Fehlt die emotionale Verfügbarkeit, fühlst du dich in einer Partnerschaft womöglich einsam. Erfahre jetzt alles über Anzeichen, Ursachen und Tipps bei emotionaler Unerreichbarkeit.
30-Sekunden Zusammenfassung
- Emotional nicht verfügbaren Personen fällt es schwer, Gefühle wahrzunehmen, über sie zu sprechen – und sich in romantischen Beziehungen wirklich einzulassen.
- Wenn dein Partner oder deine Partnerin emotional nicht erreichbar ist, fühlst du dich in der Beziehung womöglich oft einsam und isoliert.
- Die Ursache für die mangelnde emotionale Verfügbarkeit sind oftmals negative Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit.
- Um mit einem emotional nicht erreichbaren Partner umzugehen, braucht es Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen.
- Absolviere unten im Beitrag den kostenlosen Test, um herauszufinden, ob dein:e Partner:in emotional verfügbar ist.
Was ist emotionale Verfügbarkeit?
Emotionale Verfügbarkeit beschreibt die Fähigkeit, sich in Beziehungen auf emotionale Nähe einzulassen. Das ist eine wichtige Grundlage für eine langfristige, gesunde Beziehung.
Anstatt also beispielsweise in einer unverbindlichen Situationship zu bleiben oder sogar schon in der Kennenlernphase das Weite zu suchen,
- lernst du dein Gegenüber wirklich kennen
- und zeigst dich verletzlich.
Du erlaubst dir, dich auf tiefer, emotionaler Ebene berühren zu lassen. Dadurch entsteht eine tiefe Verbindung mit deinem Gegenüber.
Emotionale Erreichbarkeit beginnt also damit, sich im ersten Schritt mit den eigenen Emotionen zu verbinden. Dazu gehören sowohl die positiven als auch die negativen Emotionen.
Emotional verfügbare Menschen können die eigenen Emotionen
- wahrnehmen,
- fühlen
- und verbalisieren.
Im zweiten Schritt gehört zu emotionaler Verfügbarkeit, sich emotional für den Partner oder deine Partnerin öffnen zu können.
„Emotionale Verfügbarkeit beschreibt die Fähigkeit, sich in Beziehungen auf emotionale Nähe einzulassen. Wenn du emotional verfügbar bist, bist du emotional achtsam – dir und deinem Partner gegenüber.“
Chris Bloom
Psycholog:innen beschreiben diese Offenheit als Sensitivität (Empfindlichkeit):
- Du bist präsent in der Gegenwart deines Partners oder deiner Partnerin.
- Du nimmst die Emotionen deines Gegenübers wahr – dazu gehört auch die Wahrnehmung der Körpersprache, Mimik und Tonlage.
- Du hörst ihm oder ihr richtig zu.
In anderen Worten: Wenn du emotional verfügbar bist, bist du emotional achtsam – dir und deinem Partner gegenüber.
Was sagt die Wissenschaft?
In der Psychologie wird das Konzept der emotionalen Verfügbarkeit primär unter dem Aspekt der Eltern-Kind-Beziehung untersucht.
Forscherinnen gehen davon aus, dass die emotionale Verfügbarkeit der wichtigsten Bezugspersonen in der Kindheit den Bindungsstil im Erwachsenenalter prägt.
Wenn Eltern angemessen auf die Gefühle des Kindes reagieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind einen sicheren Bindungsstil entwickelt.
Dazu gehört neben physischer Präsenz, vor allem die emotionale Präsenz der Eltern:
- Drücken die Eltern Emotionen angemessen aus?
- Nehmen die Eltern die Emotionen der Kinder wahr und reagieren sie auf diese?
Die Ursache für mangelnde emotionale Erreichbarkeit im Erwachsenenalter ist in vielen Fällen in der Kindheit zu finden.
Werden Kinder in einem Elternhaus mit fehlender emotionaler Verfügbarkeit sozialisiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kinder als Erwachsene eine mangelnde emotionale Erreichbarkeit aufweisen.
Aber auch frühe negative Beziehungserfahrungen können dazu führen, dass ein Mensch emotional unerreichbarer wird – beispielsweise eine vorangegangene Beziehung mit einem Narzissten.
