen und Distanz wahren. Das ist für Betroffene sehr stressig und schwer.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Bin ich beziehungsfähig?

Was können bindungsängstliche Menschen nun konkret tun? Wie können sie sich helfen, heilen oder diese Anteile integrieren?

Stefanie Stahl: Es gibt Lösungsansätze, denn jeder ist beziehungsfähig. Das beschreibe ich sehr detailliert im Buch.

Der erste Schritt ist, mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu arbeiten. Wir haben ja diese alten Prägungen und Programme. Diese gehören streng genommen zu Mutter und Vater, aber nicht mehr zu uns.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Selbstliebe lernen (mit kostenlosem Minikurs)

Ich nenne ein konkretes Beispiel: Robert ist mit Eltern aufgewachsen, die sehr gestresst und überfordert waren. Sie konnten ihm nicht die Zuwendung geben, weil noch andere Kinder da waren – beide Eltern waren berufstätig. Der kleine Robert kann noch nicht reflektieren, dass seine Eltern gestresst sind und ob sie überhaupt drei Kinder hätten kriegen sollen und ob wirklich beide berufstätig sein müssen. Der kleine Robert fühlt hingegen, dass er zur Last fällt, zu viel ist – und nicht genügend ist.

Auf diese Weise entstehen diese inneren Programme oder Glaubenssätze und prägen das Selbstwertgefühl und den Glaubenssatz: “Ich genüge nicht”. Nun hat sich Robert angewöhnt, sich anzupassen und ein “lieber Junge” zu sein, damit die Eltern nicht noch mehr Stress haben und er mit ihnen zurechtkommt. Auf diese Weise stellt er sicher, dass die Eltern ihn lieb haben und nicht ablehnen. Er ist ein braver lieber Junge, der in der Schule keinen Ärger macht, zu allem Ja sagt, obwohl er Nein meint. Er versucht alles, um es seinen Eltern Recht zu machen und ihnen zu gefallen. Mit dieser Prägung wird er groß.

Mehr zum Thema findest du hier: Nein sagen lernen und Grenzen setzen

Später als Erwachsener lernt er Julia kennen. In der Kennenlernphase ist er sehr verliebt, jagt ihr hinterher und möchte sie erobern – um seinen Selbstwert zu bestätigen. Auf diese Weise bestätigt er seinen Wert, indem er Julia erobern kann. In dem Moment, in dem Julia bereit ist, sich auf ihn einlässt und eine Beziehung eingehen möchte, bekommt Robert Panik und es wird ihm zu eng.

Er bekommt Angst und einen innerlichen Druck, dass ihn Julia nun so kennenlernt, wie er wirklich ist. Seine Selbstzweifel beginnen: “Ich bin gar nicht immer so witzig, wie Julia annimmt. Ich weiß auch nicht, ob ich im Bett ausreiche”. Es entsteht in ihm plötzlich ein Druck, genug sein zu müssen, dieses Level aufrechtzuerhalten und Erwartungen zu erfüllen.

Viele bindungsängstliche haben die Angst, aufzufliegen, wenn der Andere sieht, wie man wirklich ist. Noch ist man ja in der Umwerbungsphase. Gerade in der ersten Kennenlernphase kann man sich noch von seiner besten Seite zeigen.

Aber was passiert, wenn man zusammenzieht und man am liebsten Jogginghose trägt? Wenn man jeden Tag zusammen verbringt und der Andere merkt, dass man gar nicht so spannend, sondern im Alltag eher langweilig ist. Plötzlich kommen all diese Ängste hoch, nicht mehr zu genügen und sich innerhalb der eigenen vier Wände sehr stark anpassen zu müssen.

Ich hatte gestern ein Beratungsgespräch mit einer sehr bindungsängstlichen Frau. Sie leidet genau unter diesem Problem, dass sie nur Affären haben kann, denn allein die Vorstellung, dass der Partner womöglich einzieht, löst in ihr Panik aus. Denn dann könnte sie ja nicht mehr auf der Couch liegen. Dann müsste sie Erwartungen erfüllen. Dann würde der Mann merken, wie sie wirklich ist. Wenn er sie in Jogginghose sähe, wäre er bestimmt abgeturned von ihr. Sie würde sich dann in ihrer eigenen Wohnung verstellen müssen.

