Abgrenzung von den Eltern im Erwachsenenalter: So schaffst du es

von | Stand: 16. Nov. 2024

Gesunde Grenzen sind sinnvoll, wenn deine Eltern dein Leben kontrollieren, dich durch Schuldgefühle manipulieren oder deine emotionale oder finanzielle Unterstützung überstrapazieren.

30-Sekunden Zusammenfassung

  • Gesunde Abgrenzung von den Eltern bedeutet, dein Verhalten nicht an ihre Erwartungen anzupassen.
  • Mit einer gesunden Grenze hörst du im Kontakt mit deinen Eltern auf, dich zu verbiegen, anzupassen oder deine Belastungsgrenze zu ignorieren.
  • Gesunde Grenzen sind im Erwachsenenalter dann wichtig, wenn deine Eltern dich beispielsweise bei der Partner- oder Berufswahl bevormunden.
  • Wenn du von deinen Eltern mit Schuldgefühlen manipuliert wirst und sie deine emotionale oder finanzielle Unterstützung überstrapazieren, solltest du eine gesunde Grenze setzen.
  • Kommuniziere deine Grenzen zu den Eltern respektvoll, geduldig und konsequent. 
  • Durch eine gesunde Abgrenzung lebst du selbstbestimmter, veränderst ungesunde Beziehungsmuster – und bringst dadurch die Beziehung zu deinen Eltern auf Augenhöhe.

Gesunde Abgrenzung von den Eltern im Erwachsenenalter: Was bedeutet das?

Insbesondere an Weihnachten oder anderen Familientreffen wie Geburtstagen machen sich mögliche Spannungen bemerkbar – entweder unterschwellig oder ganz offensichtlich. Die zunächst vielleicht sogar harmonische Atmosphäre weicht plötzlich einem Konflikt

Ein häufiger Grund sind unterschiedliche Weltanschauungen, Werte, Erwartungen – und nie geheilte Verletzungen sowie aufgelöste Konflikte zwischen Kindern und Eltern.

Alte, überholte Beziehungs- und Verhaltensmuster zu den Eltern offenbaren sich. Diese können je nach Ausprägung auch im alltäglichen Kontakt zu den Eltern für Streit und Belastung sorgen.

Eine Gesunde Abgrenzung gegenüber den eigenen Eltern im Erwachsenenalter bedeutet, dich frei zu machen von diesen gewohnten Mustern: Grenze dich ab von den Erwartungen, Wünschen oder gar Ansprüchen deiner Eltern.

In anderen Worten: Wenn du dich gesund abgrenzt, passt du dein Verhalten nicht an die Erwartungen deiner Eltern an.

Durch gesunde Abgrenzung von den Eltern schaffst du dir Raum, dein Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Damit ist nicht nur der physische Raum gemeint, sondern auch der emotionale: Vor allem auf Beziehungsebene braucht es gesunde Grenzen im Erwachsenenalter.

Gesunde Abgrenzung im Erwachsenenalter bedeutet (in den meisten Fällen) nicht, den Kontakt zu den Eltern abzubrechen. Es geht vielmehr darum, den Eltern auf Augenhöhe zu begegnen. 

Deine Grenzen machen die Beziehung zu deinen Eltern gesünder. Gesunde Grenzen schützen deine eigenen Bedürfnisse.

Indem du gesunde Grenzen setzt, respektierst du dich selbst und schützt deine emotionale Gesundheit.

Wann sollte man sich von den Eltern abgrenzen? (mit Beispielen)

Spätestens, wenn du unter der Beziehung zu deinen Eltern auf irgendeine Art und Weise leidest, solltest du darüber nachdenken, gesunde Grenzen zu setzen. 

Denn: Du scheinst in einer ungesunden Beziehungsdynamik gefangen zu sein, die dich in deinem Wohlbefinden und deiner persönlichen Entwicklung beeinträchtigt. 

In der Familientherapie werden diese Dynamiken als Familienverstrickungen bezeichnet: Diese Verstrickungen wirken als unbewusste Muster von Beziehungen und Interaktionen innerhalb einer Familie.

