Angst verletzt zu werden: Wie du alte Wunden heilst und dich wieder für Liebe öffnest

von | Stand: 7. Juni 2025

Wie du deine Angst, verletzt zu werden, verstehst und überwindest – und dich für neue Liebe öffnen lernst.

30-Sekunden-Zusammenfassung

  • Oft begünstigen schmerzhafte Erfahrungen aus vergangenen Beziehungen die Angst, verletzt zu werden – aber auch Prägungen aus der Kindheit spielen eine wichtige Rolle.
  • Menschen, die Angst vor erneuter Verletzung haben, stehen sich beim Dating sowie in der Kennenlernphase häufig selbst im Weg.
  • Die Angst vor Verletzung macht dich mitunter sensibler und skeptischer, was zu zwischenmenschlichen Herausforderungen führen kann – du verlierst die Leichtigkeit in neuen Beziehungen.
  • Gib deinem Herz Zeit, zu heilen, arbeite an deinem Selbstwert, übe dich in offener Kommunikation und lerne, dich Schritt für Schritt wieder zu öffnen.

Wenn man schmerzhafte Erfahrungen mit der Liebe gemacht hat, fällt es oft nicht leicht, sich wieder in den Dating-Pool zu wagen.

Eigentlich wünschst du dir eine Beziehung und Nähe zu einem lieben Menschen. Doch die Angst davor, wieder verletzt zu werden, hält dich davon ab, offen auf neue Menschen zuzugehen.

Möglicherweise ist deine Einstellung zum Thema Dating sogar etwas negativ geworden und du verkriechst dich lieber zu Hause, als auszugehen. Selbst wenn du einen netten Menschen kennenlernst, bleibst du etwas skeptisch und es fällt dir schwer dich auf ihn oder sie einzulassen.

So wie dir geht es vielen. Du bist nicht allein. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass das Gehirn emotionale Verletzungen, wie zum Beispiel soziale Zurückweisung, ganz ähnlich wie körperliche Verletzungen verarbeitet. Dein Gehirn hat also gelernt: Neue Beziehung = Schmerz.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass du in den Selbstschutz-Modus gehst, um mögliche neue Schmerzen zu vermeiden. Aber: In diesem Schutzmodus zu verharren, bedeutet auch, einer neuen Liebe keinen Raum zu geben.

In diesem Artikel erfährst du alles über die tieferliegenden Gründe der Angst, verletzt zu werden. So kannst du sie überwinden und dich wieder für Liebe öffnen.

Woher kommt die Angst, verletzt zu werden?

Es gibt viele Ursachen für die Angst vor neuer Verletzung. Während einige dir bestimmt schon bewusst sind, können andere einen ganz neuen Blickwinkel auf die Situation verschaffen. So lernst du, dich selbst besser zu verstehen und kannst gezielter an deiner Heilung arbeiten.

Vergangene Verletzungen und Beziehungstrauma

Der offensichtlichste Grund für die Angst, wieder verletzt zu werden, ist eine schmerzhafte Erfahrung mit der Liebe. Vielleicht findest du dich in einigen dieser Ursachen wieder:

Wer einmal eine emotionale Verletzung erlebt hat, trifft Vorkehrungen, um diese nicht nochmal zu durchleben. Die Angst vor einer neuen Beziehung dient hier als natürlicher Schutzmechanismus vor zukünftiger, neuer Verletzung.

Unsicherer Bindungsstil aus der Kindheit

Möglicherweise liegen deine Ängste noch tiefer und haben ihren Ursprung in deiner Kindheit. Vielleicht hast du mit einem oder beiden Elternteilen (oder anderen engen Bezugspersonen) negative Erfahrungen gemacht, die dich bis heute prägen.

Diese Prägung ist nichts, was du bewusst erlebst. Sie entwickelt sich unterbewusst. Die Beziehung zu den Eltern, Erziehungsberechtigten oder engen Bezugspersonen ist die erste Beziehung, aus der ein Kind lernt, was Liebe bedeutet.

Wenn diese erste Beziehung von Schmerz oder Verlust geprägt ist, kommt es vor, dass das Kind diese Erfahrung auf Beziehungen im Erwachsenenalter überträgt. So kann sich eine tiefer liegende, oft unterbewusste Angst vor ernsten Beziehungen entwickeln.

Diese Konzepte aus der Bindungstheorie werden populärwissenschaftlich oftmals als Bindungsangst und Verlustangst bezeichnet.