Und dann wählt sie aus der Angst heraus stattdessen destruktive Verhaltensweisen. Ihre Affäre ist beispielsweise versehentlich bei ihr eingeschlafen und sie hat ihn geweckt und trotz tobendem Gewitter mitten in der Nacht vor die Tür gesetzt. Sie weiß, wie destruktiv und schädlich dieses Verhalten für beide ist. Sie konnte aber die Vorstellung nicht ertragen, dass er bei ihr übernachtet.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Verhaltensmuster (erkennen und ändern)

Diese destruktiven Verhaltensweisen kommen häufig vor in Form von abrupter Unzuverlässigkeit, Ghosting und in schönen Momenten plötzlich Streit anzufangen. Diese Verhaltensweisen sind ein Manöver, um die entstandene Nähe wieder zu zerstören. Geringe Bereitschaft für Verabredungen oder Festlegung. Es wird bis zum letzten Moment abgewartet. Diese ganzen bindungsängstlichen Manöver sind für den Partner sehr belastend und stressvoll.

Um auf die Frage zurückzukommen, was wir als Betroffene tun können: Wir müssen verstehen, dass dieser tiefe Glaubenssatz “Ich genüge nicht” nichts über uns aussagt.  Dieser Satz sagt nur etwas über die Kindheit aus.

Er gehört zu meinen Eltern, die leider gestresst und überfordert waren. Aus diesem Grund hat sich mein geringes Selbstwertgefühl entwickelt. Deswegen glaube ich heute als Erwachsener, dass ich mich anpassen muss und die Rolle des lieben und braven Kindes erfüllen muss, um gemocht zu werden.

Man muss diese alte Prägung und den Glaubenssatz im Gehirn auflösen. Um diesen aufzulösen, muss man im ersten Schritt überhaupt verstehen, dass diese Prägung sehr willkürlich ist und hochgradig subjektiv ist. Hätte Robert beispielsweise andere Eltern gehabt, dann wäre eine andere Prägung im Gehirn entstanden. Dann wären seine Glaubenssätze: “Ich genüge. Ich bin gut so, wie ich bin. Natürlich darf ich in Beziehungen meine eigenen Bedürfnisse vertreten”.  Dann hätte Robert ein völlig anderes Programm kultiviert.

Die Lösung ist, unsere Programme erst einmal zu identifizieren, um sie dann aufzulösen. Wir lösen sie auf, indem wir uns auf tiefster Ebene bewusst werden, dass dieser Glaubenssatz und die Prägung Willkür ist. Dann können wir neue, viel konstruktivere innere Vorstellungen entwickeln. Zum Beispiel: “Ich genüge! Ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin Erwachsen und darf eine eigene Meinung haben”.

Es ist schwierig, alle Lösungsstrategien hier zusammenzufassen. Ich empfehle meine Bücher. Vor Allem das Arbeitsbuch, das man für die Selbsttherapie zuhause anwenden kann.

In dem Buch leite ich Leserinnen und Leser Schritt für Schritt an, sich aus den alten Programmen und Mustern heraus zu entwickeln. Es ist keine komplizierte Arbeit, da wir in unseren Programmen simpel konditioniert sind. Somit sind die Lösungsschritte auch nicht kompliziert. Wir müssen natürlich bereit sein und die Selbstarbeit gewissenhaft angehen, wie eine Art Training.

Ist Bindungsangst heilbar?

Chris: Ist Bindungsangst vollständig heilbar, wenn ich an mir arbeite? Oder werde ich die bindungs- und verlustängstlichen Anteile in mir immer fühlen, wenn ich Beziehungen eingehe?

Stefanie Stahl: Wenn diese Prägungen in den ersten zwei Lebensjahren geschehen, sind sie irreversibel. Trotzdem kann man sich helfen, in dem man neue Erfahrungen macht und diese, wie ein parallel laufendes Programm, neu installiert. Wenn wir neue Erfahrungen machen, lernt unser Gehirn, sie mit neuen Assoziationen und Gefühlen zu verknüpfen. Auf diese Weise können wir es schaffen, unser altes Programm gut zu kompensieren. 