Hier findest du einige Warnsignale, die für eine Abgrenzung von den eigenen Eltern im Erwachsenenalter sprechen:

Parentifizierung (Rollenumkehr)

Eine häufige dysfunktionale Beziehungsdynamik ist die Rollenumkehr – auch Parentifizierung genannt.

Deine Eltern drängen dich als Sohn oder Tochter in eine Rolle, in der ursprünglich elterliche Aufgaben wie finanzieller oder emotionaler Support von dir als Kind erwartet werden.

Im Alltag macht sich eine Rollenumkehr beispielsweise wie folgt bemerkbar: Deine Mutter ruft dich häufig an, um nach finanzieller oder emotionaler Unterstützung zu fragen. 

Obwohl du gerne helfen würdest, fühlst du dich zunehmend überfordert, gestresst und leer: Du hast das Gefühl, die Verantwortung für deine Eltern lastet auf deinen Schultern.

Dies kann sehr belastend sein: Die Beziehung zu deinen Eltern wird zum Energieräuber

Nimm deine Gefühle von Stress, Überforderung und Belastung ernst und setze gesunde Grenzen. 

Unterstütze deine Eltern beispielsweise darin, an anderer Stelle professionelle Hilfe zu bekommen – gib Verantwortung ab.

Kontrolle 

Gesunde Grenzen im Erwachsenenalter sind besonders wichtig, wenn die Eltern versuchen, das Leben ihrer erwachsenen Kinder zu kontrollieren.

Mögliche Red Flags für kontrollierende Eltern sind:

  • Ungefragtes Einmischen in die Kindererziehung
  • Bevormundung bei der Partner- oder Berufswahl 
  • Tägliche Anstandstelefonate und Nachrichten
  • Eltern, die ungefragt Besuch abstatten 
  • Erpressung mit Enterbung

Neben dem Nein sagen lernen, geht es bei der gesunden Abgrenzung gegen kontrollierende Eltern darum, die Angst vor deren Enttäuschung zu verlieren.

Oder: Deiner Angst vor Ablehnung ins Gesicht zu sehen.

Deine bestimmerischen Eltern scheinen eine bestimmte Vorstellung von dir aufrechterhalten zu wollen, die du nicht erfüllst. 

Entscheidend für deine gesunden Grenzen ist hier deine Interpretation der Situation: Mach nicht den Fehler, aus der Situation zu schlussfolgern, dass “du nicht richtig bist”.

Stopp! 

Dieser Glaubenssatz ist nicht hilfreich.

Frage dich lieber einmal: Wo ist es vielleicht sogar wichtig, deine Eltern zu enttäuschen? Weil du eine andere Person bist, als sie in dir sehen.

Schuldgefühle

Um ihre Kinder an sie zu binden, manipulieren grenzüberschreitende Eltern ihre Kinder mit Schuldgefühlen.

Beispielsweise könnten deine Eltern dir vorwerfen, egoistisch zu sein, weil du deine und nicht ihre Bedürfnisse priorisierst.

Für eine gesunde Abgrenzung lautet dein Motto: Dankbarkeit ja, Schuldgefühle nein!

Bündnisse

Gerade in Patchwork-Familien können sich ungesunde Beziehungsmuster darin ausdrücken, dass Bündnisse und Parteien innerhalb eines Familiensystems gebildet werden.

Beispielsweise redet ein Elternteil den oder die Ex-Partner:in schlecht und möchte dich als Verbündeten im Ehestreit gewinnen: Du gerätst zwischen die Fronten.

Hier ist eine emotionale Abgrenzung von den Eltern besonders wichtig, um dein Vertrauensverhältnis zu beiden Elternteilen zu pflegen – auch über die Trennung hinaus.

Warum ist es wichtig, sich von den Eltern zu lösen: 5 Phasen

Sich von den Eltern zu lösen ist wichtig, um eine eigene Identität zu entwickeln: Normalerweise geschieht dieser Abnabelungsprozess von den Eltern in der Pubertät.