Bindungsangst (Unsicher-vermeidend)

Einfach gesagt: Wenn ein Kind regelmäßig die Erfahrung macht, dass sein Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung nicht erfüllt wird, kann sich das auf die Beziehungserfahrung im Erwachsenenalter übertragen.

Ein Beispiel: Das Kind fühlt sich traurig und möchte von seinen Eltern in den Arm genommen werden. Die Eltern weisen es jedoch zurück und sagen, dass es sich zusammenreißen soll.

Das tut dem Kind emotional weh und es ist verletzt. Vielleicht weint es beim ersten Mal, merkt dann aber, dass auch das nichts bringt oder die Situation sogar noch verschlimmert.

Folglich lernt das Kind, dass auf sein Bedürfnis nach Zuwendung emotionaler Schmerz folgt. So festigt sich die Angst vor Verletzung in Beziehungen.

Das Kind nimmt diese Angst, verletzt zu werden – zum Beispiel durch Ablehnung – mit in spätere Beziehungen des Erwachsenenlebens. Eine Bindungsangst entwickelt sich. Diese äußert sich häufig in einem sogenannten Nähe-Distanz-Problem – dem inneren Konflikt zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst vor Zurückweisung.

Verlustangst (Unsicher-ambivalent)

Die zweite berühmte Spielart eines unsicheren Bindungsstils ist die Verlustangst. Sie kann entstehen, wenn ein Kind ab und zu positive Aufmerksamkeit von den Eltern erhält, diese aber nicht konstant ist.

Bei dem obigen Beispiel des traurigen Kindes, das umarmt werden möchte, könnte sich dies so zutragen: Das Kind wird manchmal getröstet und bekommt Nähe und Zuneigung von den Eltern. Wenn die Eltern jedoch gestresst sind, wird das Kind abgewiesen und für die Bedürftigkeit getadelt.

Das Kind lernt unbewusst, dass Liebe und Zuneigung jeden Moment verloren gehen können. Jede Liebe und Zuneigung birgt in dieser Erfahrung also automatisch das Potenzial für Trauer, Enttäuschung und Verunsicherung

In erwachsenen Beziehungen können sich diese Erfahrungen als Verlustangst bemerkbar machen. Studien zeigen in der Tat, dass Menschen mit ausgeprägter Verlustangst eher mit der Angst vor Zurückweisung zu kämpfen haben.

Die Angst, verletzt zu werden, spielt für sie bereits in der Kennenlernphase eine große Rolle. Daher ist Dating für sie oft eine emotionale Achterbahn.

Geringes Selbstwertgefühl und Angst vor Ablehnung

Auch ein geringes Selbstwertgefühl kann dazu führen, dass du Angst davor hast, in neuen Beziehungen verletzt zu werden. Die Basis für den Selbstwert entwickelt sich ebenfalls bereits in der Kindheit.

Wenn Kinder von ihren Eltern oder engen Bezugspersonen ermutigt, gesehen und gelobt werden, haben sie eine gute Chance ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln. Wird ihnen jedoch oft gesagt, dass sie zum Beispiel im Leben nichts erreichen werden, sie sich nicht angemessen verhalten oder gar unfähig sind, beeinflusst das ihr Selbstwertgefühl womöglich negativ.

Laut Studien tun sich Menschen mit geringem Selbstwert beim Dating und während des Kennenlernprozesses schwerer als Menschen mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Zudem haben sie mehr Angst, verletzt zu werden und tiefe Beziehungen einzugehen.

Wie äußert sich die Angst, verletzt zu werden?

Es gibt nicht nur unterschiedliche Ursachen für die Angst, verletzt zu werden – es gibt auch mehrere Anzeichen, an denen sie sich erkennen lässt.

Vermeidendes Verhalten

Dieses Verhalten kommt oft bei Bindungsängstler:innen vor. Du hast so große Angst, wieder verletzt zu werden, dass du es generell vermeidest, neue Menschen kennenzulernen.

Manche Menschen löschen bewusst alle Dating-Apps und gehen nicht mehr aus. Andere Menschen sind subtiler und blocken – oftmals unbewusst – im alltäglichen Leben mögliche Kontaktaufnahmen ab. Kurz gesagt: Du vermeidest Situationen und Bindungen, die die Gefahr in sich bergen, verletzt zu werden.

Selbst wenn du jemand Neues kennenlernst, hältst du die Person auf Abstand und öffnest dich emotional nicht für tiefere Gefühle oder eine feste Beziehung. 