In meinem Ansatz steht das Schattenkind für diese Prägungen, die mir Probleme und Schmerz bereiten. Wenn ich wieder in meinem Schattenkind bin, also als bindungsängstlicher Mensch die Panik in mir aufsteigt, flüchten zu wollen, wenn es ernst wird, was kann ich da tun?

Beispiel: Freitagabend bin ich zu einem Abendessen mit meinem Partner verabredet und plötzlich bekomme ich Angst und Panik und das Gefühl, das alles zu nah und zu eng wird. Am liebsten will ich flüchten und absagen, denn die Bindungsangst meldet sich. An dieser Stelle ist es entscheidend, dass wir wahrnehmen, dass wir in unser altes Programm zurückfallen. Erst dann können wir handeln und etwas verändern: “Stopp! Ich bin in meinem alten Programm, das noch zu meinen Eltern gehört und nicht mehr zu mir. Ich bin nicht mehr das kleine Kind. Ich bin erwachsen und frei und nicht gefangen.”

Wir müssen erkennen, dass wir Beziehungen nicht passiv über uns ergehen lassen, wie in unserer Kindheit, sondern als Erwachsene aktiv mitgestalten. Wir sind der Beziehung nicht ausgeliefert. Wenn wir das erkennen, können wir aus dem Schattenkind und aus der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Erwachsenen-Realität zurückkommen.

Nach meinen Erfahrungen und den Erfahrungen meiner Klienten ist das eine gute Strategie. Wir können auch mit unseren Partnern darüber reden, wenn wir in konkreten Situationen in Bingsangstangst zurückfallen, anstatt zu streiten, sich zu distanzieren oder zu flüchten. Wir müssen unsere Partner einweihen in unsere Programme und Schattenkinder.

In dem Moment, indem wir anfangen, mit unseren Partnern über unsere Angst zu reden, legt sich automatisch damit die Angst und der Fluchtimpuls. Wir können diesen Fluchtimpuls konstruktiv auflösen und in der Nähe bleiben. Durch gemeinsames Reden erkennen wir, dass wir nicht ausgeliefert sind, sondern die Beziehung aktiv mitgestalten können.

Chris:  Das heißt, indem ich meine Gefühle und Ängste mit meinem Gegenüber teile und mich in meinen alten Programmen ertappe, erkenne ich, dass ich nicht mehr das Kind von früher bin sondern das heutige erwachsene Ich, das frei ist und neu wählen kann. Ich erkenne, dass ich diese Beziehung wähle und dadurch löst sich dann auch der Druck in mir.  

Stefanie Stahl: Es geht ja um das Gefühl von Kontrolle und Handlungsfähigkeit. Flucht hingegen bedeutet ja immer Bedrohung. Die Nähe wirkt bedrohlich. Bindungsängstliche Menschen glauben, dass die Nähe ihr Selbst und ihre Autonomie bedroht, da sie sich verbiegen und anpassen müssen, um ihren geringen Selbstwert zu kompensieren. 

Wenn mein Glaubenssatz lautet: “Ich genüge nicht”, muss ich mich verbiegen. Ich gebe vor, die perfekte Frau oder der perfekte Mann zu sein, obwohl ich das nicht bin. Dieser Druck ist sehr anstrengend, also gibt es in meinem alten Programm nur den Lösungsweg, mich von der Beziehung zu distanzieren, zu flüchten. So gewinne ich wieder die Kontrolle und Handlungsfähigkeit zurück.

Wenn wir uns in diesen Programmen ertappen und erkennen, dass es destruktive alte Prägungen sind und diese nichts mehr mit der Realität zu tun haben, können wir dieses Thema auflösen und neue Handlungsmöglichkeiten wählen, statt zu flüchten.

Chris:  Wie sind deine Erfahrungen mit dem Verständnis von Bindungsangst? Gibt es Menschen, die das Thema falsch oder anders verstehen?

Stefanie Stahl: Ich gebe Seminare und Einzelberatung zu dem Thema. Ich versuche, den Menschen mit auf den Weg zu geben, dass sie heute als Erwachsene frei sind und dass sie ihre Beziehungen mitgestalten können und klar ausdrücken dürfen, was sie wollen oder nicht wollen. Sie dürfen das tun, denn eine Beziehung kann das aushalten – und ein Konflikt darf auch mal vorkommen. Wir müssen nicht ständig angepasst und lieb sein.