Abnabelung von den eigenen Eltern_5 Phasen

Im Ablösungsprozess gehst du durch 5 verschiedene Phasen:

  1. Trotzphase: Du hast Widerstand gegen das Verhalten deiner Eltern und grenzt dich mit Hilfe deiner Wut oder deines Trotzes ab.
  2. Identitätsfindung:: Du beschäftigst dich intensiv mit der Frage, wer du wirklich bist – losgelöst von den Erwartungen und Einflüssen deiner Eltern. Du suchst nach deinen eigenen Interessen, Werten und Lebenszielen. Die Frage lautet: Was willst du im Leben?
  3. Selbstreflektion: Du reflektierst dein eigenes Verhalten und machst dir Gedanken, welches Verhalten du möglicherweise von deinen Eltern unbewusst übernommen hast und wie sich das auf deine Beziehungen auswirkt. Du verstehst, wie du zu dem Menschen geworden bist, der du heute bist: Du lernst dich selbst besser kennen. Die Leitfrage: Wo komme ich her?
  4. Beziehungsgestaltung: Während du dich von deinen Eltern ablöst, überdenkst du auch die Dynamik eurer Beziehung. Du hinterfragst, ob bestimmte Verhaltensmuster gesund oder belastend für dich sind – und entscheidest, welche Art von Beziehung du zu deinen Eltern haben möchtest.
  5. Loslassen und Akzeptanz: Du lässt los und akzeptierst deine Eltern als eigenständige Individuen mit ihren Stärken und Schwächen. Ihr begegnet euch auf Augenhöhe.

Wie oft sollten sich Erwachsene Kinder bei ihren Eltern melden?

Wenn du dich fragst, wie oft du dich telefonisch bei deinen Eltern melden sollst (oder “musst”), dann überprüfe, ob ein Verpflichtungs- oder Schuldgefühl dahintersteckt.

Die einfache Antwort lautet: Du musst gar nichts.

Die Häufigkeit des Kontakts mit den Eltern variiert in verschiedenen Familien von “einmal am Tag” zu “einmal im Jahr”.

Das Wichtigste ist: Du sollst dich dabei wohlfühlen

Stelle dir einmal folgende Fragen, um herauszufinden, wie oft du dich als Erwachsene:r bei deinen Eltern melden solltest: 

  • Ist der Kontakt mit deinen Eltern nährend?
  • Wie oft möchtest du Kontakt? 
  • Welche Art von Kontakt willst du? 
  • Was ist dir wichtig in der Kommunikation mit deinen Eltern? 

Erst im zweiten Schritt solltest du deinen Vater oder deine Mutter mit ins Boot holen und ihm oder ihr dieselben Fragen stellen.

Dann könnt ihr euch gemeinsam einigen, wie ihr euren Kontakt gestalten wollt. Hierbei gibt es kein richtig oder falsch. 

Im besten Fall achtest du darauf, dass der Kontakt dir keine Energie raubt, sondern gestaltest ihn so, dass er bereichernd für dich ist. 

Wie grenze ich mich von meinen Eltern ab?

Eine gesunde Abgrenzung von den eigenen Eltern führt zu mehr Autonomie in deinem Leben: Unabhängig von den Erwartungen, Wünschen und Forderungen deiner Eltern, triffst du wichtige Entscheidungen selbst.

Zu einer gesunden Abgrenzung gehören gesunde Grenzen. Mit gesunden Grenzen wird in den meisten Fällen auch die Beziehung zu den Eltern gesünder: Sie belastet dich nicht mehr.

Kurz gesagt: Du wirst im Kontakt mit deinen Eltern mehr du selbst – und authentischer sein. 

Du musst dich nicht mehr 

  • verbiegen, 
  • anpassen 
  • oder übergehen. 

Dadurch behältst du deine Energie bei dir. Der Kontakt zu deinen Eltern raubt dir keine Kraft mehr.

Schließlich stärkst du dein Selbstbewusstsein, indem du zu dir stehst. 

8 Tipps für gesunde Grenzen 

Entdecke 7 wertvolle Tipps für gesunde Grenzen gegenüber deinen Eltern.

Abgrenzung von den eigenen Eltern im Erwachsenenalter_Tipps

Verstehe deine Rechte

Die Grundlage für gesunde Grenzen ist ein Verständnis für dein Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung: Mach es zu einer Selbstverständlichkeit, eigene Lebensentscheidungen zu treffen – ohne die Zustimmung deiner Eltern einzuholen.