Die gute Nachricht: Du kannst erlernte Verhaltensmuster aus der Kindheit oder vorigen Beziehungen “umprogrammieren”.
Nicht immer gelingt das jedoch ohne Hilfe von außen. Ein gutes Coaching hilft dir beispielsweise dabei, den “Muskel” der emotionalen Verfügbarkeit zu trainieren und alte Muster “umzuprogrammieren”.
Anzeichen mangelnder emotionaler Verfügbarkeit
Emotional nicht verfügbare Menschen wirken unter Umständen
- kalt,
- herzlos,
- egoistisch
- oder überheblich.
Stellst du vergleichbares Verhalten bei deinem Gegenüber fest, ist es sinnvoll, auf typische Anzeichen mangelnder emotionaler Verfügbarkeit zu achten.
Wenn dein Partner oder deine Partnerin und du die Ursachen für die emotionale Distanz zwischen euch identifiziert habt, ist Veränderung möglich: Jeder Mensch kann prinzipiell Verantwortung für das eigene Handeln und Fühlen übernehmen.
Vermeidung von Intimität
Wer Emotionen offen zeigt, macht sich verletzlich. Für Menschen mit gering ausgeprägter emotionaler Verfügbarkeit wirkt das mitunter bedrohlich – und “zu intim”.
Wenn Menschen emotional nicht erreichbar sind, liegt das also oftmals daran, dass sie sich nicht verletzlich zeigen können:
- Negative Emotionen werden versteckt und unterdrückt. Dein Gegenüber zeigt sich nur von seiner “Schokoladenseite”.
- Körperliche Nähe als Ausdruck von Intimität wird vermieden.
Als betroffener Partner entsteht bei dir das Gefühl, dein Gegenüber gar nicht richtig zu kennen. Das wiederum verstärkt die emotionale Distanz. Es fühlt sich mitunter so an, als würde dein Partner dir nicht vertrauen.
Hinter diesem Verhalten verbirgt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch ein Abwehrmechanismus: “Wenn ich mich nicht öffne, kann ich nicht verletzt werden”.
Für emotional nicht verfügbare Menschen ist es unangenehm, über eigene Gefühle zu sprechen.
Typischerweise ist dieser negative Glaubenssatz sehr präsent: “Verletzlichkeit ist gefährlich.”
Als Folge scheint hinter tieferer emotionaler Begegnung eine Gefahr zu lauern, die es zu vermeiden gilt: Gefühle werden zurückgehalten, aus Angst, sie könnten gegen einen selbst verwendet werden.
Infolgedessen fühlen sich Partner von emotional kaum erreichbaren Menschen oftmals isoliert, einsam und “weit weg”.
Gefühlstaubheit
Wenn ein Mensch nur schwer Zugang zu eigenen Emotionen findet, spiegelt sich dies in Gefühlstaubheit wider – sowohl für den Menschen selbst als auch für das Gegenüber.
Der Grund liegt in der Unfähigkeit, eigene Emotionen wahrzunehmen und zu verarbeiten.
Nicht selten reichen die Ursachen emotionaler Verfügbarkeit bis in das Elternhaus: Wenn das Kind nicht ermutigt wurde, eigene Gefühle wahrzunehmen, geschweige denn diese mitzuteilen.
In manchen Fällen ist die Gefühlstaubheit auch ein Schutz davor, negative Emotionen in zu großer Intensität zu fühlen.
Empathiemangel
Wer über mangelnde Empathie (Einfühlungsvermögen) verfügt, der vermeidet es, die Emotionen Anderer an sich heranzulassen.
Die Gefühle anderer Personen werden abgeschirmt, gar nicht erst wahrgenommen und somit auch nicht “beantwortet”.
Anstatt also offen zu sein, verschließt dein Gegenüber sich vor deinen Gefühlen – die Antenne für deine Gefühle fehlt.
Rückzug
Dass dein Gegenüber emotional nicht verfügbar ist, erkennst du daran, dass er oder sie sich oft zurückzieht.