An dieser Stelle kommen oftmals Wortmeldungen von meinen Klienten: “Wenn ich jetzt wirklich meine Bedürfnisse äußere und meiner Freundin mitteile, dass ich eigentlich nur ein Wochenende mit ihr im Monat verbringen möchte, dann wird sie doch wütend und nimmt mir meine Freiheit”.

Was fällt hier auf? Warum möchte er denn nur ein Wochenende im Monat mit seiner Freundin verbringen? Er glaubt, auf diese Weise frei zu sein, aber eigentlich ist er noch immer in seiner Bindungsangst-Matrix.

Das heißt, er argumentiert aus seiner Matrix heraus und ist in dieser noch gefangen. Er glaubt, dass Freiheit bedeutet, seiner Partnerin noch weniger gemeinsame Zeit einzuräumen und dass er auf diese Weise für seine Bedürfnisse einsteht.

Wenn man noch mehr Freiheit möchte und dabei seine Partnerin weniger sehen möchte, bedeutet das, dass man noch in seinem alten bindungsängstlichen Programm steckt. Das ist ein Teufelskreis. Je freier man sich wirklich innerlich fühlt, desto geringer wird tatsächlich das Bedürfnis, in den Distanzmodus zu gehen.


Sie suchen die Freiheit immer auf der äußeren Ebene und das ist die falsche Projektionsfläche. Freiheit bedeutet für bindungsängstliche Menschen, dass der Partner oder die Partnerin auf Distanz gesetzt oder “beseitigt” werden muss.

Wir müssen die Freiheit stattdessen in uns selbst finden und diese Freiheit bedeutet, dass wir gleichberechtigt sind und die gleichen Rechte in unserer Beziehung haben und beide mitgestalten dürfen.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Was macht eine gute Beziehung aus?

Chris: Angenommen eine bindungsängstliche und eine verlustängstliche Person sind schon über einen längeren Zeitraum zusammen. Wie kann sich die verlustängstliche Person verhalten? Für sie ist diese Beziehung ja wie eine Achterbahnfahrt. Wann ist es an der Zeit, auszusteigen?

Stefanie Stahl: Es gibt die passive und die aktive Bindungsangst. Das bedeutet, der oder die Verlustängstliche kann in einer Beziehung auch durchaus der oder die Bindungsängstliche sein. Das kann in unterschiedlichen Beziehungen unterschiedlich variieren.

In der einen Beziehung lässt man sich schneller ein und in einer anderen ist man selbst im Fluchtmodus. Wie können wir uns nun verhalten, wenn wir auf der Verlustangstseite sind? 

Die Verlustängstlichen lassen sich oftmals sehr viel bieten. Sie lassen zu viel mit sich machen. Das hängt damit zusammen, dass sie die Kontrolle über die Situation gewinnen wollen.

Wenn sich jemand, mit dem ich eigentlich eine Beziehung eingehen möchte, nach einer schönen Zeit der Intimität wieder von mir entfernt, dann triggert das natürlich starke Verlustangst – selbst in Menschen, die vielleicht nicht unbedingt verlustängstlich sind. Das ist ein normaler Impuls.

Das liegt in unseren Genen, da wir unsere Bindungsperson sichern wollen. Bindungsverlust ist tief in unseren Genen als etwas Bedrohliches gespeichert. Das wollen wir natürlich vermeiden. Aus diesem Grund setzt ein hohes Kontrollmotiv ein und wir versuchen, unsere Bindungsperson festzuhalten.

Mit dieser Kontrolle wird viel Dopamin im Gehirn ausgeschüttet. Das Dopamin, das Verlustängstliche empfinden, ist das Hormon des “Haben-Wollens”. Dopamin ist immer dann im Spiel, wenn wir etwas haben wollen, das nicht unmittelbar erreichbar ist. Dies können auch Gegenstände sein. Es ist ein Gefühl von: “Ich will den Menschen oder den Gegenstand unbedingt haben”.

In dieser bindungsängstlichen Dynamik setzt das eine starke erotische Leidenschaft frei, was gefährlich ist. Sex ist ja eigentlich dafür da, um den anderen Menschen an sich zu binden.