Kurz gesagt: Je selbstverständlicher die Selbstbestimmung über dein Leben für dich wird, desto weniger wirst du dich schuldig fühlen, wenn du dich abgrenzt.

Stell dir beispielsweise vor, du hast nach langem Überlegen beschlossen, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen, der deinen Leidenschaften und Interessen entspricht. 

Du bist fest davon überzeugt, dass dies der richtige Schritt für dich ist, aber du zögerst, es deinen Eltern mitzuteilen, weil du ihre Kritik fürchtest

Erinnere dich mit positiven Affirmationen an dein Recht auf Selbstbestimmung: 

  • “Ich darf meine eigenen Entscheidungen treffen.” 
  • “Wichtige Lebensentscheidungen liegen bei mir.”
  • “Ich bin frei.”

So ermutigst du dich selbst, deinen Eltern gegenüber offen und selbstbewusst zu sein. Langfristig baust du so Vertrauen auf.

Überlege, was gesund für dich ist

“Meine Mutter macht mich krank.” 

Solche oder ähnliche Aussagen deuten auf eine toxische Beziehung zu den eigenen Eltern hin. 

In anderen Worten: Die Beziehung zu deinen Eltern scheint dir zu schaden und deine mentale oder körperliche Gesundheit zu beeinträchtigen.

Hinterfrage also bewusst den Kontakt zu deinen Eltern und überlege, was gesund für dich ist:

  • Was ziehst du aus dem Kontakt deiner Eltern? Was ist bereichernd für dich?
  • Welche Verhaltensweisen deiner Eltern machen dich wütend, verletzen oder beschämen dich?
  • Wie häufig tut dir Kontakt zu deinen Eltern gut?

Wenn du die Antworten auf diese Fragen gefunden hast, kannst du die Beziehung zu deinen Eltern bewusster gestalten.

Du kannst differenzieren, was gesund und was schädlich ist.

Kurz gesagt: Abgrenzung von den eigenen Eltern kann ein Akt der Selbstfürsorge für deine Gesundheit sein.

Sei respektvoll

Obwohl Emotionen wie Wut, Trotz und Empörung dir helfen, Grenzüberschreitungen zu bemerken, trägst du die Verantwortung, deine Grenzen respektvoll zu kommunizieren.

Nutze also deine Wut lieber konstruktiv, als destruktiv.

In anderen Worten: Du kannst die gewonnene Energie aus deinen negativen Gefühlen nutzen, um respektvoll deine Grenzen zu ziehen.

Achte dabei auf folgende Punkte:

  • Vermeide Schuldzuweisungen oder Angriffe
  • Kommuniziere deine Grenzen konkret und spezifisch – damit es keine Missverständnisse gibt.
  • Zeige Verständnis für die Perspektive und Gefühle deiner Eltern. Höre dir beispielsweise ihre Meinung an.
  • Biete alternative Wege der Unterstützung an: Du kannst einen Teil deiner Verantwortung abgeben, indem du deinen Eltern professionelle Unterstützung vermittelst. Leite ihnen beispielsweise bei psychischer Belastung die kostenlose Terminvermittlungshotline 116117 für Psychotherapie weiter.

Sei geduldig

Der Prozess der Abgrenzung von den eigenen Eltern braucht Zeit: Immerhin veränderst du durch deine Grenzen altbekannte Beziehungsmuster, die sich über Jahre aufgebaut haben. 

Damit du geduldig deine Grenzen kommunizieren kannst, setze dir möglichst realistische Erwartungen.

Beispielsweise möchtest du den Telefonkontakt mit deiner Mutter auf ein Minimum reduzieren: Ihr einigt euch vorläufig auf höchstens ein Telefonat in der Woche. 

Je nach Häufigkeit eures Kontakts vor der neuen Vereinbarung, wird es möglicherweise länger dauern, bis die neue Beziehungsdynamik etabliert ist. 

Sieh es ihr also nach, wenn sie zunächst “nur noch” zweimal die Woche anruft und weise sie freundlich auf eure Vereinbarung hin.

