Verlustangst-Symptome: 15 typische Symptome und Warnsignale

von | Stand: 8. Mrz 2024

Viele Menschen haben Verlustangst – und wissen nichts davon. Erfahre jetzt, welche typischen Symptome und Anzeichen es bei Verlustangst gibt.

Auf einen Blick:

  • Verlustangst ist die Sorge, einen geliebten Menschen zu verlieren.
  • Sie kommt vor allem in partnerschaftlichen Beziehungen vor, aber auch in Familienbeziehungen und Freundschaften.
  • Verlustangst kann sich in unterschiedlichen Symptomen und Anzeichen äußern.
  • Typische Symptome von Verlustangst sind Angstzustände, emotionale Abhängigkeit, ein geringes Selbstwertgefühl, Misstrauen, Eifersucht, Kontrollzwänge und starke Emotionen.
  • Beeinflussen die Symptome der Verlustangst dein Leben negativ, ist es an der Zeit, deine Ängste zu überwinden.
  • In diesem Beitrag erfährst du, wie du Verlustangst erkennen und was du dagegen tun kannst.

Was bedeutet “Verlustangst”?

Verlustangst ist die Sorge, einen geliebten Menschen zu verlieren oder von diesem verlassen zu werden. Am häufigsten tritt Verlustangst in romantischen Partnerschaften auf. Sie ist dann geprägt von Unsicherheit, Sorgen und Zweifel um die Beziehung, die auch dann auftreten, wenn die Beziehung eigentlich gut läuft.

  • Lesetipp: In diesem Beitrag liegt der Schwerpunkt auf den Symptomen für Verlustangst. Wenn du noch mehr darüber erfahren willst, was die Angst vor Verlust ausmacht, empfehle ich dir meinen ausführlichen Beitrag: Verlustangst.
  • Video-Tipp: Sieh dir mein Experteninterview mit der Psychologin Stefanie Stahl zum Thema Verlust- und Bindungsangst an: Zum Youtube-Video.

Es gibt Verlustangst aber nicht nur in partnerschaftlichen Beziehungen, sondern auch in der Familie oder in Freundschaften. In der Regel setzt sie eine bereits bestehende Verbindung voraus: Verlustangst kann nur dann entstehen, wenn die Bindung zu einer geliebten Bezugsperson – vermeintlich – gefährdet ist.

Wir alle kennen die Angst, die uns die Vorstellung macht, einen geliebten Menschen zu verlieren. Gedanken wie “Er oder sie liebt mich nicht mehr”, “Ich glaube, ich werde bald verlassen” oder “Immer noch keine Nachricht – ihm oder ihr ist bestimmt etwas Schlimmes passiert” lösen beängstigende Gefühle in uns aus.

Verlustangst kann sich in unterschiedlichen Symptomen und Anzeichen äußern, zum Beispiel:

  • Du fragst bei deiner beziehungsweise deinem Partner:in ständig nach, ob auch wirklich alles in Ordnung ist.
  • Du hast Probleme damit, dich von der nahestehenden Person zu verabschieden.
  • Ihr oder ihm Freiheiten zuzugestehen, wie etwas ohne dich zu unternehmen, bereitet dir Schwierigkeiten.
  • Du möchtest deine:n Partner:in am liebsten ständig um dich haben.

Grundsätzlich kann man sagen, dass Verlustangst schmerzhaft ist und sie das Leben von Betroffenen negativ beeinflussen kann. Aus evolutionärer Perspektive gilt sie aber als sinnvolle Emotion. Da wir Menschen ohne soziale Bindungen nicht überleben können, zeigt sie uns, dass wir auf andere Menschen in unserem Leben angewiesen sind.

Verlustangst ist also bis zu einem gewissen Punkt natürlich und etwas Normales. Wie stark sie sich bemerkbar macht, hängt mit der Intensität und Bedeutung der Beziehung zusammen. Wir können aber festhalten: Sobald sie so starke Ausmaße annimmt, dass sie das Denken, Handeln und Fühlen der Betroffenen bestimmt, sollte etwas unternommen werden. 

