Du stehst gerade vor der Entscheidung, ob du gehen oder bleiben sollst? Erfahre in diesem Beitrag, welche Strategien dich im Entscheidungsprozess unterstützen können.
30-Sekunden Zusammenfassung
- Die Entscheidung, in einer Beziehung zu gehen oder zu bleiben, fällt Partner:innen besonders schwer, da sie in diesem Prozess oft mit tiefsitzenden Ängsten wie der Verlustangst oder Angst vor dem Alleinsein konfrontiert werden.
- Menschen fällt die Entscheidung umso schwerer, je mehr materielle (zum Beispiel gemeinsame Wohnung oder Haustier) oder innere (zum Beispiel schlechtes Gewissen oder emotionale Abhängigkeit) Zwänge beziehungsweise Verpflichtungen innerhalb der Beziehung bestehen.
- Nicht selten fühlen sich Menschen dazu verpflichtet, in einer Beziehung zu bleiben, da sie beispielsweise schon viel in die Beziehung investiert oder ein negatives Bild vom Single-Dasein haben.
- Um die bestmögliche Entscheidung zu treffen, kann es helfen, das Zukunfts-Ich um Rat zu fragen oder die Unterstützung von vertrauten Menschen zu suchen.
- In dem Entscheidungsprozess ist es wichtig, sich nicht in einem Gedankenkarussell zu verlieren, sondern gezielt Momente der Stille zu suchen, um in die Entscheidung hinein zu spüren.
Gehen oder bleiben – warum ist die Entscheidung so schwer?
Viele Menschen stehen in ihrem Leben irgendwann einmal vor der großen Frage: “Soll ich gehen oder bleiben?”. Diese Frage kann sich dabei auf unterschiedliche Lebensumstände beziehen.
Seien es Zweifel an einer Partnerschaft, wie zum Beispiel On-Off-Beziehung oder die Ehe oder aber der Job oder die Stadt. Wir geraten als Menschen immer wieder in Lebensphasen und Situationen, in denen wir entweder einen neuen Weg gehen oder dem Alten noch eine Chance geben können.
Doch warum ist diese Entscheidung besonders schwer, wenn es darum geht einen geliebten Menschen loszulassen? Zuallererst: Es ist vollkommen normal, dass diese Entscheidung nicht leicht fällt – du bist mit dieser inneren Zerrissenheit nicht allein.
Du und dein:e Partner:in habt womöglich viel in die Beziehung investiert und euch irgendwann bewusst dazu entschieden, eine romantische Beziehung einzugehen. Deshalb ist es selbstverständlich, dass die Frage, ob du gehen oder bleiben solltest, nicht leicht zu beantworten ist.

Darüber hinaus werden wir in diesem Prozess häufig mit Verlustängsten oder Ängsten vor dem Alleinsein konfrontiert. Oft sind wir uns diesen Ängsten gar nicht bewusst und lassen uns unbemerkt von ihnen manipulieren.
Die Wissenschaft zeigt, dass die Entscheidung, in einer Beziehung zu gehen oder zu bleiben, umso schwerer fällt, je mehr materielle oder gefühlte Zwänge existieren. Mit materiellen Zwängen ist zum Beispiel eine gemeinsame Wohnung gemeint.
Ein Gefühlter Zwang liegt beispielsweise vor, wenn du dich in der Beziehung gefangen fühlst. Darüber hinaus zeigen die Forschungsergebnisse, dass auch sozialer Druck den Entscheidungsprozess maßgeblich beeinflussen kann. Beispielsweise kann die Angst vor der Meinung und Bewertung anderer Menschen dazu führen, dass wir in einer Beziehung verharren – obwohl wir unglücklich sind.
Der Entscheidungsprozess, ob du in deiner Beziehung gehen oder bleiben solltest, ist demnach schwer – und erfordert manchmal Zeit. Dennoch ist es wichtig, dass du dich nicht in deinem eigenen Gedankenkarussell verlierst und früher oder später zu einem Entschluss kommst.
Diese Fragen helfen dir jetzt weiter
Du stehst aktuell vor der Entscheidung, entweder zu gehen oder zu bleiben? Oder die Frage „Soll ich mich trennen?“ nagt an dir? Sieh dir die folgenden 20 Fragen an, die dich in diesem Entscheidungsprozess unterstützen können.
