Rebound Beziehung: Trostpflaster oder echte Chance?

von | Stand: 8. Juni 2025

Finde heraus, ob deine neue Beziehung eine Rebound Beziehung ist, was das für dich bedeutet – und wie du am besten mit der Situation umgehst. 

30-Sekunden-Zusammenfassung

  • Eine Rebound-Beziehung ist eine neue Partnerschaft, die Menschen sehr schnell nach dem Ende einer vorherigen Partnerschaft eingehen.
  • Rebound Partner:innen können helfen, den Trennungsschmerz schneller zu überwinden.
  • Diese Beziehungsdynamiken entwickeln sich mitunter auf Kosten einer tieferen Trennungsverarbeitung und damit persönlichen Wachstums. Wenn dein Selbstwert und emotionales Wohlbefinden von einer Beziehung abhängen, wirst du generell immer von Beziehungen abhängig sein.
  • Nimm dir nach einer Trennung Zeit, um dich selbst besser kennenzulernen.
  • So kannst du sicherstellen, dass zukünftige Beziehungen besser für dich und deine Partner:innen verlaufen und dass du auch ohne Beziehung glücklich sein kannst.

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Was ist eine Rebound-Beziehung?

Es kommt nicht selten vor, dass sich Menschen nach einer Trennung recht schnell in eine neue Beziehung stürzen. Vielleicht kennst du die Situation: Die alte Beziehung ist noch nicht ganz verarbeitet, doch die neue Verbindung zu einem Menschen bringt plötzlich erleichternde Ablenkung. Die neue Verliebtheit tut der Seele gut.

Solche Beziehungen werden oft Rebound-Beziehung genannt.

Sie haben mitunter einen schlechten Ruf. Der oder die neue Partner:in sei nur ein Trostpflaster, um den Schmerz der Trennung zu mildern und den eigenen Selbstwert wieder zu steigern. Außerdem haben Rebound-Beziehungen den Ruf oberflächlich zu sein, keine Zukunft zu bieten und somit nicht nachhaltig glücklich zu machen.

Doch ist das wirklich immer zutreffend? Oder gibt es vielleicht auch positive Aspekte solcher Beziehungen, und haben sie eventuell doch eine Chance, zu bestehen?

In diesem Artikel erfährst du alles über die psychologischen Hintergründe von Rebound Beziehungen, die typischen Phasen – und erhältst wichtige Tipps, um für dich richtige Entscheidungen in dieser Situation treffen zu können.

Warum gehen Menschen Rebound Beziehungen ein? Das sagt die Psychologie

Fakt ist: Den meisten Menschen geht es nach einer Trennung erst einmal schlecht. Vor allem, wenn man die Trennung nicht selbst initiiert hat, sondern verlassen wurde. Doch auch Schlussmacher:innen verarbeiten Trennungen und gehen durch unterschiedliche emotionale Phasen. Rebound-Beziehungen entstehen aus psychologischer Sicht aus verschiedenen Gründen.

Selbstbewusstsein aufbauen

Wer frisch getrennt ist, hat neben Trennungsschmerz häufig auch mit einem angekratzten Selbstwertgefühl zu kämpfen.

Du fragst dich vielleicht:

  • Warum dein Ex-Partner oder die Ex-Partnerin sich von dir entfernt hat?
  • Ob du ihm oder ihr nicht genügt hast?
  • Oder hast Angst, dass er oder sie jemand Besseren findet.

Sobald sich jedoch ein neuer Partner bzw. eine neue Partnerin für dich entscheidet, wirst du wieder selbstbewusster. Anfängliche Zweifel verschwinden langsam, du fühlst dich wieder wertvoll und begehrenswert. Eine Rebound-Beziehung ist in den meisten Fällen die vermeintliche Rettung für das Selbstwertgefühl.

Einsamkeit vermeiden

Nach einer langen Beziehung kann sich das Alleinsein befremdlich anfühlen. Manche Menschen haben sogar regelrecht Angst vor der Einsamkeit. Plötzlich hast du keinen mehr, der abends neben dir im Bett liegt oder der nach der Arbeit auf dich wartet.

Für viele Menschen bricht ein erheblicher Teil ihres Alltags einfach weg. Single zu sein, stellt viele Menschen vor große emotionale Herausforderungen – insbesondere in der Phase des akuten Trennungsschmerzes.