Dann nämlich handelt es sich um eine krankhafte Verlustangst, die unsere zwischenmenschlichen Beziehungen bedrohen kann. In diesem Fall ist es wichtig, den Ursachen der Angst auf den Grund zu gehen, um sie mit geeigneten Bewältigungsstrategien zu überwinden.

Wie entsteht Verlustangst?

Die Psychologie kennt mehrere mögliche Ursachen für Verlustangst:

  • Mangel an Sicherheit und Geborgenheit in der Kindheit: Zurückweisung und Liebesentzug der Eltern können Kinder schon früh traumatisieren. Wird ein solches Trauma nicht verarbeitet, kann das zu Verlustangst führen.
  • Trennungserfahrung: Trennungserfahrungen durch Scheidungen oder Tod einer nahestehenden Bezugsperson können bei Kindern Verlustängste nach sich ziehen. Zwar leidet nicht jedes Scheidungskind im Erwachsenenalter an Verlustangst, allerdings sind sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
  • Übervorsichtige Eltern: Kinder mit übervorsichtigen, ängstlichen oder sehr behütenden Eltern sind im späteren Leben anfälliger für Verlustangst.
  • Fehlende Liebe des Partners: Zeigt der oder die Partner:in die eigenen Gefühle zu wenig, kann das bestehende Verlustängste vergrößern.
  • Negative Beziehungserfahrungen: Nicht nur negative Erfahrungen in der Kindheit, sondern auch im Erwachsenenalter können Verlustangst bestärken. Wer beispielsweise betrogen oder schmerzhaft verlassen wurde, kann anfälliger für verlustängstliche Gedanken sein, wenn die Trennung nicht verarbeitet wurde.
  • Gefühlsunsicherheit: Besonders in der Kennenlernphase, wenn wir uns unserer Gefühle noch nicht ganz sicher sind, kann fehlende Aufmerksamkeit oder Zuneigung zu Verlustangst führen.
  • Eigener Trennungswunsch: Verlustangst kann auch dann auftreten, wenn wir selbst unzufrieden in der Beziehung sind und uns fragen, ob wir uns trennen sollen. Können wir uns den Trennungswunsch aber nicht eingestehen, übertragen wir ihn auf unsere:n Partner:in und leiden in der Folge unter Verlustangst.

Diese Liste mit Ursachen für Verlustangst ist nicht abschließend – zu komplex sind die möglichen Gründe, die entweder bereits im Kindesalter oder erst als Erwachsene Verlustängste freisetzen können.

Psycholog:innen und Mediziner:innen gehen davon aus, dass neben genetischen Risikofaktoren auch unerkannte und nicht behandelte Depressionen eine Rolle spielen können.

Klar ist, dass sich Verlustangst sowohl auf unsere psychische als auch auf unsere physische Gesundheit negativ auswirken kann.

So zeigte sich zum Beispiel in einer Studie, dass Menschen, die an starker Verlustangst leiden, mehr Cortisol produzieren. Dieses körpereigene Stresshormon ist erst einmal lebensnotwendig, da es unserem Körper ausreichend Energie zur Verfügung stellt und an unterschiedlichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Wird es aber vom Körper in zu hohen Maßen produziert, verändert es die Immunantwort. 

Die Folge: Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme. Die Wissenschaftler:innen einer anderen Studie gehen zum Beispiel davon aus, dass verlustängstliche Menschen unter anderem einem höheren Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte, Bluthochdruck und Geschwüren ausgesetzt sind. 

Verlustangst: 15 Symptome und Anzeichen

Verlustangst beeinflusst unsere Gefühle, Gedanken und unser Verhalten – und ruft damit unterschiedliche Emotionen hervor.