Wenn das Gegenüber immer wieder auf Abstand geht, dann zündet das immer wieder die Leidenschaft. Das heißt, das Gehirn der Verlustängstlichen ist in Verlustmomenten dopamingesteuert, sodass ein Gefühl der Unzurechnungsfähigkeit entsteht. Sie wollen um jeden Preis ihr Bindungsobjekt sichern.

Meistens geht es gar nicht wirklich um die Bindungsperson. Es geht vielmehr darum, den eigenen Selbstwert zu retten. Durch den Verlust ist der Selbstwert angeschlagen in der Beziehung.

Zudem geht es darum, die Kontrolle zurückzugewinnen. Es geht nicht wirklich um die andere Person. Diese wird idealisiert. Wenn ich meine Klientinnen ehrlich frage, ob der aktuelle bindungsängstliche Partner, der sie ständig versetzt und auf Distanz hält, tatsächlich der Traummann ist, den sie sich gewünscht haben, dann erkennen sie die Idialisierungsprozesse.

Es geht nicht wirklich um den Anderen, sondern darum, die eigene Kontrolle zurückzugewinnen und damit auch den eigenen Selbstwert zu stabilisieren. Die größte Phantasie von verlustängstlichen Menschen ist, dass der Andere irgendwann erkennt, dass  er vor seinen Gefühlen davongelaufen ist. In ihrer Vorstellung erkennt er nun plötzlich, dass es doch die große Liebe ist, und er möchte heiraten.

Der Einfluss der Evolution auf unser Verhalten

In dieser Phantasie der Verlustängstlichen empfinden sie dann eine Erlösung, dass sie die Kontrolle wieder gesichert und der Selbstwert gerettet ist. Das ist die Lösungsphantasie. Es geht letztendlich um einen selbst – man kämpft um sich selbst. Das funktioniert jedoch nicht, da wir auf diese Weise nicht die Kontrolle zurückgewinnen. Die Kontrolle über sein Leben kann man eigentlich nur zurückgewinnen, indem man die Beziehung loslässt. Wann ist es an der Zeit loszulassen?

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Loslassen lernen

Diese Dynamik des Begehrens und Vermissens ist eine emotionale Angelegenheit. Emotionen sind evolutionär bedingt. Unser Gehirn ist wie ein veraltetes Betriebssystem, das noch ein Update braucht und adaptiert werden muss. Es befindet sich noch im alten System und ist noch nicht ausgerichtet für die gegenwärtige Zeit. Unsere Emotionen spielen eine wichtige Rolle für unser Gehirn. Sie wollen uns schnell vor Gefahr warnen und signalisieren uns, wenn wir unser Leben retten müssen.

Bei Gefahr durften wir nicht lange nachdenken. In der Steinzeit hatten wir nicht die Chance, lange darüber nachzudenken, ob ein Tier nun gefährlich ist oder nicht, da es um das Überleben ging. Ein zu langes Nachdenken hätte den Tod bedeutet. Also war das Gefühl der Angst mit einer Reaktion, wie der Flucht, verknüpft.

Dieses alte System wirkt heute noch. Die Emotion ist wichtig, damit wir schnell reagieren können. Das heißt, die Unfähigkeit einen Menschen loszulassen, ist mit diesem starken Gefühl des Begehrens verknüpft. Wenn ich nun wissen möchte, wann es an der Zeit für mich ist, mich endgültig zu trennen, dann muss ich nur meinen Verstand fragen. Der Verstand weiß es eindeutig.

Mehr Infos zum Thema findest du hier: Über Trennung hinwegkommen

Chris: Was genau fragen wir den Verstand?

Stefanie Stahl: Wir müssen raus in die Beobachterposition gehen und von außen hinschauen und zuhören, was uns der Verstand sagt. Der Verstand hat immer die richtige Antwort. Er weiß genau, wann die Beziehung hoffnungslos ist und dass sich der Partner nicht ändern wird. Dass schon alle Versuche, sich zu ändern, gescheitert sind.

Der Verstand weiß genau, dass der Mensch dieses schwere Paket aus der Kindheit schon lange mit sich trägt und dass erst eine Psychotherapie helfen wird, damit eine Veränderung tatsächlich geschehen kann. Sonst wird der Mensch immer in diesem alten Programm aus der Kindheit bleiben. Der Verstand weiß das. Das Problem ist aber das abhängige und süchtige Gefühl für den Partner, was mit Liebe verwechselt wird.