Lies dir die Fragen in Ruhe durch und schaue, welche Antwort du intuitiv gibst – dann schreibe diese auf. Du kannst auch ein Journal nutzen, um deine Antworten festzuhalten.
- Werde ich häufig kritisiert, herabgewürdigt oder respektlos von meinem Partner oder meiner Partnerin behandelt?
- Meint sie oder er es ernst mit mir?
- Fühle ich mich in dieser Beziehung unwohl dabei, meine Meinung zu sagen?
- Gibt mein Partner oder meine Partnerin immer mir oder anderen die Schuld für Probleme oder Dinge, die schief laufen?
- Fühle ich mich in diese Beziehung wie „hineingesogen“ und kann nicht mehr auftauchen?
- Was habe ich aus dieser Beziehung gelernt?
- Wie sind wir an dieser Beziehung gewachsen?
- Wie wird dieses potenzielle Ende mein Leben oder das Leben meines Partners oder meiner Partnerin verbessern?
- Übernimmt mein Partner oder meine Partnerin Verantwortung?
- Macht mein Partner oder meine Partnerin mich glücklich – wäre mein Leben ohne die Beziehung glücklicher?
- Habe ich die Erfüllung meiner Bedürfnisse direkt und respektvoll eingefordert oder bin ich davon ausgegangen, dass mein Partner oder meine Partnerin selbst herausfindet, was ich brauche?
- Erwarte ich, dass mein Partner oder meine Partnerin der einzige Part ist, der sich ändert oder trage auch ich meinen Teil zur Änderung unserer Beziehung bei?
- Was ist die wahre Motivation, diese Beziehung zu beenden?
- Was vermisse ich in dieser Beziehung?
- Bin ich daran interessiert, etwas mit jemand anderem anzufangen?
- Laufe ich davor weg, mich meinen tiefen Ängsten zu stellen?
- Haben wir dieselben Werte und Ziele für die Zukunft?
- Werde ich meine Entscheidung in fünf Jahren bereuen?
- Habe ich schon alles versucht?
- Bin ich wirklich bereit zu gehen – oder werde ich die Beziehung zunächst beenden, um anschließend wieder mit meinem:r Partner:in zusammenkommen?
Wie treffe ich die richtige Entscheidung?
Im Folgenden möchte ich dir 6 effektive Strategien mit auf den Weg geben, die dich in deinem Entscheidungsprozess unterstützen können.

Konzentriere dich auf deine Werte
Bei dieser Strategie geht es darum, gezielt den Blick nach innen zu richten und dir die Frage zu stellen, was für dich eine gute Beziehung ausmacht. Sei dabei ganz ehrlich zu dir. Denn nur wenn du deine eigenen Werte kennst und weißt, was dir ganz persönlich wichtig ist, kannst du entscheiden, ob du dir eine gemeinsame Zukunft mit deiner Partnerin oder deinem Partner vorstellen kannst und ob sie oder er zu dir passt.
Deine Beziehung sollte deine Werte stärken und dir das Gefühl geben, ihnen tagtäglich treu bleiben zu können. Praxisübung: Gestalte ein Vision Board zum Thema “Meine Werte” und gewinne mehr Klarheit.
Sei nicht so verkopft
Wir versuchen oft, wichtige Entscheidungen aus dem Kopf heraus zu treffen. Dabei werden wir jedoch stark von äußeren Stimmen beeinflusst (zum Beispiel den Meinungen anderer Menschen).
Nicht selten ist es die Stille, die uns zu unserem wahren Kern bringt und uns dabei hilft, uns selbst zu finden. Versuche dein Gedankenkarussell zu stoppen und Antworten in der Stille zu finden. Dabei kann Meditation oder Yoga helfen, deinen Blick nach innen zu richten und in die Entscheidung hinein zu spüren. Achte dabei gezielt darauf, wie sich dein Körper anfühlt und was dein Bauchgefühl sagt.
Frage dein Zukunfts-Ich um Rat
Bei wichtigen Entscheidungen kann es helfen, den Blick in die Zukunft zu richten. Visualisiere dich und dein Leben in 5 Jahren und stelle dir vor, wie du zu diesem Zeitpunkt lebst.