Klammern und Kontrollieren

Falls du dich doch dazu durchringst, dich auf eine Partnerschaft einzulassen, übernimmt die Angst das Ruder. Typisch für Verlustangst ist der Wunsch, den Partner “festzuhalten” – sodass du auf keinen Fall verletzt wirst.

Du hast dann große Angst davor, den neuen Menschen wieder zu verlieren und versuchst, die (angehende) Beziehung zu kontrollieren – oft unbewusst.

Ohne konstante Beweise der Zuneigung deines:er Partner:in fühlst du dich schnell unsicher. Du wünscht dir bereits in der Kennenlernphase viel Kommunikation, Nähe und exklusive Bindung.

Eifersucht und Misstrauen

Deine Angst kann auch durch Situationen getriggert werden, die für andere Menschen nicht bedeutend erscheinen. Vielleicht deutest du jede Stimmungsschwankung deines:er Partner:in als Zeichen einer bevorstehenden Trennung.

Oder du wirst nervös und eifersüchtig, wenn dein:e Partner:in mit anderen attraktiven Menschen interagiert. Jede kleine Unsicherheit triggert in dir die Angst, verletzt zu werden. 

Teufelskreis in der Beziehung

Tiefe Unsicherheiten und dein von Angst geprägtes Verhalten machen eventuell auch eine bestehende Beziehung zu einer emotionalen Berg- und Talfahrt.

Vielleicht streitest du dich oft mit deinem:er Partner:in über sein oder ihr Verhalten, denn Angst äußert sich mitunter auch als Wut.

Auch wenn die Beziehung generell positiv verläuft, wirst du schnell nervös, wenn das Verhalten deines:er Partner:in nicht mit dem übereinstimmt, was du brauchst, um dich 100 % sicher zu fühlen.

Tipps: Überwinde die Angst, verletzt zu werden

Du möchtest wieder in dir ruhen und aus dieser Stärke heraus eine stabile und gesunde Beziehung aufbauen? Manchmal braucht das Herz ein wenig Zeit, um wieder Kraft für einen Neuanfang zu finden. Das ist ok.

Die gute Nachricht ist: Du kannst die Angst, verletzt zu werden, hinter dir lassen – und neues Vertrauen fassen. Dies ist nicht immer einfach, manchmal benötigt es auch Hilfe von außen – zum Beispiel durch eine Therapie oder ein gutes Coaching.

Stärke deine Selbstliebe

Deinen Selbstwert zu steigern und Selbstliebe zu lernen, erscheint dir vielleicht erstmal wie ein riesiger Berg.

Es gibt jedoch gute Möglichkeiten, um systematisch in deinen Selbstwert zu investieren:

  • Ergründe negative Glaubenssätze, wie „Ich bin nicht gut genug“, um sie im zweiten Schritt aufzulösen.
  • Reflektiere dein Verhalten in alten Beziehungen – erkenne und verändere Verhaltensmuster, die dir nicht mehr dienen.
  • Sei aufmerksam, wenn dein:e innerer Kritiker:in zu laut wird – kultiviere stattdessen liebe- und verständnisvolle Gedanken für dich selbst.
  • Lerne, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und jeden Tag darauf zu achten, sie zu wertschätzen.

Selbstliebe zu lernen, ist ein Prozess. Doch mit stetiger Achtsamkeit und Selbstreflektion kommst du ihr näher.

Verarbeite frühere Verletzungen

Nimm dir Zeit, um alte Wunden heilen zu lassen. Es ist total okay, wenn du dir eine Auszeit vom Dating gönnst. Übe dich während dieser Zeit darin, deine Gefühle aktiv zu verarbeiten, statt dich von ihnen abzulenken oder sie zu verdrängen. Versuche, all deine Emotionen zuzulassen und ihnen Raum zu geben. Wenn du wütend bist, lass die Wut raus. Wenn du weinen möchtest, dann weine. Nur wenn du Emotionen annimmst, zulässt und sie durchlebst, mindert sich langsam ihre Intensität, bis du sie letztendlich loslassen kannst.

Kommuniziere offen

Offene und ehrliche Kommunikation verhindert meistens viel Kummer und Sorgen. Du musst nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, wenn du jemanden kennenlernst. Aber wenn ihr euch öfter seht, kannst du diesem Menschen mitteilen, worauf du in zwischenmenschlichen Beziehungen besonders Wert legst und was dich verunsichert.