Typische Symptome für Verlustangst sind:

Angst

Die häufigste Emotion, die als Symptom von Verlustangst auftritt, ist Angst. Wir haben Angst, einen nahestehenden Menschen durch einen Unfall, eine Trennung oder sogar durch Tod zu verlieren.

Diese Angst können wir sogar körperlich wahrnehmen: Löst die Vorstellung des Verlusts eine flache Atmung oder ein unangenehmes Kribbeln im Körper aus, sind das ebenfalls Symptome der Verlustangst.

Oft verschwimmen bei verlustängstlichen Menschen die Grenzen zwischen normaler und irrationaler Angst. Dies äußert sich dann in einem unendlichen Gedankenkarussell: Die Gedanken der Betroffenen kreisen endlos um die Sorge, den geliebten Menschen oder die Beziehung zu diesem zu verlieren.

Wenn auch du dieses Gefühl kennst, möchte ich dir sagen: Es gibt sehr wohl “normale” Formen von Verlustangst. Dass der Gedanke, einen geliebten Menschen zu verlieren, Angst auslöst, ist ganz normal. Diese Art der Verlustangst zeigt uns schließlich, dass uns ein Mensch wichtig ist.

Wenn bei dir aber der Gedanke, ohne diesen Menschen nicht leben zu können, starke Ängste, Ohnmacht und Panik verursacht, solltest du innehalten und versuchen, die Ursachen der Verlustangst zu erforschen.

Unfähigkeit, Grenzen zu setzen

Ein weiteres Symptom von Verlustangst zeigt sich beim Blick auf den Umgang von Betroffenen mit sich selbst: Verlustängstlichen Menschen fällt es sehr schwer, die eigenen Bedürfnisse einzufordern und für sich selbst einzugestehen.

Warum Grenzen setzen?

Ihre Angst vor Ablehnung und einer möglichen Trennung von der geliebten Person führt dazu, dass die Betroffenen mit allen Mitteln versuchen, den Verlust zu vermeiden. Häufig stellen sie dafür ihre eigenen Bedürfnisse zurück und sagen zu Vielem “ja”, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes wollen.

Da es ihnen schwer fällt, Grenzen zu setzen und “nein” sagen zu lernen, passen sie sich lieber an ihr Gegenüber an – selbst wenn dabei die eigenen Bedürfnisse auf der Strecke bleiben.

Diese Anzeichen von starker Verlustangst zeigen sich nicht nur in einem angepassten Verhalten, sondern auch in dem Bedürfnis der Konfliktvermeidung. Aus Angst, nicht mehr geliebt zu werden, wenn sie ihre Meinung sagen, versuchen sie Streitereien und Konflikten um jeden Preis aus dem Weg zu gehen.

Da Probleme nicht angesprochen, sondern in sich hineingefressen werden, verleugnen verlustängstliche Menschen oftmals ihr wahres Selbst. Es ist also ein typisches Symptom bei Verlustangst, dass Betroffene ihre eigenen Gefühle ausblenden und nicht für ihre Bedürfnisse einstehen.

Emotionale Abhängigkeit

Eng verbunden mit der Unfähigkeit, eigene Grenzen einzufordern, ist ein weiteres Anzeichen von Verlustangst – emotionale Abhängigkeit. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, nicht ohne das Gegenüber leben zu können.

Emotionale Abhängigkeit Definition

Für Menschen, die an starker Verlustangst leiden, besteht die Gefahr, direkt nach einer ersten Begegnung mit einem Menschen – beispielsweise dem ersten Date – emotional involviert zu sein. Aus diesem Grund ist Verlustangst in der Kennenlernphase ein weit verbreitetes Phänomen.

Betroffene machen sich von dem anderen Menschen abhängig, richten sich nach ihm und fangen an, die eigenen Freiheiten aufzugeben.