Taucht dein:e Partner:in in deiner Vorstellung auf? “Frage” dein Zukunfts-Ich gezielt, ob dein Partner oder deine Partnerin zu diesem Zeitpunkt noch an deiner Seite ist.
Wenn du diese Frage mit Nein beantwortest ist das ein klares Zeichen für das Ende der Beziehung.
Lasse dich von vertrauten Menschen beraten
Kaum eine Entscheidung ist so emotional aufgeladen, wie die Entscheidung, eine Beziehung zu verlassen oder zu bleiben. Dabei kann es passieren, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst.
Konkretes Beispiel: Manchmal sehen wir selbst nicht, dass wir in einer toxischen Beziehung oder in einer Beziehung mit einem Narzissten gefangen sind. Ein guter Freund oder eine gute Freundin, eine Schwester oder ein Bruder kann in diesen Momenten ein wichtiger Spiegel und Berater:in sein, um Klarheit zu finden.
Habe Geduld
Es gibt Entscheidungen, die wir spontan aus dem Bauch heraus treffen können. Andere dagegen brauchen ihre Zeit. Sei nicht zu ungeduldig mit dir und nimm dir genau die Zeit, die du brauchst.
Nimm einfach wahr, was du fühlst. Nutze ein Journal, um deine Gedanken aufzuschreiben und reflektiere deine Gefühle. Tu Dinge, die dir in diesem Prozess gut tun. Selbstliebe ist dabei ein wichtiges Stichwort. Du musst nicht jetzt sofort eine Entscheidung treffen.
Perspektive wechseln
Manchmal sind wir so gefangen in unseren eigenen Emotionen bezüglich einer Entscheidung, dass wir kaum klar denken können.
Folgende Frage kann jetzt helfen: Was würdest du einem Freund oder einer Freundin raten, wenn er oder sie in deiner Situation wären? Würdest du ihr oder ihm raten zu gehen oder zu bleiben? Gib dir selbst den Rat, den du anderen Menschen geben würdest, die dir wichtig sind.
Gehen oder bleiben: Typische Zweifel
Das Gefühl, vor der schweren Entscheidung zu stehen, in einer Beziehung zu gehen oder zu bleiben, kann uns innerlich zerreißen.
Mal fühlt es sich richtig an, zu bleiben und zu kämpfen. Mal denken wir, es sei richtig zu gehen und einen Neuanfang zu wagen. Die folgenden 6 Gründe, warum wir in dieser Entscheidung so zweifeln, sollen dir dabei helfen, dich selbst besser zu verstehen.
Wenn du den Ursprung deiner Zweifel kennst, fällt es dir anschließend leichter, die für dich richtige Entscheidung zu treffen. Überprüfe beispielsweise genau, ob es sich bei den Zweifeln um Symptome für Bindungsanst oder Verlustangst handelt.
Du fühlst dich verpflichtet, in deiner Beziehung zu bleiben
Wenn wir aus Pflichtbewusstsein in einer Beziehung bleiben, kann das unterschiedliche Ursachen haben.
Vielleicht hast du schon mal von dem sogenannten sunk-cost-effect gehört. Dieser besagt, dass wir in Beziehungen stecken bleiben, da wir bereits viel in unsere Beziehung investiert haben. Wenn wir die Beziehung verließen, entstünden quasi riesige “Kosten”.
Grundsätzlich ist hier das emotionale Investment gemeint. Es ist aber auch möglich, dass Partner:innen finanziell in die Beziehung investiert haben. Eine Studie aus dem Jahre 2010 zeigt: Wenn wenige äußere (Materielles – beispielsweise ein gemeinsames Haus) oder innere Verpflichtungen (Emotionales – beispielsweise das Gefühl, den Partner im Stich zu lassen) innerhalb der Beziehung bestehen, fällt die die Entscheidung, zu gehen, wesentlich leichter.
Du hast ein negatives Bild zum Single-Dasein
In unserer Gesellschaft wird uns oft vermittelt, dass wir nur vollkommen glücklich sein können, wenn wir in einer romantischen Beziehung sind. Viele Menschen entwickeln dadurch negative Glaubenssätze darüber, Single zu sein.
Den richtigen Partner zu finden, ist dann das beherrschende Lebensthema – und die Angst, für immer alleine zu bleiben, wird immer größer. Die Angst vor dem Single-Dasein sollte nicht darüber entscheiden, ob du mit deiner Partnerin oder deinem Partner eine Zukunft siehst – das wäre Selbstsabotage.