Wer sich sofort in eine neue Beziehung begibt, verdrängt zunächst das Gefühl innere Leere. Das Verlustgefühl weicht einer neuen emotionalen Bindung.

Verlustangst

Auch unbearbeitete Bindungsunsicherheiten, die häufig aus der Kindheit stammen, können dazu führen, dass du Angst vor dem Verlust deines:er Partner:in als Bezugsperson hast.

Zurückweisung und der Verlust eines:er Partner:in können starke Emotionen der Unsicherheit oder sogar Panik in dir hervorrufen. Menschen mit Verlustangst fallen oft in ein tiefes Loch, wenn sich ein geliebter Menschen von ihnen abwendet.

Mit einem:r Partner:in fühlst du dich geliebt und sicher. Ohne die Aufmerksamkeit und Zuwendung einer anderen Person verlierst du diese beziehungsabhängige, sichere Identität plötzlich.

Um möglichst schnell wieder ein Gefühl von emotionaler Sicherheit zu verspüren, neigst du vielleicht dazu, dich in den “nächstbesten” Menschen zu verlieben, der dir Aufmerksamkeit und Zuwendung schenkt.

Materielle Gründe

Andere Gründe, sich in eine neue Beziehung zu stürzen, können tatsächlich auch mit materiellen oder organisatorischen Umständen zu tun haben. Das klingt auf den ersten Blick sehr nüchtern.

Aber: Viele Partner:innen teilen sich lange Zeit eine Wohnung, ein Auto, andere Kosten oder Kinderbetreuung. Daher ist es verständlich, dass sie möglicherweise eine gewisse finanzielle Grundsicherheit und Entlastung in einer neuen Rebound-Beziehung suchen.

4 typische Anzeichen von Rebound Beziehungen

Vielleicht hast du dich bereits in einem oder mehreren Abschnitten dieses Textes wiedergefunden. Doch du bist dir noch immer unsicher, ob deine neue Beziehung wirklich eine Rebound-Beziehung ist.

Dann stelle dir jetzt diese folgenden 4 Fragen:

Hat sich die Beziehung schnell entwickelt?

Wenn du eine Beziehung aus einem Mangelgefühl heraus eingehst, möchtest du diesen Mangel möglichst schnell beseitigen. Dies kann unterbewusst passieren.

In vielen Fällen führt es führt dazu, dass du einen großen Teil der Kennenlernphase überspringst. Das Ergebnis: Du lässt dich schnell – in dieser Phase vielleicht zu schnell – auf eine feste Beziehung ein.

Hast du Angst, dich zu binden, wenn es intensiv wird?

Du findest dich nach einer frischen Trennung in einer neuen Partnerschaft wieder, doch die emotionale Bindung wird dir schnell zu intensiv? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du einen:e Rebound Partner:in hast.

Vergleichst du deinen:e neuen:e Partner:in oft mit deinem:er Ex?

Möglicherweise ertappst du dich dabei, wie du deinen vergangenen Partner als Vergleich heranziehst. Womöglich bewertest du das Verhalten deines neuen Partners immer im Kontrast zum Verhalten deines Ex-Partners. Dies können Anzeichen dafür sein, dass du dich in einer Rebound-Beziehung befindest.

Hast du das Gefühl, dass die Beziehung eher oberflächlich ist?

In deiner neuen Beziehung genießt du eher den Moment, als an langfristige gemeinsame Pläne zu denken. Du verbringst zwar sehr gerne Zeit mit deinem:er neuen Partner:in, aber ihr sprecht selten über tiefgründige Themen. Wenn sich die Beziehung eher wie eine lockere, gute Freundschaft anfühlt, ist sie eventuell eine Rebound Beziehung. 

Typische Phasen einer Rebound-Beziehung

Rebound-Beziehungen zeichnen sich häufig dadurch aus, dass sie im Vergleich zu einer “normalen” Partnerschaft eine kürzere Halbwertszeit aufweisen (also schneller an Intensität und Bedeutung verlieren).

Dabei lassen sie sich in 4 unterschiedliche Phasen unterteilen.

1. Honeymoon

In der Honeymoon-Phase geht es darum, über den Trennungsschmerz der alten Beziehung hinwegzukommen. Daher lässt du dich völlig auf die neue Beziehung ein. Du fokussierst dich auf all die tollen Gefühle der neuen Verliebtheit und verbringst viel Zeit mit deinem:er neuen Partner:in.