Vielleicht ängstigt dich auch der Gedanke, über diese Dinge zu sprechen. Doch du hast hier wirklich nichts zu verlieren. Jemand, der es ernst mit dir meint und dich mag, wird respektieren, was du mitteilst. Sollte jemand sehr negativ auf das reagieren, was du sagst, ist diese Person womöglich kein guter Umgang für dich. 

Öffne dich Schritt für Schritt

Wenn du dir genug Zeit zum Heilen gelassen hast und wieder bereit bist neue Menschen kennenzulernen, kannst du das ganz langsam angehen. Manchmal ist das Herz zwar geheilt, aber ein wenig Angst vorm Dating steckt noch immer in den Knochen. Du musst also nicht direkt das Handy zücken und eine Dating- App herunterladen. 

Vielleicht suchst du dir erstmal ein Hobby, bei dem du ganz nebenbei in Gespräche kommst und neue Bekanntschaften machst. Sportgruppen oder kreative Workshops sind hierfür besonders gut geeignet. Du lernst neue Leute kennen, aber es geht nicht direkt darum, einen:e Partner:in zu finden.  

Je mehr positive Erfahrungen du in dieser Phase machst, desto leichter wird es für dich, dich wieder zu öffnen. 

Coaching

Ein gutes Coaching kann dabei helfen, die Angst vor Verletzung in Beziehungen abzubauen. Das Coaching macht unbewusste Muster sowie Glaubenssätze sichtbar und verändert sie.

Ein guter Coach unterstützt dich dabei, deinen Selbstwert zu stärken und deine emotionale Autonomie zu fördern – das macht dich weniger abhängig von der Bestätigung durch andere Menschen. Deine Selbstliebe wird dann zum Fundament, um stabile Beziehungen im Außen führen zu können.

Schließlich kann Coaching einen geschützten Raum bieten, um frühere Beziehungserfahrungen zu verarbeiten und neue, sichere Bindungsstrategien zu erproben.

Bei dem Prozess der Heilung ist es wichtig, dass du dich nicht unter Druck setzt. Fühle stets in dich hinein und schreite in deinem eigenen Tempo voran. Es ist auch ok, ab und zu wieder zurückzutreten.

Sollte es dir jedoch schwer fallen, alleine Fortschritte zu machen, kannst du dir jeder Zeit Unterstützung holen. Ein Selbstliebe-Coaching kann dir helfen, deine Angst, verletzt zu werden, zu überwinden und wieder selbstbewusst zu werden.

Wichtig: Es gibt bedeutende Unterschiede zwischen Psychotherapie und Coaching. Wenn dein emotionaler Leidensdruck sehr hoch ist, könnte es sinnvoll sein, zunächst eine Therapie zu absolvieren. Unter der Telefonnummer 116117 findest du Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen in deiner Nähe.

Fazit

Die Angst, verletzt zu werden, hindert viele Menschen daran, sich auf tiefe Beziehungen einzulassen. Die Ursachen für diese Angst sind vielfältig, meist sind vergangene Beziehungserfahrungen oder Erfahrungen in der Kindheit ursächlich.

Indem du dein Selbstwertgefühl stärkst und in deine Selbstliebe investierst, kreierst du ein starkes Fundament, um dich auf Beziehungen mit anderen Menschen einzulassen.

Wenn du das Gefühl hast, alleine nicht mehr weiterzukommen oder dich die Angst vor Verletzung stark blockiert, kannst du dir externe Hilfe von Therapeut:innen oder Coaches suchen.

Über den Autor

Über den Autor

Chris Bloom ist Systemischer Therapeut, Autor, Podcaster und Speaker. Nach einem Studium der Gesundheits­ökonomie (M.Sc.) arbeitete Chris im Gesundheits­bereich. Seit 2017 ist Chris als Coach tätig und hat sich auf die Themen Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis spezialisiert.

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Chris Bloom

Ich bin Chris Bloom – Systemischer Therapeut, Gesundheitsökonom (M. Sc.), Autor, Podcaster, Speaker und Coach. Unsere Gedanken und die richtige innere Haltung empowern uns, unser Leben nach unseren Wünschen zu kreieren. Das Fundament hierfür bilden die drei Säulen: Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis. Diese sind für uns individuell erlernbar – wie das Einmaleins in der Schule. Ich helfe dir dabei, dieses Fundament zu schaffen – damit du das Leben leben kannst, das du dir wünscht. Infos zu meiner Vita und Vision: Wer ist Chris Bloom?

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