Auch in bestehenden Partnerschaften ist emotionale Abhängigkeit ein typisches Anzeichen von Verlustangst. Das zeigt sich so: Verlustängstliche Partner:innen richten das Leben nach ihrer beziehungsweise ihrem Partner:in und vernachlässigen die eigenen Interessen und Bedürfnisse – bis hin zur völligen Selbstaufgabe.

Die Zeit, die sie ohne den geliebten Menschen verbringen, kommt ihnen wertlos vor. Ohne den Partner oder die Partnerin an ihrer Seite sind sie chronisch unzufrieden. Unter Umständen empfinden sie sogar richtige Entzugserscheinungen. 

Falls auch du das Gefühl hast, dich in einer emotionalen Abhängigkeit zu deinem beziehungsweise deiner Partner:in zu befinden, hilft es, den Fokus wieder verstärkt auf dein eigenes Leben zu richten. Fülle es mit wertvollen Freundschaften, Hobbies und Interessen.

Sobald du anfängst, bewusst Quality Time mit dir selbst zu verbringen, wird es dir leichter fallen, deiner beziehungsweise deinem Partner:in Aktivitäten und Zeit außerhalb der Beziehung zuzugestehen. So kannst du deine emotionale Abhängigkeit überwinden.

Deine Verlustangst wird abnehmen, wenn du deinen Wert als Mensch nicht mehr von deinem beziehungsweise deinem Partner:in abhängig machst. Selbstvertrauen aufzubauen ist das A & O!

On-Off-Beziehungen und toxische Partnerschaften

Ein besonders häufiges Symptom von Verlustängstlichen: Sie harren in Beziehungen aus, die ihnen nicht gut tun. Das können zum Beispiel kräftezehrende On-Off-Beziehungen, aber auch toxische Beziehungen sein, die sich nachhaltig negativ auf die mentale Gesundheit der Betroffenen auswirken.

Obwohl die Betroffenen in diesen Beziehungen leiden, führen sie sie fort – denn die Angst vor dem Trennungsschmerz und dem Alleinsein ist größer – eine Form von Selbstsabotage.

Das Problem: Oft können Betroffene ohne Hilfe von außen weder die Selbstsabotage überwinden noch überhaupt die toxische Beziehung erkennen.

On-Off-Beziehung sind ein häufiges Warnsignal bei Verlustangst. Partner:innen trennen sich dann, nur um nach kurzer Zeit wieder zusammenzukommen. Tatsächlich ist es so, dass verlustängstliche Menschen häufiger Partner:innen anziehen, die Angst haben, sich in einer Beziehung zu verlieren.

Ist einer der Partner:innen verlustängstlich, entsteht eine Spirale aus Nähe und Distanz. Bisweilen wirkt es so, dass die Person gar keine Beziehung will oder dass die Person nicht weiß, was sie will – ein typisches Symptom von Bindungsangst.

Bindungs- und Verlustangst unterscheiden sich dabei gar nicht grundlegend: Bei beiden Ängsten haben die Betroffenen das Gefühl, ohnehin nicht liebenswert zu sein oder nur dann, wenn sie sich viel Mühe geben, die eigenen Bedürfnisse hinten anstellen und alle Erwartungen erfüllen.

Mehr Informationen zu den Themen Verlust- und Bindungsangst überwinden, findest du in meinem Interview mit der Psychologin Stefanie Stahl.

Höre gerne in die entsprechende Podcast-Folge rein:

Oder Folge hier herunterladen

Suche nach Bestätigung

Ein weiteres Anzeichen von Verlustangst ist das Bedürfnis und die stetige Suche nach Bestätigung. Verlustängstliche Menschen verspüren einen übermäßigen Wunsch nach Bestätigung, Aufmerksamkeit und Anerkennung.

In Partnerschaften brauchen sie andauernde Liebesbeweise – ansonsten stellen sich Zweifel an der Beziehung ein. 