2. Vergleiche

In der zweiten Phase beginnst du bereits langsam damit, alles zu vergleichen. Du fragst dich oft, ob diese neue Beziehung dich wirklich glücklicher machen kann, als die vorangegangene Partnerschaft.

Du hinterfragst, ob die neue Person wirklich zu dir passt und wie dein Leben mit ihm oder ihr im weiteren Verlauf aussehen würde. Welche Perspektive hat die Rebound-Beziehung langfristig?

3. Desillusionierung

Dir wird bewusst, dass eine langfristige Beziehung mit euch höchstwahrscheinlich nicht funktionieren würde. Vielleicht hast du Bedenken, dass du nicht glücklich werden würdest oder dass du deinem:er neuen Partner:in nicht das geben kannst, was er oder sie verdient – echte Liebe.

4. Entscheidung

In der letzten Phase kommst du zu der Einsicht, dass du die Beziehung nicht weiter aufrechterhalten kannst und möchtest. Weder für dich, noch für deinen:e Rebound Partner:in.

Über die durchschnittliche Dauer von Rebound-Beziehungen gibt es bisher übrigens kaum verlässliche Zahlen. Das liegt schlichtweg daran, dass Trennungs- und Rebound-Situationen sehr individuell sind. Wie lange eine Rebound-Beziehung dauert, hängt von den jeweiligen Personen und Umständen ab.

Sind Rebound Beziehungen nun “gut” oder “schlecht”?

Wie du womöglich schon erkannt hast, dienen Rebound-Beziehungen oft dem Zweck, die Trennung von der alten Partnerschaft besser zu überwinden und wieder emotionale Stabilität zu finden.

Das heißt jedoch nicht, dass sich aus Rebound Beziehungen keine tiefen und langfristigen emotionalen Verbindungen entwickeln können. Einige Studien konnten sogar zeigen, dass Menschen nach einer Trennung in Rebound-Beziehungen schneller wieder zu Selbstbewusstsein und Zufriedenheit finden.

So gesehen, sind Rebound Beziehungen besser als ihr Ruf. Entscheidend ist, dass du die neue Beziehung nicht nur vertiefst, um alten Schmerz zu betäuben. Es gibt also in Rebound Beziehungen einen Punkt, an dem du dich aktiv für oder gegen die neue Partnerschaft entscheiden darfst. 

Per se lässt sich nicht sagen, ob der Rebound Effekt dich glücklich macht oder nicht. Es geht darum, welches Potenzial du in der Rebound Beziehung siehst – und zwar nach der Verliebtheitsphase.

Vielleicht birgt die Rebound-Beziehung sogar die Chance, sich in eine langfristig gesunde Partnerschaft zu transformieren. Wichtig ist nur, dass du dich bei diesem Unterfangen nicht verlierst und stets achtsam mit dir bist.

Denn: Oberflächliche Verbindungen, die nur dazu da sind, um vergangenen Trennungsschmerz zu kitten, bieten emotionale Risiken: Dein Selbstwert und deine mentale Gesundheit sollten nicht davon abhängig sein, ob du einen:e Partner:in hast oder nicht.

Forschungsergebnisse deuten nämlich auch darauf hin, dass Menschen, insbesondere übrigens Männer, Rebound-Beziehung eingehen, um sich von schmerzhaften Emotionen abzulenken.

,,Ein echter Krieger kennt bekanntlich keinen Schmerz und macht einfach weiter.“ – eine fatale Haltung, die emotionalen Schaden anrichten kann.

Hinzu kommt, dass Männer laut aktueller Forschungslage emotionale Unterstützung und Geborgenheit vor allem in intimen Beziehungen mit Partner:innen erfahren – ihr soziales Netz ist hier im Vergleich zu Frauen oft weniger gut entwickelt.

Wie kannst du anders mit deiner Trennung umgehen?

Rebound Beziehungen sind nicht schlecht, sofern sie nicht nur dazu da sind, sich nicht mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Es hilft, wenn du dir nach einer Trennung ausreichend Zeit für dich nimmst. Die Rebound-Beziehung sollte nicht rein funktional dafür da sein, dich “wieder glücklich zu machen”.