In anderen Worten: Nur weil du dein Verhalten von heute auf morgen veränderst, heißt das nicht, dass deine Eltern ihr Verhalten auch über Nacht ändern. Übe dich in Gelassenheit.

Unterstützung von Freunden

Wenn du Hilfe beim Grenzen setzen benötigst, können dich gute Freund:innen oder andere Familienmitglieder unterstützen.

Sprich über deine Belastung durch die Beziehung zu deinen Eltern und bitte um die Perspektive deines Gegenübers.

Oft ergeben sich durch die objektive Perspektive von außen neue Lösungswege, die du noch gar nicht in Betracht gezogen hast.

Du kannst dann erste Schritte in die richtige Richtung einleiten – geeignete Grenzen setzen – um deine Situation zu verbessern.

Professionelle Hilfe

Kommst du allein nicht weiter, erhältst du kostenlose Beratung bei örtlichen Ehe­-, Familien- und Lebensberatungsstellen der Stadt. 

Berater:innen können Konfliktsituationen zwischen deinen Eltern und dir mediieren. So kannst du in einem geschützten Rahmen gemeinsam mit deinen Eltern neue Vereinbarungen und Grenzen erarbeiten.

Neben Beratung bietet sich außerdem eine Therapie in Form einer Familientherapie (Systemische Psychotherapie) an, in die mehrere Familienmitglieder miteinbezogen werden können. 

Erstgespräche mit Psychotherapeut:innen in deiner Nähe kannst du bequem unter der kostenlosen Hotline 116117 vereinbaren. Tipp: Achte hierbei darauf, dass du die Systemische Therapie als Psychotherapieverfahren auswählst.

Auch ein gutes Coaching mit dem richtigen Coach kann dich effektiv dabei unterstützen, dich als Erwachsene:r von den Eltern abzugrenzen. Du stärkst die Beziehung zu dir sowie dein Selbstvertrauen und schaffst damit ein solides Fundament, um deinen Eltern gegenüber Grenzen zu setzen.

Es gibt übrigens große Unterschiede zwischen Coaching und Psychotherapie.

Mache keinen Rückzieher

Bleibe konsequent in der Durchsetzung deiner Grenzen.

Wenn du einen klaren Standpunkt einnimmst und konsequent bleibst, sendest du eine klare Botschaft darüber, was für dich wichtig ist: Du stärkst deine eigenen Grenzen

Mache keinen Rückzieher – auch angesichts folgender schwieriger Reaktionen deiner Eltern:

  • Druck ausüben
  • Schuldgefühle erzeugen 
  • Ignorieren deiner Grenzen

Wertschätze die Einhaltung der Grenzen

Lobe und ermutige deine Eltern, wenn sie deine Grenzen respektieren und unterstützen.

Beispielsweise vereinbarst du mit deinen Eltern, dass sie dir nicht mehr ungefragt Erziehungsratschläge für den Umgang mit deinen Kindern erteilen. 

Wenn du bemerkst, dass sie sich bewusst zurücknehmen, könntest du das wie folgt wertschätzen:

„Vielen Dank, dass ihr meine Bitte respektiert und mir keine ungefragten Erziehungsratschläge mehr gebt. Es ist wichtig für mich, meine eigenen Entscheidungen als Elternteil zu treffen. Ich schätze es, dass ihr meine Grenzen respektiert. Ihr gebt mir dadurch den Raum, mein eigenes Elterndasein zu gestalten. Ich bin euch dafür sehr dankbar.“

Wann ist ein vollständiger Kontaktabbruch zu den Eltern sinnvoll?

Laut einer Umfrage sind die häufigsten Gründe für den Kontaktabbruch zu den Eltern folgende:

  • Gewalt
  • Schlechte Erziehung
  • Verrat

Kurz gesagt: Manchmal sind die Verletzungen so tief, dass du zunächst eine klare Grenze in Form eines vollständigen Kontaktabbruchs zu den Eltern brauchst – um zu heilen.

Das gilt zum Beispiel im Falle von schweren Traumatisierungen innerhalb der Familie, wie emotionaler oder physischer Gewalt.