Das Bedürfnis nach Bestätigung kann sich beispielsweise auf Äußerlichkeiten beziehen. Typisch wäre auch die regelmäßige Frage “Liebst du mich noch?”. Leiden Menschen an den Symptomen starker Verlustangst, sind sie regelrecht abhängig von der Antwort. Fehlt ihnen die Bestätigung, reagieren sie abweisend oder sogar beleidigend. 

Obwohl sie mit der Suche nach Bestätigung eigentlich der Verlustangst entgegenwirken wollen, wirkt die Sucht nach Anerkennung kontraproduktiv. Partner:innen spüren nämlich die emotionale Abhängigkeit und führen sie nicht selten auf eine fehlende Vertrauensbasis in der Beziehung zurück.

Sie fühlen sich von dem Aufmerksamkeitsbedürfnis erdrückt und fangen an, Distanz aufzubauen. Gelingt es nicht, offen über die unterschiedlichen Bedürfnisse zu kommunizieren, folgt meist die befürchtete Trennung. Die Beziehung ist am Ende.

Misstrauen 

Beziehungen mit verlustängstlichen Menschen sind oftmals durch fehlendes Vertrauen gekennzeichnet.

Den Betroffenen fehlt die emotionale Sicherheit, dass der geliebte Mensch sie nicht verlässt. Oftmals ist dieses Misstrauen mit Selbstzweifeln verbunden. Die Betroffenen reden sich ein, nicht liebenswürdig oder nicht gut genug zu sein – und können kein Vertrauen aufbauen.

Das Misstrauen führt dazu, dass sie dauerhaft wissen wollen, wo der oder die andere Partner:in sich aufhält, was er oder sie macht und mit wem er oder sie die Zeit verbringt. 

Telefonate enden schnell in einer Art Kreuzverhör und alleinige Unternehmungen des beziehungsweise der Partner:in führen nicht selten zu Streit. Wenn Betroffene das Handy oder den Laptop des anderen durchstöbern oder zumindest den Drang verspüren, ist das in vielen Fällen ein Verlustangst-Symptom.

Geringes Selbstwertgefühl

Ein geringes Selbstwertgefühl zeigt sich oftmals in ausgeprägter Verlustangst.

Partner:innen mit Verlustangst können häufig nicht glauben, dass sie dieses Glück auch wirklich verdient haben. Sie denken, dass sie den Ansprüchen ihrer beziehungsweise ihres Partner:in nicht nicht genügen. Sie reden sich in ihren Gedanken selber schlecht.

Wenn auch du die destruktive Stimme in deinem Inneren kennst, die dir einredet, nicht gut genug zu sein, solltest du an deinem Selbstwertgefühl arbeiten und dein Selbstbewusstsein stärken.

Überlege dir einmal genau, wie du dich selbst wahrnimmst und bewertest. Falls du denkst, dass du nichts wert bist oder nicht geliebt werden kannst, möchte ich dir sagen: Du bist einzigartig – genauso wie jeder andere Mensch.

Eifersucht

Fehlendes Vertrauen als Symptom von Verlustangst begünstigt oftmals eine starke Eifersucht. Verlustängstliche Partner:innen sehen in anderen Menschen eine Bedrohung für die eigene Beziehung. Das können Freund:innen des oder der Partner:in sein, aber auch Arbeitskolleg:innen oder andere Menschen, die mit der geliebten Person Zeit verbringen. 

Die Eifersucht begründet sich auf die Angst, den oder die Partner:in durch einen Seitensprung oder eine Affäre zu verlieren und durch den anderen Menschen ersetzt zu werden.

Kontrollverhalten wie das Lesen von Nachrichten oder das Durchstöbern der Tasche, Unterstellungen und ständiges Anrufen, sind mögliche Folgen dieser Eifersucht. Als Anzeichen von Verlustangst kann Eifersucht aber auch in nicht-romantischen Beziehungen auftreten. Es gibt sie sowohl in Freundschaften als auch in der Familie.