Vielmehr darfst du diese Glaubenssätze auflösen, um frei in deinem Entscheidungsprozess zu sein – und innere Ruhe zu finden.
Ihr seid emotional abhängig voneinander
Es ist vollkommen normal, dass sich in einer romantischen Beziehung eine gesunde Abhängigkeit aufbaut. Ihr entwickelt gemeinsame Routinen und gewöhnt euch an das Gefühl, euren Partner oder eure Partnerin an der Seite zu haben.

Manchmal passiert es jedoch, dass Menschen in die Falle einer emotionalen Abhängigkeit tappen. Das Leben ohne Partner:in erscheint ihnen dann sinnlos. Dies ist ein deutliches Warnsignal, das nicht ignoriert werden darf.
Emotional Abhängige haben nicht selten Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Kurz gesagt: Sie ignorieren eigene Bedürfnisse und laufen Gefahr, emotionalen Schaden zu nehmen.
Lesetipp: Lies gerne meinen Artikel „Selbstbewusstsein stärken„, wenn du zunächst emotional unabhängiger werden möchtest, bevor du eine Entscheidung triffst.
Du verspürst tiefe Verlustängste
Wenn wir einen geliebten Menschen loslassen müssen, kann dies tiefe Ängste in uns triggern. Besonders häufig sind die Angst vor der Einsamkeit oder die Verlustangst.

Vielleicht hast du in deinem Leben bereits die schmerzhafte Erfahrung von Verlust gemacht. Wenn du dich dafür entscheidest, zu gehen, kann dies negative Erinnerungen auslösen.
Diese Ängste können sehr tief sitzen. Manchmal ist es sinnvoll, diese Verlustängste aktiv anzugehen – ein guter Coach oder eine:n Therapeut:in können dir dabei helfen.
Du möchtest deinen Partner oder deine Partnerin nicht verletzen
Eine vergleichsweise neue Studie zeigt: Nicht selten sind altruistische Motive der Grund dafür, dass es Menschen schwer fällt, einen Schlussstrich zu ziehen und zu gehen.
Je mehr ein Mensch das Gefühl hat, dass der oder die Partner:in sich wünscht, dass die Beziehung weitergeht, desto schwerer fällt ihm die Entscheidung, die Beziehung zu beenden – und zu gehen.
Einfach gesagt: Manche Menschen bleiben in einer Beziehung, weil sie das Gefühl nicht ertragen, für den Trennungsschmerz und den Liebeskummer eines anderen Menschen verantwortlich zu sein.
Natürlich ist damit jedoch niemandem geholfen. Schließlich möchtet ihr beide in dieser Beziehung glücklich sein. Fakt ist: Es entsteht mehr Leid und Unglück dadurch, dass Menschen in destruktiven oder dysfunktionalen Beziehungen bleiben als dadurch, dass sie diese verlassen.
Fazit
Die Entscheidung, zu gehen oder zu bleiben, ist nicht leicht. Es ist vollkommen normal, dass du zweifelst. Es gibt wohl wenige Entscheidungen, die emotional so aufgeladen sind wie diese.
Während des gesamten Prozesses werden wir mit tiefen inneren Ängsten konfrontiert – nicht zuletzt der Angst vor Einsamkeit. Negative Glaubenssätze, die wir über das Single-Dasein haben, können die Entscheidung zusätzlich erschweren.
Nimm dir jetzt genau die Zeit, die du brauchst, um die für dich beste Entscheidung zu treffen. Achte jedoch darauf, nicht in diesem Zustand des Zweifelns festzustecken – und dich nicht in deinen Emotionen zu verlieren.
Um dem entgegenzuwirken, kann es hilfreich sein, mit deinem Zukunfts-Ich in Kontakt zu treten oder die Perspektive zu wechseln. Frage dich dazu ehrlich: Siehst du dich in 5 Jahren noch in dieser Beziehung? Würdest du deiner besten Freundin oder deinem besten Freund raten, in dieser Beziehung zu bleiben?
Finde Ruhe in dir, lerne deiner Intuition wieder zu vertrauen oder suche dir vertraute Menschen, die dich in diesem Prozess unterstützen können. Du bist nicht alleine mit deinen Zweifeln.
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