Unter diesen Umständen kann der Umgang mit den eigenen Eltern so belastend sein, dass er eventuell sogar zur Entwicklung von Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten beiträgt.

Wichtig ist eine professionelle Begleitung an deiner Seite für die Aufarbeitung der Beziehung zu den eigenen Eltern.

Das kann beispielsweise im Rahmen einer Psychotherapie geschehen. 

Für ein Erstgespräch mit einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin in deiner Nähe wähle die kostenlose Hotline 116117.

Gesunde Grenzen, wenn die Eltern alt und krank sind

Was schulden erwachsene Kinder ihren Eltern? Als Kind solltest du dir klar darüber werden, welche Verantwortung du wirklich übernehmen willst, wenn die Eltern pflegebedürftig im Alter werden.

Grenzen zu setzen, wenn die Eltern alt und krank sind, macht ein Spannungsfeld auf: Verantwortung und Pflicht als Familienmitglied stehen dem Wunsch nach Freiheit und Verwirklichung der eigenen Lebensträume gegenüber.

Nehmen wir einmal das Verantwortungsgefühl gegenüber den kranken Eltern genauer unter die Lupe: Den eigenen Eltern ein Altern in Würde mit möglichst viel Selbstbestimmung zu ermöglichen, sei laut Umfragen ein wichtiger Teil der gefühlten Verantwortung gegenüber den eigenen Eltern.

Mögliche Tipps, um deine Verantwortung zu verteilen könnten sein:

  • Professionelle Hilfe: Beziehe andere gesellschaftliche Verantwortungsträger, wie das Gesundheits- und Pflegesystem, die Allgemeine städtische Sozialberatung oder gemeinnützige Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz mit ein. Um deinen Eltern ein Altern in Würde zu ermöglichen, musst du nicht alles selbst “regeln” oder immer vor Ort sein.
  • Familienmitglieder: Wichtig ist, dass sich alle in der Familie und im Freundeskreis deiner Eltern für die Pflege verantwortlich fühlen. Lege deine Belastung durch die Pflege offen und bitte um Unterstützung.

Generell ist für eine gesunde Abgrenzung gegenüber den kranken Eltern wichtig, deine eigene Belastungsgrenze gut zu kennen: Wie viel Energie kannst du geben, ohne dass deine Akkus leer laufen? 

Pflege bewusst deine Ressourcen und nimm dir als Ausgleich Zeit für die Dinge, die dir gut tun.

Abschließend solltest du Klarheit darüber gewinnen, wie viel Autonomie du deinen Eltern ermöglichen kannst.

Fragen mit denen du dich hierfür auseinandersetzen kannst sind folgende:

  • Wie viel Hilfe ist notwendig? 
  • Wie viel darf und sollte sogar “zu ihrem Besten” über deine Eltern hinweg entschieden werden?
  • Was ist der Wunsch deiner Eltern?
Über den Autor

Über den Autor

Chris Bloom ist Systemischer Therapeut, Autor, Podcaster und Speaker. Nach einem Studium der Gesundheits­ökonomie (M.Sc.) arbeitete Chris im Gesundheits­bereich. Seit 2017 ist Chris als Coach tätig und hat sich auf die Themen Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis spezialisiert.

NICHTS MEHR VERPASSEN

Registriere dich jetzt für den Newsletter und erhalte inspirierende Impulse für dein persönliches Wachstum.

<a href="https://chrisbloom.de/author/chris/" target="_self">Chris Bloom</a>

Chris Bloom

Ich bin Chris Bloom – Systemischer Therapeut, Gesundheitsökonom (M. Sc.), Autor, Podcaster, Speaker und Coach. Unsere Gedanken und die richtige innere Haltung empowern uns, unser Leben nach unseren Wünschen zu kreieren. Das Fundament hierfür bilden die drei Säulen: Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstkenntnis. Diese sind für uns individuell erlernbar – wie das Einmaleins in der Schule. Ich helfe dir dabei, dieses Fundament zu schaffen – damit du das Leben leben kannst, das du dir wünscht. Infos zu meiner Vita und Vision: Wer ist Chris Bloom?

0 Kommentare

0%