Klammern

Kennst du Menschen, die in Beziehungen klammern? Es ist eines der häufigsten Symptome von Verlustangst.

Am liebsten wollen sie die gesamte Zeit mit ihrem beziehungsweise ihrer Partner:in verbringen. Alleinige Unternehmungen des anderen rufen Verlustängste hervor. Sind die Betroffenen allein, kann sich ein Gefühl von beklemmender Einsamkeit einstellen.

Auch vergangene Beziehungen können für verlustängstliche Menschen ein Problem darstellen – und zwar auf beiden Seiten. Während die Ex-Beziehungen der Partner:innen eifersüchtiges Verhalten hervorrufen, können die Betroffenen selbst häufig nicht ihre eigenen vergangenen Partnerschaften loslassen.

Sie haben mitunter große Probleme, über eine abgeschlossene Beziehung hinwegzukommen und loszulassen. Bei Dates reden sie dann beispielsweise über Ex-Partner:innen.

Beginnt der oder die Partner:in Grenzen und Freiraum einzufordern, geraten verlustängstliche Menschen in Panik.

Das Klammern in Beziehungen hat dann tragischerweise genau den umgekehrten Effekt: Statt das zunehmende Distanzbedürfnis des oder der anderen Partner:in zu unterbinden, ziehen sich diese nur noch mehr zurück – bis sie sich vom verlustängstlichen Partner trennen.

Damit tritt genau die Folge ein, die die Betroffenen durch das klammernde Verhalten unbedingt vermeiden wollten: Die befürchtete Trennung.

Unsicherheit

Menschen, die an starker Verlustangst leiden, sind häufig eher unsichere Menschen. Wenn nicht nur das Vertrauen in die Beziehung, sondern auch in sich selbst fehlt, ist das symptomatisch für Verlustangst.

Diese Selbstzweifel können sich in unterschiedlichen Gedanken manifestieren:

  • Hast du das Gefühl, nicht gut genug zu sein, um geliebt zu werden?
  • Fühlst du dich wertlos?
  • Denkst du, dass du es nicht verdienst, in einer glücklichen Beziehung zu sein?
  • Meinst du, dass du selbst nicht ausreichst oder nicht gut genug für deine:n Partner:in bist? 
  • Bist du überzeugt, dass dich dein:e Partner:in sowieso irgendwann verlassen wird?
  • Glaubst du, dass sie oder er keine Beziehung will?

Solltest du diese destruktiven Gedanken kennen, möchte ich dir eins sagen: Du kannst deine negativen Glaubenssätze auflösen. Indem du sie in positive Glaubenssätze transformierst, wirst du dich selbstbewusster und glücklicher fühlen. Deine neue Selbstwahrnehmung ist der Grundstein für eine stabile und gesunde Beziehung.

Gedankenkarussell

Viele verlustängstliche Menschen kennen das Gefühl, in ihren negativen Gedanken und Glaubenssätzen gefangen zu sein. Wenn Menschen stets erwarten, dass etwas Schlimmes passiert, kann das ein Ausdruck von Verlustangst sein – zum Beispiel eine Trennung, ein Unfall, eine Naturkatastrophe oder ein plötzlicher Tod.

Ein Beispiel: Meldet sich der oder die Partner:in beispielsweise nicht, wenn er oder sie gut zu Hause angekommen ist, setzen sofort beklemmende (und irrationale) Ängste ein: Warum meldet er/sie sich nicht? Was ist, wenn er oder sie einen Unfall gehabt hat – oder sogar noch Schlimmeres?

Die Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren, kann im Extremfall ihr ganzes Leben bestimmen. Die Sorge und das Grübeln, was der nahestehenden Person passieren könnte, führt zu einer Art Gedankenschleife. Die negativen Gedanken lassen sich nicht anhalten – den Betroffenen gelingt es ohne Hilfe nicht, das Gedankenkarussell zu stoppen.