Während du beispielsweise in einer Streitsituation das offene Gespräche wünschst, zeigt dein Gegenüber dir emotional die kalte Schulter.
Dein:e Partner:in meidet in emotional herausfordernden Situationen die Konfrontation und zieht sich aus der Verantwortung.
Kein Commitment
Emotionale Unverfügbarkeit resultiert oftmals in fehlendem Bindungswillen. Bindungsangst und Verlustangst sind deshalb sehr typisch für emotional unverfügbare Menschen.
Im Sinne der Bindungstheorie entsprechen diese Menschen dem unsicher-vermeidenden Bindungsstil.
Der fehlende Bindungswille äußert sich zum Beispiel so:
- On-Off-Beziehung
- Keine gemeinsamen Ziele
- Ständige Angst, dass es jemand Besseres gibt (Fear of missing out)
- Geringes Selbstbewusstsein
- Mangelndes Verantwortungsgefühl
Emotional unerreichbare Menschen führen demzufolge oft unverbindliche Beziehungen und “ziehen die Reißleine”, wenn es ernst wird.
4 Tipps bei emotionaler Unverfügbarkeit
Mangelnde emotionale Verfügbarkeit in Partnerschaften lässt sich überwinden. Voraussetzung: Beide Seiten sind bereit, sich selbst zu reflektieren und haben ein gemeinsames Ziel. So entsteht mehr Verbundenheit und Liebe in der Beziehung.
Da die Ursachen von mangelnder emotionaler Verfügbarkeit komplex sind, werden dein Gegenüber und du feststellen, dass manche Herausforderungen leichter zu überwinden sind als andere.
Die Devise lautet daher: Geduld. Du kannst dein Gegenüber nicht verändern. Du kannst jedoch dabei helfen, eine Atmosphäre zu schaffen, die eine emotionale Nähe zulässt.
Dazu gehört beispielsweise auch, dass du dir selbst erlaubst, mehr Gefühle mitzuteilen.
Im Folgenden findest du vier wirksame Wege, um mit einem emotional nicht erreichbaren Partner umzugehen.
Emotionale Sicherheit herstellen
Schaffe eine Atmosphäre von emotionaler Sicherheit in deiner Beziehung. So kann dein Partner oder deine Partnerin langsam Vertrauen für emotionale Nähe aufbauen.
Mögliche Wege, mehr emotionale Sicherheit zu bieten sind:
- Aktiv zuhören
- Auf Bedürfnisse achten
- Grenzen respektieren
- Aufrichtig und richtig entschuldigen
- Konflikte offen und konstruktiv ansprechen
- Gefühle mitteilen
Indem ihr in eurer Beziehung diese Atmosphäre von Offenheit, Verletzlichkeit und Vertrauen pflegt, wächst euer emotionales Band.
Dein emotional nicht verfügbarer Partner kann auf diesem Weg neue, positive Beziehungserfahrungen sammeln.
Das hilft dabei, das “alte Programm” zu überschreiben, das womöglich noch im Hintergrund läuft.
Die ursprüngliche Sozialisation inklusive der Kindheitserfahrungen sowie vorigen Beziehungserfahrungen rücken langsam in den Hintergrund, sodass mehr emotionale Verfügbarkeit und Sicherheit entstehen kann.
Geduld und Verständnis
Versuche, die Gründe für die mangelnde emotionale Verfügbarkeit deines Gegenübers zu verstehen.
Mit mehr Verständnis für ihn oder sie wird es dir leichter fallen, mit Ablehnung oder Rückzug umzugehen: Du nimmst nicht direkt alles persönlich.
Mehr Empathie für deinen Partner oder deine Partnerin entlastet deine Beziehung: Anstatt emotionale Nähe zu erzwingen oder gar Druck auf deinen Schatz auszuüben, wirst du geduldiger und gelassener.
Wichtig: Dein Gegenüber sollte motiviert sein, die eigenen Probleme mit Hilfe von Selbstreflexion, Therapie oder Coaching anzugehen und zu überwinden.
Hat dein Gegenüber keine Einsicht oder scheinen die Ursachen unüberwindbar, musst du klare Grenzen setzen, deine Bedürfnisse äußern und im äußersten Fall die Beziehung beenden.