Wie können Bindungsängstliche eine Beziehung führen?

Chris:  Wie lässt sich wirklich eine Veränderung herbeiführen? 

Stefanie Stahl: Man kann sich auch mit Schmerzen und mit Liebe trennen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, da diese Beziehungsdynamiken meist keinen guten Ausgang nehmen.

Wenn der oder die Bindungsängstliche ganz klar erkennen und aussprechen kann, dass er oder sie Bindungsangst hat und dieses Thema angehen möchte – zum Beispiel in Form einer Therapie, Seminaren oder mit den richtigen Büchern – dann gibt es eine Chance. Die Bereitschaft, sich verändern zu wollen und daran zu arbeiten, muss da sein.

Wenn der Andere aber die Thematik bei sich nicht erkennt, reflektiert oder gänzlich ablehnt und nicht an sich arbeiten möchte und Hilfe ablehnt, dann hat die Beziehung keinen Sinn.
Wenn der Mensch sich nicht eingestehen kann, dass er oder sie Bindungsangst hat und innere Programme aus der Kindheit in sich trägt und sich nicht bemüht, daran zu arbeiten, dann wird es innerhalb der Beziehungs nichts ändern.

Wenn auf leere Versprechungen keine Taten folgen, das heißt der Partner sich nicht engagiert, etwas an der Situation zu ändern, dann hat es keinen Sinn, in der Beziehung zu bleiben.

Was ist der Unterschied zwischen Liebe und dem Verliebtsein?

Chris : Ist das überhaupt noch Liebe, wenn Menschen in dieser Bedürftigkeit, in dieser Sucht und dem Gefühl des Brauchens sind? Hinter dem Satz: “Ich liebe dich” verbirgt sich ja nicht selten das Gefühl: “Ich brauche dich”. 

Stefanie Stahl: Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Verliebtsein und Liebe. Verliebt zu sein, hat immer etwas mit dem Gefühl des “Haben-Wollen” und großem sexuellen Interesse zu tun. Verliebtsein bedeutet, die Bindung sichern zu wollen. Und Verliebtsein hat ganz viel damit zu tun, dass man sich selbst gut fühlt. Das geht allen Menschen so.

Die erste Verliebtheitsphase ist durch Hormone gesteuert, sie fühlt sich verrückt und wie ein Rausch an. Verliebte Menschen berauschen sich auf diese Weise an ihren eigenen Gefühlen. Da gibt es sogar wissenschaftliche Hirnmessungen, die den Rausch gemessen haben.

Die Messwerte zeigen, welche Hirnareale wie stark betroffen sind. In der Verliebtheitsphase geht es gar nicht wirklich um den Anderen, sondern eigentlich um dieses betäubende Gefühl, das sich wie ein Rausch anfühlt.

Liebe hingegen ist etwas völlig anderes. In der Liebe existiert dieser Rausch und diese Leidenschaft nicht mehr – wenn man wirklich in einer guten, gesunden und sicheren Beziehung ist. Dann hat man ein ganz anderes Gefühl. Es ist dieses ruhige, warme Bindungsgefühl.

Dann verspürt man auch einen tiefen Wunsch, dass es dem Anderen gut geht. Dann möchte man für den Anderen wirklich da sein und man möchte den Anderen nicht verletzen.

Liebe und Verliebtsein sind verschiedene Gefühlszustände. Deswegen sollte dieses berauschte Verliebtheitsgefühl nicht richtig ernst genommen werden. Verliebtsein ist ein Zustand, den die Natur erfunden hat, damit wir uns irgendwann für einen Menschen entscheiden und Nachkommen sichern.

Die Natur hat es so arrangiert, dass Verliebtheit immer mit sexuellem Interesse verbunden ist. Auf diese Weise paaren sich die Menschen, damit möglichst Nachkommen gezeugt werden. Die Evolution verfolgt das Interesse, dass unsere Gene verbreitet werden. Dafür braucht es die Verliebtheit, da in dieser Phase die sexuelle Leidenschaft und Aktivität sehr hoch ist. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau schwanger wird.