Die ständige Angst, einen Verlust erleben zu müssen, versetzt sie in ihrem Gedankenkarussell in einen dauerhaften Zustand der Panik. Die Folge dieser Verlustangst sind Symptome wie Unruhe, Nervosität, Stress, Schlafprobleme und Kontrollzwänge bis hin zu Depressionen.

Schuldgefühle

Auch Schuldgefühle können ein Anzeichen von Verlustangst sein. Wer an starker Verlustangst leidet, gibt sich oftmals selbst die Schuld, wenn Konflikte auftreten. Scheitert die Beziehung, sehen sich verlustängstliche Menschen allein in der Verantwortung.

Die Schuldgefühle sind häufig gepaart mit destruktiven Glaubenssätzen und Fragen wie

Was die eigentliche Konfliktursache war, spielt hingegen keine Rolle. Verlustängstliche Menschen suchen die Schuld verstärkt bei sich und bestätigen ihre Angst.

Trauer und Wut 

Wenn du selbst von starker Verlustangst betroffen bist, kennst du negative Emotionen wie Trauer und Wut wahrscheinlich sehr gut. Verlustängstliche Menschen legen häufig einen starken Pessimismus an den Tag. Sie denken, dass in jeder Situation sofort etwas Dramatisches passiert sein könnte.

Hörst du länger nichts von deinem beziehungsweise deiner Partner:in, kommt dir gleich ein Unfall oder eine andere Katastrophe in den Sinn – etwa, dass du verlassen wurdest. Diese Gedanken können in dir starke Trauergefühle auslösen. Du hast dann womöglich das Gefühl, dein Leben sei in Scherben zerbrochen.

Neben Trauergefühlen sind verlustängstliche Menschen auch häufiger eigenen Wutanfällen ausgesetzt. Kommt es zu alltäglichen Krisen, geraten Betroffene sehr schnell aus dem inneren Gleichgewicht und verlieren ihre innere Ruhe.

Sie sind häufig kaum resilient und sehr anfällig für Stress. Bei jeder kleinen Meinungsverschiedenheit befürchten sie, dass der oder die Partner:in sie verlassen wird und das Ende der Beziehung besiegelt ist. Die Folge sind Überreaktionen, die sich auch in Wutanfällen äußern können.

Sollte es auch dir so gehen, ist es hilfreich, gezielt deine Gelassenheit zu trainieren. Indem du gelassener wirst, erhältst du die Kontrolle und Handlungsfähigkeit zurück. In meinem Blogartikel “Gelassenheit lernen” zeige ich dir 16 Tipps und Praxis-Übungen für mehr Gelassenheit in deinem Leben.

Überforderung

Neben starken Emotionen wie Trauer oder Wut ist ein Gefühl von Überforderung symptomatisch für Verlustangst. Kommt es in der Partnerschaft, in Freundschaften oder im Job zu Unstimmigkeiten oder einem Streit, geraten Menschen mit Verlustangst schnell in Panik. Sie sind mit der Situation überfordert und reagieren sehr sensibel auf Kritik.

Häufig können verlustängstliche Menschen mit Kritik überhaupt nicht umgehen. Ihre Kritikunfähigkeit zeigt sich gepaart mit Überforderungsgefühlen in starken emotionalen Reaktionen und Selbstzweifeln.

Durch diese Selbstzweifel entsteht wiederum die subjektiv empfundene Bedrohung, verlassen zu werden.

Überfürsorglichkeit 

Wer an Verlustangst leidet, versucht oft, den Partner oder die Partnerin, Freund:innen, Familienmitglieder und andere Bekannte vor Gefahren des Alltags zu bewahren – und zwar über das normale Maß hinaus.

Diese Überfürsorglichkeit äußert sich in Klammern und Anhänglichkeit. Aus Angst davor, den anderen Menschen zu verlieren, versuchen Betroffene oft, so viel Zeit wie irgend möglich mit dieser Person zu verbringen.