Lerne dich selbst besser kennen, verstehen und lieben. Nimm dir Zeit, durch den Trennungsschmerz zu gehen und die Trennung zu verarbeiten.

Wenn du in der Lage bist, auch ohne Beziehung und Aufmerksamkeit von einer anderen Person emotional stabil und selbstsicher zu sein, schaffst du ein starkes Fundament. Auch für künftige Beziehungen.

So erreichst du wahre, tiefe innere Zufriedenheit und löst dich aus ungesunden emotionalen Abhängigkeiten.

Haben Rebound Beziehungen nie eine Zukunft oder können sie funktionieren?

Auch wenn einige Gründe, aus denen Rebound Beziehung entstehen, anfangs nicht sehr viel Raum für Tiefe bieten, kann aus solchen Beziehungen trotzdem mehr werden:

  1. Wenn du merkst, dass dein:e neuer:e Partner:in tatsächlich besser zu dir passt. Oder die neue Person behandelt dich besser und respektiert dich mehr. Es gibt für dich also keinen Grund, die alte Beziehung zu vermissen oder zurück zu deinem oder deiner Ex zu wollen. 
  2. Wenn du dir neben der neuen Beziehung auch genug Zeit für dich nimmst.
  3. Wenn du dir bewusst Zeit nimmst, deinen:e neuen:e Partner:in wirklich intensiv kennenzulernen.

Wenn du dich in deiner neuen Beziehung also wirklich wohlfühlst und ihr eine echte Chance geben willst, gehe sehr bewusst mit deinem:er Partner:in und deinen eigenen Gefühlen um. Gehe aus der Oberflächlichkeit in die Tiefe und öffne dich für wahre Nähe.

Was kannst du tun, wenn du eine:n Rebound Partner:in hast?

Solltest du dir jetzt bewusst sein, dass deine neue Partnerschaft tatsächlich nicht mehr als ein Rebound ist und bleiben wird, gibt es oft nur den Weg des ehrlichen Gesprächs.

Viele Menschen fürchten offene und ehrliche Kommunikation, doch du wirst erstaunt sein, wie befreiend sie wirken kann.

Bleibe bei dem Gespräch stets respektvoll, liebevoll und bedenke immer die Gefühle der anderen Person. 

Um das Gespräch vorzubereiten, nutze beispielsweise das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation. So vermeidest du Missverständnisse und kannst eine emotionale Eskalation vermeiden.

Fazit

Rebound-Beziehungen sind kein leichtes Thema, doch wenn du die psychologischen Hintergründe dieser Dynamik erkennst und annimmst, eröffnet dir das eine enorme Chance zur Selbsterkenntnis und Selbstentwicklung.

Der leichte Weg ist, Komfort bei neuen Partner:innen zu finden. Doch dieser Komfort ist dann auch immer von einem:er Partner:in abhängig. 

Wenn du es schaffst, emotionalen Frieden in dir selbst aufzubauen, wirst du tiefere und langfristige Zufriedenheit erfahren, die von niemand anderem abhängig ist, als von dir selbst. Aus einer Rebound-Beziehung kann eine echte, tiefe Bindung entstehen. Wichtig ist allerdings, dass du die neue Verbindung nicht nur nutzt, um alten Schmerz zu betäuben. Verarbeite Trennungen bewusst, um zu wachsen und dich als Mensch weiterzuentwickeln.

Über den Autor

Über den Autor

Chris Bloom ist Systemischer Therapeut, Autor, Podcaster und Speaker. Nach einem Studium der Gesundheits­ökonomie (M.Sc.) arbeitete Chris im Gesundheits­bereich. Seit 2017 ist Chris als Coach tätig und hat sich auf die Themen Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis spezialisiert.

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Chris Bloom

Ich bin Chris Bloom – Systemischer Therapeut, Gesundheitsökonom (M. Sc.), Autor, Podcaster, Speaker und Coach. Unsere Gedanken und die richtige innere Haltung empowern uns, unser Leben nach unseren Wünschen zu kreieren. Das Fundament hierfür bilden die drei Säulen: Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis. Diese sind für uns individuell erlernbar – wie das Einmaleins in der Schule. Ich helfe dir dabei, dieses Fundament zu schaffen – damit du das Leben leben kannst, das du dir wünscht. Infos zu meiner Vita und Vision: Wer ist Chris Bloom?

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