Zärtlichkeit
Berührung ist für viele Menschen eine Möglichkeit, Liebe auszudrücken – insbesondere wenn es schwerfällt, die richtigen Worte zu finden.
Du suchst vergeblich emotionale Nähe durch Gespräche? Wenn du dir mehr Intimität und Verbindung zu deinem emotional nicht erreichbaren Gegenüber wünschst, probiere einmal eine andere Sprache der Liebe aus: Die zärtliche Berührung.
Mit zärtlichen Berührungen ist nicht primär Sexualität gemeint, sondern vor allem Berührungen, die ausdrücken, dass du für dein Gegenüber “da bist”:
- Umarmungen,
- Massagen,
- Kuscheln.
Wenn dein Partner oder deine Partnerin beispielsweise einen schlechten Tag hat, biete die buchstäbliche Schulter zum Anlehnen womöglich genau die richtige Art von Zärtlichkeit, um emotionale Nähe herzustellen.
Du kannst also eine liebevolle Umarmung, eine Massage oder andere zärtliche Berührung schenken, um das emotionale Band zu stärken.
Ob eine zärtliche Berührung hilft, erkennst du beispielsweise daran, dass dein Gegenüber sich entspannt und die Atmung tiefer und länger wird.
Offene Kommunikation
Weiß dein:e Partner:in, dass du dir mehr emotionale Nähe wünschst – hast du dein Bedürfnis klar geäußert oder flüchtest du dich eher in Vorwürfe?
In jedem Fall ist es ratsam, deine
- Sehnsüchte,
- Wünsche
- und Hoffnungen
in deiner Liebesbeziehung zu kommunizieren.
Dabei kannst du dich an dem 4-Schritte Handlungsmodell der Gewaltfreien Kommunikation orientieren.
In folgendem Beispiel, wünschst du dir, dass dein:e Partner:in emotional verfügbarer ist und mehr emotionale Nähe in deiner Beziehung entsteht.
Diesen Wunsch solltest du an einem konkreten Verhalten und Handlungsvorschlag festmachen:
- Beobachtung: “Ich habe festgestellt, dass du still wirst und das Thema wechselst, wenn ich dich frage, wie es dir geht.”
- Gefühl: “Ich werde dann immer unsicher und fühle mich allein und isoliert.”
- Bedürfnis: “Ich wünsche mir Verbundenheit mit dir und Offenheit in unserem Miteinander.”
- Wunsch: “Wärst du bereit, mit mir gemeinsam einen Rahmen zu finden, in dem wir uns einander erzählen, wie es uns geht – um uns so miteinander zu verbinden?”
Eine gute Kommunikation in der Beziehung ist unglaublich wichtig.
Test: Ist mein Partner emotional verfügbar?
Absolviere jetzt den kostenlosen Test, um herauszufinden, ob dein:e Partner:in emotional verfügbar ist.
0-5 Punkte: Er oder sie ist emotional nicht verfügbar!
In deiner Beziehung scheint wenig Raum für offene Kommunikation über eure Emotionen zu sein. Dadurch fühlst du dich in deiner Beziehung getrennt oder distanziert von deinem Gegenüber: Du wünschst dir mehr emotionale Nähe.
Versuche einmal deine Bedürfnisse offen zu kommunizieren: Zeig dich verletzlich. Anstatt also deinen Verstand sprechen zu lassen, sprich aus dem Herzen. Frage außerdem deinen Partner oder deine Partnerin, was er oder sie braucht, um in der Beziehung noch mehr zu vertrauen.
6-10 Punkte: Ja, dein Soulmate ist emotional verfügbar!
Glückwunsch! Du lebst in einer Beziehung, in der die Emotionen beider Partner:innen Raum haben: Ihr habt sowohl den Mut, eure eigenen Emotionen auszudrücken, als auch Mitgefühl für den jeweils Anderen. Diese Offenheit schafft eine Verbundenheit und Zugehörigkeit in eurer Partnerschaft: Ihr lasst euch aufeinander ein.
0 Kommentare