Besonders in Partnerschaften kann das gefährlich für die Beziehung sein. Da Betroffene ihren Partner:innen kaum Freiraum lassen, fühlen diese sich eingeengt und gehen auf Distanz.

Statt der von den verlustängstlichen Partner:innen gewünschten Festigung der Beziehung, kommt es durch die Überfürsorglichkeit zu zunehmender Distanzierung.

Den daraus entstehenden Teufelskreis kennen wir bereits: Sobald der oder die Verlustängstliche merkt, dass sich das Gegenüber entfernt, wird die ohnehin vorhandene Verlustangst noch einmal zusätzlich gepusht.

Der oder die Betroffene klammert nun noch mehr, während sich der oder die Partner:in immer weiter zurückzieht – bis es schließlich zur Trennung kommt.

Fazit

Sehr viele Menschen sind von Verlustangst betroffen, erkennen diese jedoch zu spät – oder gar nicht. Dabei gibt es typische Symptome von Verlustangst, anhand derer sich die ständige Angst vor Verlust bemerkbar macht.

Besonders offensichtlich lassen sich Anzeichen von Verlustangst in Beziehungen erkennen: Ist ein:e Partner:in kontrollierend, krankhaft eifersüchtig oder misstrauisch, verbirgt sich dahinter in vielen Fällen eine ausgeprägte Verlustangst.

Solltest du diese Verlustangst-Symptome an dir oder deiner:m Partner:in beobachten, hilft es nicht, diese Warnsignale zu ignorieren. Nimm deine Emotionen ernst und blende sie nicht aus. Nur so kannst du im ersten Schritt Anzeichen von Verlustangst erkennen, um sie schließlich zu bekämpfen.

Verlustangst kann auch in anderen Beziehungen auftreten – beispielsweise in Freundschaften oder in der Familie.

Es gibt “normale” Formen von Verlustangst, die fast jeder Mensch in seinem Leben einmal durchlebt. Wenn diese Angst jedoch allgegenwärtig ist und sich deine Gedanken nonstop um den möglichen Verlust kreisen, ist es wichtig, an deiner Verlustangst zu arbeiten. Denn nicht nur dein Umfeld leidet an deinen Ängsten – sondern vor allem du selbst.


Wenn du nicht mit Freund:innen oder Familienmitgliedern über deine Verlustangst sprechen möchtest, ist das völlig in Ordnung. In diesem Fall kann dir womöglich ein Coaching oder eine Therapie helfen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du von einem Coaching profitieren kannst, kannst du dich hier für mein Coaching bewerben.

Über den Autor

Über den Autor

Chris Bloom ist Systemischer Therapeut, Autor, Podcaster und Speaker. Nach einem Studium der Gesundheits­ökonomie (M.Sc.) arbeitete Chris im Gesundheits­bereich. Seit 2017 ist Chris als Coach tätig und hat sich auf die Themen Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis spezialisiert.

NICHTS MEHR VERPASSEN

Registriere dich jetzt für den Newsletter und erhalte inspirierende Impulse für dein persönliches Wachstum.

<a href="https://chrisbloom.de/author/chris/" target="_self">Chris Bloom</a>

Chris Bloom

Ich bin Chris Bloom – Systemischer Therapeut, Gesundheitsökonom (M. Sc.), Autor, Podcaster, Speaker und Coach. Unsere Gedanken und die richtige innere Haltung empowern uns, unser Leben nach unseren Wünschen zu kreieren. Das Fundament hierfür bilden die drei Säulen: Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis. Diese sind für uns individuell erlernbar – wie das Einmaleins in der Schule. Ich helfe dir dabei, dieses Fundament zu schaffen – damit du das Leben leben kannst, das du dir wünscht. Infos zu meiner Vita und Vision: Wer ist Chris Bloom?

0 Kommentare

0%