Irgendwann muss die Verliebtheitsphase aufhören, damit die jungen Eltern aus dem Rausch herauskommen und sich um ihr Kind kümmern können. Wenn die jungen Eltern immer dauerverliebt wären, wäre das Kind nur ein Störfaktor und könnte nicht umsorgt werden. Das heißt, die Natur sorgt dafür, dass die Verliebtheit irgendwann abnimmt und in ein sicheres Bindungsgefühl übergeht. So sind die Eltern bereit, sich um ihr Kind zu kümmern.

Unterschied zwischen Schatten- und Sonnenkindern

Chris: Apropos Kind: Könntest du einmal das Konzept der Schatten- und Sonnenkinder erläutern? Was verbirgt sich hinter den Begrifflichkeiten?

Stefanie Stahl: Das Sonnenkind und das Schattenkind sind Metaphern. Das Sonnenkind steht sowohl für die gesunden Anteile unserer Persönlichkeit, mit denen wir zufrieden sind, als auch für die Heilungsmöglichkeiten. Nämlich, dass wir den Glaubenssatz “Ich genüge nicht” in ein “Ich genüge” transformieren können. Im Sonnenkind sind wir in unserer Kraft und in unseren Ressourcen.

Es wäre ein Idealzustand, im Sonnenkind zu sein. Denn dann wären wir stets in einer guten Gemütslage. Es geht nicht darum, den Glaubenssatz “Ich genüge nicht” in ein “Ich bin der oder die Beste” umzuwandeln. Das wäre ein unangemessener neuer Glaubenssatz.

Es geht vielmehr darum, das Programm: “Ich genüge. Ich bin okay. Ich darf so sein, wie ich bin.” zu kultivieren. Das hat mit Größenwahn nichts zu tun. Das sind angemessene, positive Verhaltensprogramme. Insofern ist das okay, im Sonnenkindmodus zu sein. Aber das Leben ist nicht so einseitig, sondern komplexer. Wir wechseln immer wieder die inneren Zustände.

Chris: Beschäftigst du dich eigentlich noch mit deinem inneren Kind? Zeigt sich das innere Schattenkind auch ab und an bei dir?

Stefanie Stahl: Nicht mehr oft.

Chris: Bist du dann die meiste Zeit im Sonennkindmodus?

Stefanie Stahl: Ich bin durchaus auch mal gestresst oder auch überfordert. Ich schreibe gerade ein neues Buch, das sehr anspruchsvoll ist.

Chris: Worum geht es thematisch?

Stefanie Stahl: Im Grunde versuche ich, die Psyche des Menschen zu erklären, wie wir Menschen psychisch konstituiert sind, um dann aus diesen Grundprogrammen auch Lösungswege abzuleiten. Das ist sehr anspruchsvoll und ich fühle mich oft überfordert oder gestresst, weil dieses Buch viel Arbeit bedeutet.

Aber nicht jedes schlechte Gefühl, das wir haben, entsteht aus dem Schattenkind. Es kann sich auch in normalen Situationen zeigen, wo man zum Beispiel einfach Unlust überwinden muss. Tagtäglich gibt es ja Situationen, wo wir Unlust empfinden und etwas tun müssen, was uns nicht unbedingt Freude bereitet, aber erledigt werden muss. Da unterscheide ich mich nicht von anderen Menschen.
Chris: Vielen Dank für deine Zeit und dieses spannende Interview!

Stefanie Stahl: Ich danke auch. Es hat mir viel Freude bereitet.

Über den Autor

Über den Autor

Chris Bloom ist Systemischer Therapeut, Autor, Podcaster und Speaker. Nach einem Studium der Gesundheits­ökonomie (M.Sc.) arbeitete Chris im Gesundheits­bereich. Seit 2017 ist Chris als Coach tätig und hat sich auf die Themen Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis spezialisiert.

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Chris Bloom

Ich bin Chris Bloom – Systemischer Therapeut, Gesundheitsökonom (M. Sc.), Autor, Podcaster, Speaker und Coach. Unsere Gedanken und die richtige innere Haltung empowern uns, unser Leben nach unseren Wünschen zu kreieren. Das Fundament hierfür bilden die drei Säulen: Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis. Diese sind für uns individuell erlernbar – wie das Einmaleins in der Schule. Ich helfe dir dabei, dieses Fundament zu schaffen – damit du das Leben leben kannst, das du dir wünscht. Infos zu meiner Vita und Vision: Wer ist Chris Bloom?

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